Ein nostalgisches Weihnachtsbuch: „Bergkristall. Der heilige Abend“

Ein nostalgisches Weihnachtsbuch: „Bergkristall. Der heilige Abend“

November 25, 2021 2 Von Maike

Eine wunderschöne Weihnachtsgeschichte des österreichischen Schriftstellers Adalbert Stifter, die erstmals im Jahr 1845 erschienen ist, wurde nun neu aufgelegt. Nacherzählt und neu illustriert, hat „Bergkristall. Der heilige Abend“ nichts von seinem nostalgischen Charme verloren – und transportiert noch zusätzlich eine Botschaft, die nach wie vor aktuell ist.

Ein Weihnachtsabend im Schneesturm

Hoch in den Bergen liegen zwei kleine Dörfer, die von einem Gebirgspass getrennt sind. Ein Mann aus dem einen und eine Frau aus dem anderen Dorf heiraten und bekommen weil Kinder. Diese und auch die Frau werden im Dorf allerdings nie wirklich als Einheimische angesehen. Als die Kinder, Konrad und Sanna, etwas älter sind, dürfen sie alleine über den Pass gehen und die Großeltern im anderen Dorf besuchen. So auch an dem einen Heiligabend, an dem die beiden los gehen, um Weihnachtswünsche zu überbringen. Die Mutter bitten die Kinder noch, zügig zu gehen und nirgendwo stehen zu bleiben, weil es an diesen Tagen schon früh dunkel wird. Sie erreichen die Großeltern rasch und essen bei ihnen in der warmen Stube. Die Oma packt ihnen noch Geschenke und reichlich Essen ein und schickt sie wieder zurück über den Berg.

Der Schnee setzt ein

Als sie den Wald erreichen, fallen die ersten Schneeflocken vom Himmel. Die Kinder freuen sich und stapfen schon bald durch den hohen frischen Schnee. Eine rote Holzsäule, die sonst als Wegmarkierung dient, hatten sie schon auf dem Hinweg umgestürzt liegen sehen. Schon bald verlieren die Kinder die Orientierung und sehen im dichten Schneetreiben keine Anhaltspunkte mehr. Der große Bruder macht seiner jüngeren Schwester Mut und sie gehen weiter. Irgendwann sind sie am Gletscher angekommen und finden eine Höhle, in der sie Unterschlupf finden können. Sie essen sich an den Geschenken der Großmutter satt und trinken vom Kaffeekonzentrat, so dass sie nicht einschlafen.

Es war nun Mitternacht und Weihnachten beginnt. Die Kinder blicken zum Himmel und sehen einen Stern mit einem langen Schweif über den Himmel ziehen. Als es hell wird, gehen sie weiter durch den Schnee. Irgendwann sehen sie eine Fackel in der Ferne und hören den Ton aus einem Hirtenhorn. Die Menschen aus beiden Dörfern sind aufgebrochen um sie zu suchen. Überglücklich schließen sie die Kinder in die Arme und ziehen alle zusammen in das Dorf, in dem die Mutter schon wartet.

Atmosphärisches und anrührendes Weihnachtsbuch

Sowohl die Geschichte als auch die wunderschönen, an frühere Zeiten erinnernden Illustrationen transportieren eine ganz besondere emotionale Atmosphäre. Wunderschöne Landschaften, ein heller Stern in der Weihnachtsnacht, Zusammenhalt zwischen Geschwistern und ein Happy End. Die Rollenverteilung ist hier sehr traditionell, sowohl bei den Erwachsenen als auch bei, Bruder – Schwester- Verhältnis. Der ältere Junge ist der Mutige und hilft seiner kleinen Schwester während des Schneesturms. Die Männer der beiden Dörfer ziehen auf den Berg und suchen die Kinder, die Frauen warten zuhause. Man verzeiht es der über 150 Jahre alten Geschichte und kann an dieser Stellen den zuhörenden Kindern vielleicht kurz den Hintergrund erklären.

Die Botschaft am Ende ist aber früher und heute gleich wichtig. Manchmal werden „Fremde“ in der Gesellschaft mit Vorurteilen und Skepsis betrachtet und nicht komplett integriert. Hier muss erst ein Unglück geschehen, damit beide Dörfer zusammen kommen und sich alle gemeinsam für die Kinder einsetzen, egal, aus welchem Dorf diese nun stammen. Dies kann sicher gedanklich noch weiter geführt werden. Der Verlag empfiehlt das Buch ab 3 Jahren, was wir aufgrund der doch recht komplexen Sprache für ein wenig zu früh halten.

Bergkristall. Der heilige Abend, eine Geschichte von Adalbert Stifter, nacherzählt von Anita Sansone Cotti, mit Bildern von Maja Dusíková, Bohem Verlag 2021.

Das Buch wurde uns vom Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt.

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