
Ein Bilderbuch über Mobbing: „Der Freunde Baum“
Mobbing und Ausgrenzung sind leider Themen, die schon Kindergartenkinder betreffen können. Umso wichtiger ist es, mit Kindern offen über dieses Thema zu sprechen, sie zu sensibilisieren und stark zu machen. „Der Freunde Baum“ von Aisha Saeed und Leuyen Pham ist eine sehr berührende und feinfühlige Geschichte über neue Anfänge, Einsamkeit und Freundschaft und natürlich auch über Ausgrenzung und Anfeindungen. Das Ganze eignet sich sehr gut als Gesprächsanlass für alle Beteiligten – nicht nur für Kinder, die Ausgrenzung erfahren. Auch für diejenigen, die ausgrenzen und diejenigen, die zuschauen. Für Kinder ab 4 Jahren.

Mitten im Schuljahr kommt Rumi wegen seines Umzuges neu in die Klasse. Die Lehrerin bittet die Kinder, nett zu ihm zu sein und alle schauen ihn interessiert an. In der ersten Pause spielen alle anderen auf dem Schulhof, nur Rumi sitzt abseits alleine unter einem großen Baum. Drei Mitschüler beobachten ihn und zwei von ihnen fangen irgendwann an zu lachen und ihn wegen seiner bemalten Schuhe zu hänseln. Han steht auch dabei und findet es nicht lustig – sagt aber auch nichts. Rumi macht das traurig und er denkt an seine alte Heimat und seine Freunde zurück. In den nächsten Tagen geht es weiter, er wird vor allem von Paul geärgert und bemüht sich, nicht zu weinen.

In einer Pause bewirft der Junge Rumi sogar mit einem Stein und verletzt ihn. Nun lacht niemand mehr und auch Paul scheint erschrocken zu sein. Als Rumi Tränen über die Wangen laufen, geht Han zu ihm und fragt, ob er mit ihm spielen möchte. Dabei bemerkt er, was Rumi in den letzten Tagen unter dem großen Baum gemacht hat. Er hat mit einem Stock wunderschöne Bilder in den Sandboden gemalt. Paul entschuldigt nach der Schule bei ihm und am Tag darauf malen alle zusammen Sandbilder – außer Paul, der sich nun zurückgezogen hat. Rumi bemerkt es und geht mit den anderen auf ihn zu. Am nächsten Tag spielen alle zusammen unter dem Baum.

Die lesenden Kinder nehmen hier die Beobachterperspektive ein und begleiten einen Jungen bei seinen ersten Tagen in der neuen Schule. Er ist einsam und wird besonders von zwei Kindern zunächst ausgelacht und dann von einem besonders „aktive“ Mobber auch verletzt. Dies bringt eine Wendung in die Dynamik. Der Täter ist von sich selbst erschrocken, die anderen wenden sich nach der Tat dem Neuen zu. Hier kann ein Gespräch gut ansetzen und man kann mit den Kindern zusammen überlegen, warum das so geschieht. Dadurch ist das Buch besonders für Kinder geeignet, die bei solchen Geschehnissen „dazwischen“ stehen, nicht aktiv beim Mobbing dabei sind, aber (bisher) auch nicht aktiv dagegen anstehen. Das Buch eignet sich gut für den Einsatz im pädagogischen Kontext, ist aber auch eine schöne Lektüre für zuhause.
Aisha Saeed und Leuyen Pham, Der Freunde Baum, aus dem Englischen von Inge Wehrmann, Thienemann Verlag 2025.
Das Buch wurde uns vom Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt.