„Ein klein wenig anders“ – Claire Alexander
Individualität wird groß geschrieben, das ist klar. Zumindest auf dem Papier. Aber schon bei Kindern im Kindergarten kommt es vor, dass ein Kind, dass doch nicht ganz so ist wie die anderen, komisch von der Seite angeschaut wird. Ein Junge, der gerne rosa Gummistiefel trägt? Oder ein Mädchen, das meist in der Ecke mit den Autos anzutreffen ist und gerne Dinopullis trägt? (Um mal bei den üblichen Klischees zu bleiben). Man kann es aber auch im Bezug auf die Themen Inklusion oder Diversität betrachten. „Anders Sein“ als die Mehrheit dürfte eigentlich kein Problem mehr sein, ist aber in vielen Köpfen noch mit Vorteilen behaftet. So geht es auch dem kleinen Pflufer in „Ein klein wenig anders“ von Claire Alexander, der zunächst einmal Ablehnung dafür erfährt, dass er nicht so ist wie die anderen.
Wenn man nicht so ist wie die Mehrheit
Die Plufer sind freundliche, kleine Wesen, die alle gleich aussehen – bzw. nur fast gleich, wenn man genau hinschaut. Sie haben geplant, alle gleichzeitig etwas aufzuführen und auch extra dafür geprobt. Dafür stehen sie nun alle in einer Reihe, schauen nach vorne und warten, bis es wie vereinbart losgeht. Alle zusammen stoßen nun mit einem lauten „Pluuuf!“ eine graue Wolke aus einer Öffnung an ihrem Kopf aus. Alle? Nein, beim vorletzten Plufer in der Reihe kommt nichts. Die anderen merken das nicht gleich, schauen nach oben und bewundern ihre kleinen, grauen Wolken. Gerade als sie sich über die Lücke wundern, kommt bei diesem doch etwas heraus, aber nichts graues. Eine farbenprächtige Wolke in gelb, blau und rot erscheint, zusammen mit einem lauten „Schuuuf!“ – Geräusch. Der Pflufer freut sich sehr über diese Wolke, aber die anderen wenden sich ab und gehen. Eine bunte Wolke? Das ist anders und seltsam, das soll nicht sein.
Der Kleine sinkt traurig zu Boden und kann nicht verstehen, warum sie das nicht mögen. Während die bunte Wolke noch am Himmel schwebt, kommt ein anderes Wesen herbei und staunt. So etwas Tolles, wie wunderschön! Es fragt den Plufer, ob er das gemacht hat und versichert, dass es genau deswegen toll ist, weil es anders ist. Es ermuntert, dass er noch eine bunte Wolke macht und beide sind einfach nur glücklich damit. Die Wolke wird so groß und die Rufe so laut, dass die anderen Pflufer nach oben schauen. Sie sprechen miteinander und überlegen, dass es doch schon ziemlich besonders ist. Zusammen gehen sie zu ihm und freuen sich zusammen, bevor sie dann alle loslegen mit den bunten Wolken.
Schöne Botschaft, niedlich illustriert
Die Botschaft am Ende des Buches ist klar: man muss nicht sein wie alle anderen. Unterschiede sind etwas Gutes, auf das man stolz sein kann. Wenn die anderen das nicht sehen, ist das ein Problem von deren Seite. Dem kleinen Plufer hier steht jemand zur Seite, der ihn darin bestärkt, dass seine bunte Wolke ganz wunderbar ist, auch wenn die anderen das nicht so sehen. Die Gruppe handelt zunächst wie so oft leider üblich: jemand handelt anders als die Gruppe, sieht anders aus als die Gruppe – und wird deswegen ausgegrenzt. Doch nach dem Jubel des Neuen über die bunte Wolke denken sie nochmal nach und ändern ihre Meinung. Bunt ist auch toll, es muss nicht alles gleich grau sein! Das Buch kommt mit wenigen Worten aus und auch die Illustrationen sind auf das Wichtigste reduziert: die Plufer und ihre Wolken. Dennoch erzählt es eine wichtige Geschichte, die man gut als Gesprächsanlass für Themen wie Akzeptanz, Toleranz, Vorurteile und Anderssein nehmen kann. Auch Ausgrenzung und Diskriminierung lassen sich hier aufzeigen und besprechen – und sicherlich Wege thematisieren, wie man damit umgehen kann. Ein besonderes Bilderbuch mit einem wunderbar kreativen Cover, ideal für die pädagogische Arbeit schon im Kindergarten. Wir empfehlen dieses Bilderbuch für Kinder ab 3 Jahren.
Claire Alexander, Ein klein wenig anders, aus dem Englischen von Isabel Abedi, Loewe Verlag 2021.
Das Buch wurde uns vom Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt.betr