Scheidung im Bilderbuch: „Jakob kann zaubern“
Wenn sich Eltern nur noch streiten und irgendwann den Entschluss fassen, dass es besser ist, getrennt zu leben, ist das für Kinder oft keine leichte Situation. Manchmal geben sie sie Kinder auch (unbewusst) die Schuld an der Situation. Ihre Gefühle drohen sie zu überwältigen und es gibt ganz schön viel zu verarbeiten. Bilderbücher eignen sich immer gut dafür, mit den Kindern ins Gespräch zu kommen.
„Jakob kann zaubern“ von Ute Steffens und Tine Schulz ist eine sensibel und einfühlsam erzählte Geschichte über magisches Denken, ein sich veränderndes Familienleben und die weiter bestehende Liebe von Eltern zu ihren Kindern. Ab ca. 4 Jahren.
Jakob wohnt zusammen mit seinen Eltern und seiner Schwester, die schon in die Schule geht. Überall hin begleitet ihn sein Plüschtier Teddy, mit dem er viel Spaß haben kann, das ihm aber auch wunderbar trösten kann. Als Papa ihn eines Tages in die Waschmaschine steckt, so dass Teddy nicht mehr so weich und flauschig ist, wünscht Jakob Papa weit weg, bis zum Mond! Ein paar Tage später ist Fasching und Jakob verkleidet sich als Zauberer.
Mit seinem Zauberstab kann er Ampeln grün werden lassen und Türen dazu bringen, sich zu öffnen. Toll! Vielleicht hat er ja sogar wirklich magische Kräfte? Der Junge zaubert hier und da und freut sich sehr darüber. Als sie wieder zuhause sind, empfangen sie die Eltern in komischer Stimmung. Die beiden hatten in letzter Zeit eh immer viel gestritten. Nun teilen sie den Kindern mit, dass Papa bald ausziehen wird und eine eigene Wohnung bekommt, weil sie sich nicht mehr gut vertragen.
Jakob ist sehr traurig und ist der festen Überzeugung, dass das nur an seinem Wunschzauber liegt. Am Abend gesteht er Papa all das unter Tränen. Der kann ihn zum Glück beruhigen. Kinder- Zauber haben bei solchen Entscheidungen keine Kraft. Jakob hat absolut keinen Anteil an Papas Umzug. Dem stimmt auch Mama zu! Beide bestätigen ihnen, dass sowas immer eine Sache zwischen die Erwachsenen ist und sie einfach einen Zustand haben möchten, in dem sie nicht mehr so viel streiten. Die beiden Kinder haben sie immer lieb und Mama und Papa bleiben sie auf jeden Fall.
Es ist mehr als wichtig, sich bei solchen Themen, die das kindliche Gefühlsleben stark durcheinander bringen, in die Perspektive der Kinder hinein zu versetzen. Keineswegs sollten sie mit möglichen Schulgefühlen alleine gelassen werden. In dieser Geschichte werden sie gut nachvollziehbar in ihrem Alltag abgeholt, was auch an den sympathischen Illustrationen liegt.
Die Geschichte bietet einen guten Gesprächsanlass für alle Familien, bei denen sich die Eltern „im Guten“ trennen und weiterhin beide für das Kind greifbar sind. Hier wird angedeutet, dass die Kinder in der neuen Wohnung des Vaters ein Zimmer bekommen und dort am Wochenende übernachten können.