„Die Eroberung der Villa Herbstgold“
Als meine Kinder zum ersten Mal in einem Seniorenheim waren und eine Gruppe bei Ballspielen gesehen haben, kam schnell die Frage, ob das wie eine Kita für alte Leute ist. Zumindest in manchen Bereichen finde ich den Vergleich irgendwie nett. Die Kinder im neuen Bilderbuch von Stefanie Hölfer und Claudia Weikert erkennen in „Die Eroberung der Villa Herbstgold“ auch einige Parallelen. Auf jeden Fall macht ihnen das Zusammentreffen mit den vielen Omas und Opas ganz viel Spaß – und den Leser*innen auch! Ein fröhliches, absolut liebenswertes Bilderbuch, das eine Botschaft hinterlässt: Lasst junge und ältere Menschen mehr zusammen. Das kann so ein Gewinn sein!
Ein Kita – Ausflug ins Seniorenheim
Die Kinder der Igelgruppe sind – wie ihrer Erzieherinnen – ganz aufgeregt, denn bald steht schon der nächste Ausflug an. Dieses Mal geht es nicht in den Wald, sondern zur Villa Herbstgold, wo sie ein Märchen aufführen wollen. Önder weiß auch genau, was sie dort erwartet: viele Omas und Opas, die nicht mehr gut laufen können und dort leben. Noch genauer weiß Leslie Bescheid, denn ihr Opa wohnt dort. Der hat zwar ein Holzbein, kann aber trotzdem noch ganz gut laufen. Die Kita- Kinder überlegen hin und her, ob dort wohl auch Hexen wohnen, weil die von Hänsel und Gretel ja auch schon eine Oma war. Ganz klar ist das, aber dafür wissen sie nun, welches Märchen sie dort vorspielen möchten.
Einige Wochen später stehen sie nun in der großen Villa, die auf den ersten Blick ganz leer ausschaut. In einem Raum sitzen ganz viele alte Leute, die Tee trinken und Kuchen essen. Da die Erzieherinnen so lange quatschen, gehen die Kinder – angeführt von Leslie – einfach auf eigene Faust eine Runde durch das Haus. Zuerst besuchen sie ihren Opa und staunen über sein tolles Holzbein. Der stellt den Kindern dann eine Frau mit langen weißen Haaren vor, die tatsächlich etwas wie eine Hexe aussieht – aber eine nette! Sie zeigt, dass sie ihre Zähne aus dem Mund nehmen kann und dort sogar viel besser putzen kann. Die Kinder treffen viele andere Bewohner*innen. Eine Frau, die ein großes Schokoladenversteck hat und einen Mann, der den ganzen Tag angelt. Da sie nun alle kennen, sind sie bei der Aufführung des Märchens auch gar nicht mehr so aufgeregt. Sowohl Kinder als auch Omas und Opas fanden den Tag richtig toll!
Jung trifft alt – absolut liebenswert
Mit ganz viel Witz und Humor und authentischen kindlichen Gefühlen begleiten wir die Kita- Gruppe bei ihrem Ausflug in das Seniorenheim. Die Kinder gehen mit der Situation ganz unterschiedlich um: die einen freuen sich lautstark darauf, die anderen haben etwas Bauchgrummeln und Sorgen vor dem Neuen. In der Villa sind sich dann aber alle einig, dass es total spannend ist, dort alles zu erkunden. Die älteren Menschen reagieren auch ganz wunderbar auf die Kinder: sie erklären (auch, dass manche ab und zu ebenfalls Windeln tragen) mit viel Witz und Herz und freuen sich über die Anwesenheit der Kinder. Sowohl die Geschichte als auch die Illustrationen sind absolut liebenswert und auch die Idee, jung und alt zusammen zu bringen, kann wirklich überzeugen. Wir empfehlen das Buch für Kinder ab 4 Jahren.
Stefanie Hölfer, Claudia Weikert, Die Eroberung der Villa Herbstgold, Beltz & Gelberg 2022.
Das Buch wurde uns vom Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt.