„Das alles sind Gefühle“ – Michael Engler, Julianna Swaney
Ihr hattet euch sehr ein Bilderbuch zum Thema Gefühle gewünscht. Kaum ein Thema beschäftigt und fordert Eltern so wie dieses. Aber es erfreut auch und kann inspirieren, denn die Bandbreite der Gefühle macht einen Menschen doch erst aus. Genau diese lernen wir in „Das alles sind Gefühle“, dem neuen Buch von Michael Engler und Julianna Swaney kennen.
Ganz schön viele Gefühle
Keine schöne Situation für Lars: gerade als er das Marmeladenglas aus dem hohen Schrank holen will, kommt seine Mutter in die Küche. Er erschreckt sich, das Glas geht zu Bruch und seine Mutter schimpft. Er bekommt einen heißen Kopf, einen verknoteten Magen, fängt an zu schreien und stürmt nach draußen. Dort trifft er auf einen Maulwurf, der ihn nett fragt, was mit ihm los sei. Lars wundert sich, dass dieser trotz seines hochroten Kopfes keine Angst vor ihm hat. Aber der sieht in ihm einfach Lars, mit ganz schön viel Gefühl“. Er versichert ihm, dass all die verschiedenen Gefühlen einen Menschen ausmachen. Lars versteht nicht ganz, was Gefühle sein sollen, weil man sie nicht sehen und fühlen kann. Also erklärt es ihm der Maulwurf auf ganz anschauliche Art.
In manchen Situationen ist man verdammt wütend und sogar der Körper reagiert darauf. In anderen freut man sich sehr oder ist furchtbar neugierig auf etwas. Und manchmal fühlt man sich sehr mutig, aber am Tag darauf vielleicht schon wieder sehr ängstlich – je nach Situation und nach Grundstimmung. Lars berichtet seinem Freund, dass es Tage gibt, an denen er es ganz ruhig haben möchte und am liebsten mit seiner Mama kuschelt, und wieder andere Tage, an denen er es toll findet, wenn viele Kinder da sind und alles laut ist. Der Maulwurf gibt Lars noch einige konkrete Tipps. Er zeigt ihm, wie man sich mit Atemübungen entspannen kann und nach der Wut ruhiger wird und bestärkt ihn, über seine Gefühle mit anderen zu reden. Kaum hat er das gesagt, kommt auch schon Lars‘ Mutter in den Garten und nimmt ihn fest in den Arm.
Alle Gefühle gehören dazu
Die Hauptaussage des Buches ist, dass eine große Bandbreite von Gefühlen einen Menschen ausmachen und dazu gehören. Man kann nicht immer mutig oder immer fröhlich sein. Manchmal wird man von den Gefühlen überrollt, manchmal kann man es schaffen, sie ein wenig zu kontrollieren. Mit anschaulichen Beispielen aus dem Alltag zeigt der Maulwurf – den mal als Erklärenden einfach hinnehmen muss – , welche Gefühle alle zum Alltag des Kindes dazu gehören und wie vielfältig sie sein können. Die Wut kommt hier tatsächlich nicht so gut weg und wird als „blödes Gefühl“ bezeichnet. Lars ist auch unsicher, ob der Maulwurf vor seinem wütenden Ich Angst hat. Hier hätte ich mir etwas mehr Bestärkung gewünscht, dass Wut auch ein ebenso gleichberechtigtes Gefühl wie alle anderen ist und dass man natürlich wütend sein darf und muss, wenn es Grund dafür gibt. Der Autor hatte hier sicherlich eher die „überrollenden Wutanfälle“ eines Kindergartenkindes im Auge, die für alle Beteiligten sehr anstrengend sein können. Da andererseits aber zurecht betont wird, dass man mit all (!) seinen Gefühlen man selbst ist, müssten die Vorlesenden das vielleicht nochmal ansprechen. Die zarten und vielfältigen Illustrationen sind auf jeden Fall ein Hingucker. Toll ist auch, dass wir hier endlich mal einen Protagonisten haben, der eine Brille trägt.
Michael Engler, Julianna Swaney, Das alles sind Gefühle, Ars Edition Verlag 2022.
Das Buch wurde uns vom Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt.