Ein Geschwisterkinder – Buch: „Oh Baby. Du Wunder.“
Wir werden sehr oft nach Büchern gefragt, die ein Kind ein wenig darauf vorbereiten können, dass bald ein Geschwisterkind da sein wird. Mit „Oh Baby. Du Wunder“ von Maria Pfeifer – Disterer und Pauline Polom ist nun ein Bilderbuch erschienen, das diese neue Zeit aus der Sicht eines Kindes erzählt. Liebevoll und kindgerecht erzählt, allerdings nur aus der Perspektive einer Familie, die eine Hausgeburt erlebt.
Tilda ist bald vier Jahre alt und führt uns durch die Geschichte. Zuerst stellt sie uns ihre Familie vor, die aus Papa Carlos und Mama Johanna besteht. Diese hat momentan einen ganz runden Bauch, in dem noch Tildas kleine Schwester wohnt. Auf einem Ultraschallbild, das die Ärztin gemacht hat, kann Tilda schon etwas schauen, wie das Baby aussieht. Sie weiß auch schon, dass ihre Schwester Alva heißt und aus dem Bauch kommt, wenn es Sommer ist. Das dauert aber noch ganz schön lange.
In der nächsten Zeit kommt häufig eine Hebamme zu ihnen nachhause und schaut sich genau den Bauch der Mutter an. Mit einem Hörrohr kann sie sogar das kleine Herz hören. Einige Wochen vor der Geburt basteln alle zusammen Bilder mit Glücksworten für die Mutter, die an die Wände kommen und Mama bei der Geburt bestärken sollen. Auch die schöne Feier, die ihre Freundinnen organisiert haben, soll ihr Kraft geben. Zusammen mit Papa sortiert Tilda alte Babykleidung von sich, die nun ihre Schwester bekommen soll und sie fragt sich, wie diese wohl aussehen wird. Mitten im Wohnzimmer wird nun ein Pool aufgebaut, in dem Mama das Baby zur Welt bringen möchte. Eines abends fängt es bei ihr an stark zu zwicken, sie lehnt sich an die Wand und atmet schwer. Papa ruft die Hebamme und eine Fotografin an, die die Geburt fotografieren soll, und Mama geht in das große Planschbecken. Irgendwann ist Tilda so müde, dass sie einschläft – und am nächsten Morgen ist ihre Schwester Alva da.
Alle feiern dies und dass Mama so tolle Superkräfte hat. Nach der Geburt kommt die Hebamme auch noch viel vorbei und Mama muss sich gut ausruhen. Tilda wundert sich ein bisschen, dass sie noch mit mit der Schwester spielen kann und würde gerne mehr Zeit mit Mama verbringen. Alles ist nun anders, aber wenn Papa das Baby nimmt, hat Mama Zeit für sie. Und Tilda kann toll beim Anziehen und Wickeln helfen. Im Kindergarten erzählt sie den anderen davon und sie spielen vieles nach.
Alles wird sehr kindgerecht und anschaulich erzählt. Immer wieder gibt es direkte Fragen an die lesenden Kinder zu ihrer Situation, so dass etliche Gesprächsanlässe entstehen. Auf einer Doppelseite sieht man auch den Körper der Mutter zu unterschiedlichen Zeiten der Schwangerschaft mit dem wachsenden Baby darin. Als Erklärung ist immer noch angegeben, welche Größe im Vergleich zu einer Frucht das Baby gerade hat. Tildas Sorgen und Fragen werden ernst genommen und gut begleitet.
Ich hätte mir noch sehr gewünscht, dass gezeigt wird, dass viele Babys nicht zuhause zur Welt kommen, sondern in einem Krankenhaus. Das entspricht – zumindest in Deutschland – eher der Lebenswelt der allermeisten Familien und genau hier wären für Geschwisterkinder auch noch Erklärungen und Beispiele schön gewesen. Vielleicht hätte man kurz eine Doppelseite dazu machen können, dass Tildas Freund auch großer Bruder wird und die Mutter im Krankenhaus entbindet. Dass eine Fotografin zur Geburt erscheint, habe ich tatsächlich auch noch nie von jemandem gehört. Aber das ist natürlich total „Typsache“.
Maria Pfeifer – Disterer, Pauline Polom, Oh Baby. Du Wunder., Kleine klicks Geschichten Verlag 2023.
Das Buch wurde uns vom Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt.