Ein Bilderbuch für mäkelige Kinder: „Kleiner grüner Esel“ – Anuska Allepuz
Wir haben es beim Essen nicht immer leicht, vor allem mit dem Kleinen. Wenn es nach ihm ginge, gäbe es jeden Tag nur eins zum Abendessen: Nudeln! Es gibt für ihn nichts Besseres und er wird es auch nicht leid – ein wenig zu unserem Leidwesen. Der Rest der Familie möchte nämlich nicht (!) jeden Tag das Gleiche essen. Also gilt es immer, Kompromisse beim Kochen zu finden. Essen soll ja Spaß machen und nicht zu einem Ärgernis werden. „Kleiner grüner Esel“ von Anuska Allepuz kam für uns wie gerufen, denn es scheint, als sei es beim Esel doch irgendwie ähnlich.
Kennt ihr das aus eurer Familie? Habt ihr auch mäkelige Esser zuhause oder seid ihr selbst in irgendeiner Art und Weise mäkelig? Ich finde es immer wichtig, dass man keinen allzu großen Druck aufbaut. Probieren Müssen (!) gibt es bei uns zum Beispiel nicht, denn ich möchte auch nicht unbedingt etwas schmecken, wovor ich mich – aus welchen Gründen auch immer – ekele (bei mir ist das zum Beispiel Fisch oder Meeresfrüchte). Also bleibt uns nur die Möglichkeit, gelassen und spielerisch an die Sache heran zu gehen, immer wieder anzubieten, das Kind einzubeziehen und zu erklären. Bücher wie dieses sind dafür eine wunderbare Hilfe, um sich einmal ohne Druck mit dem Thema zu beschäftigen und vielleicht auch, um einmal eine andere Perspektive einzunehmen.
Darum geht es
Der kleine Esel liegt ganz glückselig im hohen Gras und hat einige grüne Halme im Mund. Das ist auch das Einzige, das ihm schmeckt – und das aber ganz besonders. Seine Mama versucht ihn zu überreden, doch mal etwas anders zu probieren. Schließlich gibt es noch so viel auf der Welt, das Eseln gut schmeckt. Doch der kleine Esel möchte nicht, mampft weiter glücklich Gras und merkt zunächst gar nicht, dass sich seine Fellfarbe ändert. Erst, als er beim Trinken am See sein Spiegelbild erblickt, wird klar: er ist ganz grün!
Schnell versucht er, das durch ganz viel Laub zu vertuschen, doch seiner Mutter fällt es zuhause gleich auf. Sie schimpft nicht mit ihm, sagt aber nochmal deutlich, dass er etwas anderes probieren muss, damit das wieder weg geht. Das macht der kleine Esel dann auch, aber bäh! Nichts schmeckt so gut wie Gras, seine klare Meinung, bis er Möhren probiert! Möhren schmecken ja so gut, ab jetzt möchte er nichts anderes mehr als Möhren essen. Glücklich singend läuft er mal wieder zum See, um etwas zu trinken, schaut ins Wasser und sieht – „Na toll!“ – sein orangefarbenes Spiegelbild.
So hat es uns gefallen
Schon beim ersten Lesen sind dem Vierjährigen doch einige Gemeinsamkeiten zum Esel aufgefallen. Er konnte zum Beispiel definitiv verstehen, dass das Tier glücklich und zufrieden mit nur einem Nahrungsmittel ist. Das Ende fande er auch sehr witzig und es hat tatsächlich ein wenig zum Nachdenken angeregt. Ob dies eine Langzeitwirkung hat, kann ich natürlich noch nicht sagen. 😉
Mir hat das Buch auch sehr gut gefallen. Die Reime sind witzig und sehr flüssig vorzulesen, der kleine Esel ist einfach nur putzig, vor allem wenn er mit seiner Lobeshymne auf das grüne Gras singend durch die Gegend läuft. Die ganze Idee hinter der Geschichte finde ich auch sehr witzig und süß und sehr nah dran am Alltag von kleinen Kindern. Welche Eltern hätten vor der Geburt der Kinder schon gedacht, dass mal darüber diskutiert wird, dass man nicht jeden Tag Nudeln (ok, oder Gras) essen kann? Ich zumindest nicht. Das Buch beruhigt dann auch in gewisser Art und Weise. Ginge es nur der eigenen Familie so, würde es bestimmt kein Bilderbuch darüber geben. 😉 Wir empfehlen das Buch für Kinder ab 3 Jahren.
Anuska Allepuz, Kleiner grüner Esel, aus dem Englischen von Corinna Wieja, Magellan Verlag 2020.