„Mein erstes Buch der Gefühle – Von Wut, Streit und Gummibärchen“ – Dagmar Geisler
Vor 25 Jahren erschien mit „Mein Körper gehört mir!“ das erste Ratgeberbuch von Dagmar Geisler und es folgten viele weitere, die sich mittlerweile in vielen Kindergärten, Grundschulen und Privathaushalten wieder finden. Sie schreibt über Aufklärung, Nicht – Verlorengehen und Nicht – Mitgehen und über Gefühle bzw. generell emotionale Entwicklung für Kinder ab 5 Jahren. Hierzu ist jetzt mit „Mein erstes Buch der Gefühle – Von Wut, Streit und Gummibärchen„* ein Sammelband erschienen, der eigentlich (fast) alle Eltern und deren Kinder im höheren Kindergartenalter ansprechen müsste. Darin sind insgesamt vier Bücher der Autorin zu finden.
„Manchmal gibt es einfach Streit“
Der Titel lässt es offen, aber hier geht es nicht hauptsächlich um Streit zwischen Kindern, sondern um den Streit zwischen Eltern und dessen Auswirkungen auf die Kinder. Zunächst wird klargestellt, dass jeder mal streitet und dass die Streitgründe ganz unterschiedlich und auch mal ganz banal sein können.
Auch die Eltern des erzählenden Kindes streiten mal und man erkennt es schon an kleinen Gesten und Körperhaltung. Mal ist der Streit aus einem Missverständnis entstanden und schnell vorbei, mal wird schnell ein Kompromiss gefunden und mal – ist es wirklich schlimm. Der Junge berichtet von einem Tag, an dem die Eltern kaum miteinander gesprochen haben. Nachts hörte er sie schimpfen und Türen knallen und am nächsten Morgen sitzt die Mutter traurig am Frühstückstisch.
Und der Junge geht mit einer schlechten Stimmung in den Kindergarten und streitet sich grundlos heftig mit seinem besten Freund. Zum Glück sprechen sich die Eltern am Nachmittag aus und vertragen sich wieder. Und auch beim Freund im Kindergarten ist am nächsten Tag eine Entschuldigung fällig.
„Wann habe ich eigentlich genug?“
Manchmal reicht es einfach nicht und man kann nicht genug bekommen. Bei Lisa ist es so mit Gummibärchen, obwohl ihr am Ende von zuvielen immer schlecht wird, bei Tim sind es die Fußballhasen, die er sammelt und schon so viele davon hat, dass er kaum noch seinen Liebling findet. Lilly mag alles was glitzert und will immer mehr davon haben, obwohl es dann doch störend ist und Marie möchte immer weiter Fernsehen, auch wenn alle anderen Kinder draußen großen Spaß haben und sie gerne dabei hätten. Manchmal weiß man aber, wann etwas reicht. Emma weiß genau, wie lange sie tauchen kann und wann sie auftauchen muss und auch Emilia und Finn wissen, wann sie beim Toben eine Pause einlegen müssen.
Nach der Schilderung der Einzelfälle gibt es am Ende eine Grafik mit Smileys, durch die Kinder gut einschätzen können, auf welcher Stufe des „Reicht es?“ man sich befindet sowie ein kleiner Fragebogen zur Selbsteinschätzung.
„Zum Glück gibt es Geschwister“
Mira erzählt nach den Ferien im Kindergarten von ihrem neugeborene Brüderchen und davon, wie es zuhause momentan abläuft. Zuerst habe sie sich gefreut, aber jetzt ist da nur Schreien, Wickeln und gestresste Eltern. Die anderen Kinder berichten ebenfalls von ihren Geschwistern und davon, dass es bei ihnen oft ebenso war. Sie erzählen von Vor- und Nachteilen in einer Familie, das kleine, mittlere oder große Kind zu sein. Nur Theo, der keine Geschwister hat, ist nicht überzeugt und findet diese nur stressig. Da widersprechen die anderen aber doch und finden positive Gegenbeispiele.
Auf den nächsten Seiten wird dargestellt, dass jede*r mal klein war. Alle konnten nur schreien, wollten oft gestillt werden, konnten nicht laufen und waren nachts wach. Alles ganz normal! Und im Laufe der Zeit werden die kleinen Babys auch größer und vieles irgendwie doch leichter.
Am Ende gibt es ein paar Tipps, im Prinzip für Kinder und auch Eltern, wie man mit möglichen Problemen umgehen und diese vielleicht sogar vermeiden kann.
„Wohin mit meiner Wut?“
Zunächst wird anschaulich beschrieben, dass jedes Kind und auch jeder Erwachsene mal wütend ist – und zwar so richtig. Dann möchte man schreien und um sich schlagen und einem wird heiß oder kalt.
Manchmal weiß man den Grund der Wut (Verbot der liebsten Fernsehsendung, Auslachen usw.), manchmal ist man „einfach so“ wütend. Der Junge weiß zum Glück einige Möglichkeiten, um die Wut loszuwerden und diese funktionieren auch oftmals sehr gut. Er überlegt auch, wie man manchen Gründen für Wut vorbeugen kann und wie man mit der Wut anderer umgehen kann.
Fazit
Was mir bei den Büchern von Dagmar Geisler ganz besonders gut gefällt, ist die Tatsache, dass sie so besonders nah bei den Kindern und deren Problemen ist. Die kleinen Leser können sich unglaublich gut in die Situation der Kinder aus dem Buch hinein versetzen und erkennen viele Situationen und Gefühle wieder. Seien es das Gefühl, mit einer Tüte Gummibärchen einfach nicht aufhören zu können, obwohl man dann immer starke Bauchschmerzen bekommt oder die kindliche Verwirrung und Hilflosigkeit, wenn die Eltern sich streiten, Dagmar Geisler trifft immer genau den Punkt bei den kindlichen Emotionen.
Für Kindergärten und eigentlich alle Haushalte mit Kindern ab ca. 4 Jahren kann ich das Buch definitiv empfehlen, weil sich jede Familie darin wiederfindet. Eltern wie Kindern können mithilfe der Geschichten ihr Verhalten spiegeln und reflektieren und beide Parteien finden zum Teil sehr nützliche Tipps, um mit diesen vielfältigen Problemen umzugehen.
Dagmar Geisler, Mein erstes Buch der Gefühle – Von Wut, Streit und Gummibärchen, Loewe Verlag
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