„Adam und seine Tuba“ – Žiga X Gombac, Maja Kastelic
Von Kindern wird oft erwartet, dass sie in Bezug auf Interessen und Talente in die Fußstapfen der anderen Familienangehörigen treten. Die Mutter macht mit viel Begeisterung einen bestimmten Sport? In der Familie sind alle musikalisch und erfolgreich auf dem Gebiet? Da soll das Kind bitte folgen. Aber was ist, wenn das Kind kein Interesse zeigt oder einfach kein Talent dafür hat? So geht es dem Jungen in „Adam und seine Tuba“ von Žiga X Gombac und Maja Kastelic.
Jeder Mensch hat eine Talent
Schon seit vielen Jahren reist die Artistenfamilie Purzlovski mit ihrem Zirkuswagen durch die Gegend und treten mit ihren ganz besonderen Kunststücken in der Manege auf. Die Oma kann Feuer spucken, der Opa Schwerter schlucken, die Eltern auf dem Seil tanzen und die Tochter Einrad fahren und jonglieren. Nach jeder Aufführung jubeln die Menschen der erfolgreichen Familie zu. Nur ein Mitglied ist nicht dabei und kümmert sich nicht um die Artistendinge der anderen. Die anderen hatte versucht, Adam in ihren besonderen Talenten zu unterweisen, doch es war vergebens.
Die Eltern machen sich Sorgen, weil Adam anscheinend nichts von all dem zu gelingen scheint und sie fragen sich, was sie falsch gemacht haben. Zusammen berät die Familie, wie der Junge nun seinen Anteil leisten könnte. Sollte er vielleicht für alle Geschirr spülen oder die Kleidung der anderen bügeln?
Als die Familie nach Adam schauen möchte, hört sie ein besonderes Geräusch. Der Junge sitzt in seinem Wagen und spielt mit geschlossenen Augen auf einer Tuba eine wunderschöne Melodie. Was für ein Talent! Die Familie erkennt, dass sie ihm einfach nie richtig zugehört haben und seine Begabung einfach an einer ganz anderen Stelle lag. Adam ist so froh, dass seine Familie ihn endlich versteht und hat eine wunderbare Idee: er kann mit seinem Instrument doch die Vorführungen seiner Familie begleiten. Von da an tritt Adam auch in der Manege auf, zusammen mit seiner Tuba.
Wertschätzende, feinfühlige Geschichte
Die feinsinnige und ruhige Geschichte rund um den Jungen und seine – zumindest vor den anderen verborgene- Begabung ist eine Aufforderung an alle, genau hinzusehen und nicht einfach Traditionen nachzuhängen, ohne auf das Individuum zu schauen. Dass Adam in die Fußstapfen der Artisten treten soll, war allen in der Familie klar. Aber dass es einfach nicht das Richtige für ihn ist, das wollte lange Zeit niemand sehen. Wir sehen, dass man genau hinschauen und hinhören muss, um Bedürfnisse wahrzunehmen.
Wie Adam zu der Tuba gekommen ist, ob er heimlich geübt hat, das wird nicht ganz klar, Aber als seine Familie ihn endlich spielen hört uns es wertschätzt, ist es für ihn eine riesige Erleichterung. Die Lösung, dass seine Begabung und Leidenschaft in den „großen Plan“ der Familie eingebunden wird, stellt alle zufrieden. Da vergisst man es fast, dass einige ihn aufgrund der fehlenden Gabe für Artistik zum Tellerwäscher abstellen wollten. Ein wertschätzendes Bilderbuch über die Schwierigkeit, aber auch die Chance, seinen eigenen Weg zu finden und darauf zu hören, was man wirklich mag und kann. Die feinen Illustrationen in reduzierten, warmen Farbtönen erwecken die Welt von Zirkus und Artistik auf eine ganz besondere Art und Weise zum Leben. Für Kinder ab 4 Jahren.
Žiga X Gombac, Maja Kastelic, Adam und seine Tuba, Nord Süd Verlag 2022.
Das Buch wurde uns vom Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt.