„Smile“ und „El Taubino“ – Zwei Comics über Zahnspangen und Hörgeräte
Wir möchten euch heute zwei Gaphic Novels vorstellen, die etwas zum Thema haben, das man sonst nicht häufig in Kinderbüchern findet. Im ersten Buch verliert ein Kind durch eine Krankheit ihr Gehör und musss sich danach neu zurecht finden: Hörgerät, Lippenlesen und Zeichensprache. Dazu die üblichen Probleme, die man so in der Pubertät hat – gar nicht so einfach. Im gleichen Alter ist das Mädchen, das durch einen Sturz zwei Schneidezähne verliert und nun viele Zahnarztbehandlungen über sich ergehen lassen muss. Dazu bekommt sie auch noch eine Zahnspange
„El Taubino“ – Cece Bell
Als Cece vier Jahre alt ist, bekommt sie eine schlimme Krankheit, wegen der sie einige Zeit in einem Krankenhaus bleiben muss. Sie wird wieder ganz fit, aber kann danach nicht mehr hören – zumindest nicht ohne Hilfsmittel. Zum Glück kann sie ein Hörgerät bekommen, das es ihr ermöglicht, zu großen Teilen wieder wie früher zu hören. Wenn es nur nicht so nervige Kabel hätte! Trotzdem kann Cece nicht zusammen mit ihrer besten Freundin in eine Vorschule gehen, sondern bekommt zusammen mit anderen Kindern, die auch ein Hörgerät tragen, Unterricht. Dort lernt das Mädchen nicht nur schreiben und rechnen, sondern auch Wörter von den Lippen anderer zu lesen. Nicht ganz leicht, aber toll! Nach dem Sommer wird aber alles anders. Die Familie zieht um und die Kinder in der neuen Nachbarschaft meiden sie und lachen sie zum Teil sogar aus.
Auch in der neuen Schule fühlt Cece sich einsam und hat das Gefühl, dass alle nur auf ihre Ohren starren. Aber dank des neuen Hörgerätes, das mit einem Gerät bei der Lehrerin verbunden ist, entdeckt sie auch eine neue Superkraft: sie kann Worte der Lehrerin hören, auch wenn sie nicht im Klassenraum ist. Sogar aus dem Lehrerzimmer! Cece stellt sich vor, dass sie eine Superheldin namens „El Taubino“ ist, die alles schaffen und überall ihre Interessen vertreten kann.
Die nächsten Jahre werden noch von einigen Schwierigkeiten, aber auch von Fortschritten und positiven Erlebnissen geprägt. Neue Freundinnen, mit denen sie mehr oder weniger gut auskommt, ein anderes und ein defektes Hörgerät, das doch vermisst wird, neue Erkenntnisse zur Zeichensprache und das erste Verliebtsein. Ganz normale Themen auf dem Weg in die Pubertät, aber auch spezielle, die nur taube Kinder kennen. Ein klug geschriebener und witzig illustrierter Comic, der alles dafür mitbringt, um Verständnis für andere zu entwickeln und zu zeigen, dass in uns alle eine Superkraft steckt. Die Geschichte wird aus der Sicht der Protagonistin erzählt und ist autobiographisch erzählt. Die Autorin hat selbst mit 4 Jahren ihr Gehör verloren. Für Kinder ab 9 Jahren. Toll auch für die Klassenbibliothek.
Cece Bell, El Taubino, übersetzt von Harriet Fricke, Loewe Graphix, Loewe Verlag 2022.
„Smile“ – Raina Telgemeier
Gerade als sie von einem Pfadfinderinnentreffen zurück kommt und noch im Dunkeln Fangen mit ihrer Freundin spielt, stürzt Raina. Sie hat sich zwei Zähne ausgeschlagen und noch kompliziert in den Kiefer geschoben, so dass jetzt dort eine riesige Zahnlücke klafft. Zum Glück kann der Zahnarzt die Zähne retten, aber damit es wieder dauerhaft gut wird, braucht sie eine Zahnspange. Für Raina ist das nicht ganz leicht. Überall schauen die Leute auf sie, fragen sie nach dem Unfall und ihre Geschwister ziehen sie immer wieder auf. Dazu kommen noch die üblichen Probleme von Zwölfjährigen. Sie möchte gerne älter aussehen, Ohrlöcher haben und den Jungs in ihrer Schule auffallen. Alles gar nicht so einfach!
Wir begleiten Raina auch durch die nächsten Jahre, bis zu ihrem ersten Jahr in der Highschool. Bis zu dem Zeitpunkt ist sie weiter mit ihrem alten Freundeskreis verbunden, der es ihr nicht immer leicht macht, sie hänselt und vor anderen bloß stellt. Vor allem eine „Freundin“ macht sich daraus immer öfter einen Spaß. Lange Zeit lässt sich Raina alles gefallen, auch noch in den ersten Wochen der neuen Schule. Doch nach einer besonders gemeinen Aktion entschließt sie sich für den Bruch mit den neuen Bekannten und findet bald einen neuen Freundeskreis, der viel besser zu ihr passt. Die Zahnbehandlung hat weiter ihre Höhen und Tiefen, bis sie eines Tages zum letzten Mal beim Kieferorthopäden sitzt und ihre Spange nach vielen Jahren ablegen darf. Ein neuer Lebensabschnitt beginnt.
Auch diese Geschichte ist autobiographisch. Man leidet mit der Autorin mit, die sich hier mit den typischen Problemen von Heranwachsenden auseinander setzt. Aber es ist nicht alles negativ. Sie hat ein tolles Verhältnis zu ihren Eltern, Hobbys, die ihr Spaß machen und immer auch wieder nette Bekanntschaften. In dieser Mut machenden, aber auch humorvollen Geschichte werden sich sicherlich viele junge Leserinnen (ja, wahrscheinlich hauptsächlich Leserinnen) wiederfinden.
Raina Telgemeier, Smile, aus dem Englischen von Ann Lecker, Loewe Graphix, Loewe Verlag 2022.
Die Bücher wurden uns vom Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt.