Die schönsten Bilderbücher des Jahres 2020
Ich glaube, in kaum einem Jahr haben wir mehr zuhause gelesen als in diesem. Kaum verwunderlich, waren wir ja auch einfach aufgrund mangelnder Alternativen sehr viel zuhause. Und zum Glück sind auch in diesem Jahr viele schöne Bilderbücher neu erschienen, die groß wie klein sehr begeistert haben und die man auch nach dem zehnten Mal Lesen weiterhin gerne in die Hand nimmt. Wir stellen euch hier nochmals eine Auswahl der schönsten Bilderbücher aus dem Jahr 2020 vor. Vielleicht kennt ihr ja das eine oder andere noch nicht und findet einen neuen Bilderbuchfavoriten für das Kinderzimmer.
So ein schönes Bilderbuch: „Theo der Flo“
Theo lebt zusammen mit seinem Opa, der früher ein großer Entdecker war, auf dem Rücken eines Affen. Opa erzählte viel von seinen abenteuerlichen Reisen auf einem Schneehasen oder einem Zebraschwanz. Theo möchte auch so werden wie sein Opa und beschließt, nachdem er von einem Ort namens „Löwe“ gelesen hat, dass er selbst auf Expedition gehen möchte. Voller Vorfreude und Wagemut packt er seine Sachen und verabschiedet sich vom Opa…
„Theo der Flo“* von Katarína Macurová ist einfach großartig. Zum einen ist es ganz wundervoll und farbenfroh illustriert und es gibt einiges zu entdecken. Der kleine Rasenmäher, mit dem die Affenhaare um den Wohnort gemäht werden, die Anschlüsse, an denen Blut gezapft werden kann oder die dicke Mücke auf dem Löwen – alles einfach toll. Die Geschichte ist einfach herzallerliebst und herrlich skurril. Theo ist stolz auf seinen Opa und möchte auch ein Entdecker sein. Mutig macht er sich auf den Weg, stellt sich Neuem und erkundet Gegenden, die noch nie ein Flo gesehen hat. Allein für die Idee, die Welt aus der Sicht von Flöhen zu sehen, lieben wir das Buch. Und wenn es dann noch so herrlich umgesetzt ist, hat das Buch klares Potential für einen neuen Bilderbuchliebling. Wir empfehlen es für Kinder ab 3 Jahren.
Katarína Macurová, Theo der Flo, Orell Füssli Verlag 2020.
„Mr. Brown hat einen schlimmen Tag“
Es gibt so Tage, an denen läuft einfach alles schief. Morgens ist schon alles hektisch, die Kaffeemaschine funktioniert nicht, man steht im Stau und hat dann noch etwas Wichtiges vergessen. Solche oder so ähnliche Tage kennen wir alle wahrscheinlich. Ähnlich geht es dem Geschäftsmann in „Mr. Brown hat einen schlimmen Tag“* von Lou Peacock und Alison Friend, der seinen unglaubliche wichtigen Koffer verliert und so einiges erlebt, um ihn wieder zu bekommen. Ein Bilderbuch mit Lieblingsbuchpotential mit einem sehr überraschenden Ende!
Die Geschichte ist einfach unglaublich witzig und liebenswert und das Ende hat wahrscheinlich niemand so erwartet. Der stattliche Mr. Brown, der mit seinem schicken Anzug und Hut im Park sitzt und den ganzen Tag sehr wichtige Geschäfte macht, ist auf der einen Seite. Am Ende ist er dreckig und seine Kleidung zerrissen, aber er ist glücklich, weil er seinen Koffer wieder hat. Und das Beste ist der sehr (!) wichtige Inhalt, weswegen er das alles durchgemacht hat. Jeder erwartet Geschäftsunterlagen, Verträge oder Ähnliches, aber mit einem Kuscheltier und einer Schmusedecke hat niemand gerechnet. Und so lernt man noch zwei ganz wichtige Dinge: erstens: man kann von außen nie sehen, was wirklich in einem Menschen steckt. Und zweitens: die sehr wichtigen Dinge im Leben sind nicht die, die für die Arbeit wichtig sind!. Wir empfehlen dieses wundervolle Bilderbuch mit den witzigen Illustrationen für Kinder ab 3 – 4 Jahren.
Lou Peacock, Alison Friend, Mr. Brown hat einen schlimmen Tag, aus dem Englischen von Seraina Maria Sievi, Orell Füssli Verlag 2020.
„Roberts weltbester Kuchen“
Ein wunderbares Beispiel für ein Buch, das mit Rollenklischees aufräumt, ist „Roberts weltbester Kuchen“, das neue Buch von Anne- Kathrin Behl. Robert hat eine geniale Idee, wie er und sein Vater einen Tag zuhause verbringen können: sie backen einen großen Kuchen und feiern ein Kuchenfest mit allen Kuscheltieren. Der Vater ist begeistert und beide fangen sofort an, hierfür Einladungen zu schreiben – denn das braucht man für eine richtige Party. Doch plötzlich kommt ein Windstoß, der alle Einladungen vom Balkon fegt. So ein Ärger! Doch es gibt trotzdem eine tolle Party mit vielen Überraschungen.
Auf eine ganz wundervolle Art wird in diesem Bilderbuch unaufgeregt und mit viel Witz und Charme eine Geschichte erzählt, die allen Geschlechterklischees eine lange Nase zeigt. Das zeigt sich zum einen bei den vielen bunten Illustrationen, bei denen es so einiges zu entdecken gibt. Robert hat genauso Einhörner wie Dinos in seinem Kinderzimmer, er spielt mit Autos und Eisenbahnen, Puppen, einer Spielküche und einem Feenzauberstab.
Der Vater trägt ein rosafarbenes AB/CD Shirt (großartig), strickt, backt und bastelt den ganzen Tag mit seinem Sohn und ist sowieso – nicht nur wegen seiner Tattoos – einfach cool. Diversität wird hier auch bei den Gästen groß geschrieben, denn hier finden sich unterschiedliche Hautfarben und Ethnien, eine alte Frau mit Rollator, ein Vater mit Dutt und Baby in der Trage – und ein paar Monster. Auch die anderen Einzelheiten gefallen mit einfach unglaublich gut: seien es die Zimmerpflanzen (ich sage nur: Pilea!) oder der toll gestaltete Balkon. Das liebenswerte Buch gehört in jede Kita, damit endlich mal etwas klischeefreier Schwung ins Bücherregal kommt.
„Ich kann’s!, sagte der kleine Spatz
„Ich kann’s!, sagte der kleine Spatz“* von Antoine Schneider und Jana Walczyk ist ein wunderschönes Bilderbuch für Kinder ab 4 Jahren, das man sich immer wieder anschauen mag. Der kleine Spatz unterhält sich mit seiner Mutter darüber, was er alles kann. Er möchte so fliegen können wie sie es kann. Die Mutter zögert aber, hat sie doch Angst, dass er zu weit fliegt, zu Schaden kommt oder nicht wieder nachhause findet. Also ermuntert sie ihn dazu, jeden Tag ein bisschen das Fliegen zu üben – von einem Baum zum nächsten. Und als sie Mutter nach dem vielen Training müde wurde und einschlief, der kleine Spatz aber nicht, entschloss er sich, weit fort zu fliegen, bis über das große Meer. Doch das ist nicht so einfach…
Sowohl die Geschichte als auch die Illustrationen sind einfach liebenswert und ganz wundervoll anzuschauen. Eine Geschichte über Mut und Zutrauen, Loslassen und Nachhause kommen. Kindern wie Eltern kennen dieses wahrscheinlich nur zu gut. Die Kinder möchte etwas wagen, ihre Kräfte austesten und ein Abenteuer erleben. Manchmal geht den Eltern aber etwas zu schnell. Warum schon in die weite Welt fliegen, wenn ein Flug bis zum nächsten und übernächsten Baum doch erstmal auch genügt?
Doch dem kleinen Spatzen hier reicht das nicht, wer möchte mehr. Und als die Mutter schläft, wagt er es. Er schafft das Geplante nur mit Hilfe des Schwanes und zwischendurch überkommt ihn doch etwas die Angst, aber er schafft es. Und er kommt danach wieder zurück nachhause zu Mutter und Geschwistern. Und sowohl diese als auch er selbst sind stolz und glücklich. Wir empfehlen dieses wunderschöne Bilderbuch für Kinder ab 3 Jahren.
Antonie Schneider, Jana Walczyk, Ich kann’s!, sagte der kleine Spatz, Nilpferd Verlag 2020.
„Heinrich will brüten“
Hier ist in Buch, das mit festgefahrenen Geschlechterklischees und Rollenverteilungen bricht und aufzeigt, dass jede*r alles machen kann. Und das völlig unabhängig vom Geschlecht! Alleine das ist schon mehr als Grund genug, um sich „Heinrich will brüten!„* von Anette Thumser und Nikolai Renger näher anzuschauen. Das Buch müsste eigentlich in jedem Kindergarten vorhanden sein und natürlich auch gerne noch in der Anfangsphase der Grundschule.
Heinrich hat sich zunächst mit seiner Rolle abgefunden und übt fleißig Krähen. Doch irgendwann zweifelt er und hinterfragt das Ganze. Warum muss der Lebensweg so vorgeschrieben sein, nur wegen des Geschlechts? Obwohl er ein Hahn ist, würde er sich so gerne um die kleinen Küken kümmern. Er trotzt allem Gegenwind und zieht seinen Plan durch – er möchte zeigen, dass auch Hähne brüten können. So viel Mut wünscht man allen, die einen eher ungewöhnlichen Weg einschlagen wollen. Das Buch zeigt hoffentlich allen, dass man auf Geschlechterklischees am besten pfeift und Interessen und Fähigkeiten nicht davon abhängig macht! Heinrichs Eltern sind zunächst nicht begeistert von seinem Plan, überdenken dann aber ihre Vorstellungen, als sie sehen, wie eifrig ihr Sohn den Plan verfolgt. Und dann klappt alles wunderbar. Heinrich wird gleichzeitig Bruder und Papa und kümmert sich wunderbar um den Nachwuchs. Das müssen sogar die anderen zugeben.
Anette Thumser, Nikolai Renger, Heinrich will brüten! Magellan Verlag 2020.
Wir lieben dieses Bilderbuch: „Max und Mux und der Riesenwunschpilz“
Ein Buch lesen ich auch jeden Abend wieder richtig gerne vor, denn mir gefallen zwei Dinge wirklich sehr gut: 1. Die fantastischen Illustrationen, bei denen es auf jeder Seite ganz viel zu entdecken gibt. 2. Eine wundervolle, spannende und auch witzige Geschichte mit zwei liebenswerten Hauptfiguren und einer großen Überraschung am Ende der Geschichte. Das macht definitiv Lust auf mehr! Schaut euch unbedingt mal „Max und Mux und der Riesenwunschpilz„* von Sven Maria Schröder an.
Im Fabelwald leben die beiden Freunde Max und Mux glücklich und zufrieden nebeneinander zusammen mit einem Hund und einem Eichhörnchen in ihren Baumhäusern. Max pflegt gerne seinen Garten, Mux liest allen Tieren aus seinen vielen Büchern vor und beiden zusammen lieben es zu kochen und zu angeln. Dabei können sie dann davon träumen wie es wäre, einen echten Schatz an der Angel zu haben. Eines Tages fällt ihnen ein riesengroßes Buch vor die Füße, das den Titel „Das große Pilzbuch“ trägt. Die beiden Freunde sind sich sicher, dass dies etwas ganz Besonderes ist und fangen an, darin zu lesen.
Eine Seite fällt ihnen ganz besonders ins Auge, denn dort ist ein weiß- blauer Pilz abgebildet, auf dem ein kleines Männchen steht. Dieses, so steht es dort, soll an einem bestimmten Tag im Jahr dem einen Wunsch erfüllen, der ihm eine Goldmünze übergibt. Das klingt extrem spannende, da ist sich Max sicher. Das wollen die beiden sich anschauen und eine sehr spannende Reise beginnt. Wir empfehlen das Buch für Kinder ab 4 Jahren bis hinein ins Grundschulalter. Hier könnt ihr nochmal den Artikel mit der ganzen Rezension sehen.
Sven Maria Schröder, Max und Mux und der Riesenwunschpilz, Boje Verlag 2020.
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Danke für diesen tollen Blog. War sehr interessant zu lesen.