„Ein Zuhause für deinen Drachen“
Ein Bilderbuch über all die Gefühle, die mal mehr und mal weniger stark sind und ganz schön verwirrend und anstrengend sein können. Doch sie gehören zum Leben dazu und haben alle ihren Sinn. Das versteht auch nach und nach das mutige Mädchen im wunderschönen. poetischen Kinderbuch „Ein Zuhause für deinen Drachen“ von Ulli Felber und Meike Schneider.
So viele Gefühle!
Eine Frau, von der niemand so recht sagen konnte, ob sie uralt oder sehr jung ist, begibt sich auf eine Wanderung. Mitten im Wald, als sie sich gerade für eine Rast setzen möchte, hört sie ein lautes Grummeln. Instinktiv wusste sie, was zu tun ist und reicht ein Stück ihres Proviants hinter sich, ohne genau dorthin zu schauen. Eine kleine Hand nimmt es entgegen und verschwindet schnell wieder. Mit viel Geduld – und noch mehr Essen – schafft es die Frau, mit diesem Wesen Kontakt aufzunehmen. Es beginnt ein Gespräch, stellt sich zunächst als „Niemand“ vor und traut sich dann doch aus dem Versteck heraus. Plötzlich steht ein kleines Mädchen vor der Frau, das auf den Namen Mari hört und ihr erzählt, dass es auch gerne einmal an andere Orte reisen würde.
Leider ist das nicht möglich, weil sie stets darauf aufpassen muss, dass ihr Drache nicht aus seinem Versteck im Berg heraus kommt. Sie berichtet weiter, dass der Drache manchmal sehr wütend sein kann und dann am liebsten alles mit seinem Feuer verschlingen würde. Die alte Frau stimmt wissend zu und bestätigt Mari, dass jeder mal wütend sein kann und dass Wut an sich nichts Schlimmes ist. Der Drache kann aber auch ganz anders sein. Wenn ihm etwas nicht gelingt, möchte er sich am liebsten verkriechen und wird ganz klein. Und wieder an anderen Tagen scheint er nur traurig zu sein, weint viel und liegt nur still da. Die Frau kennt all das und macht Mari klar, dass jedem mal etwas peinlich ist, jeder mal traurig sein kann oder auch bedrückende Angst verspürt. Dabei sind auch Tränen nichts Schlechtes, sondern können regelrecht reinigend wirken.
Natürlich hat Maris Drache auch Tage, an denen er einfach glücklich ist und ausgelassen durch die Lüfte tobt. Alle Gefühle sind gut und richtig, jedes einzelne gehört dazu. Nun wird Mari wütend und macht der Frau deutlich, dass sie all diese Gefühle gar nicht haben möchte! Nun verrät ihr die alte Frau, dass sie auch einen Drachen in sich wohnen hat, mitten in ihrem Herzen. Wenn man ihn dort willkommen heißt und ihm ein Zuhause gibt, wird er auch nicht so riesengroß wie der eingesperrte Drache des Mädchens. Nun traut sich Mari, ihren Drachen willkommen zu heißen und in ihr Herz zu lassen.
Ulli Felber, Meike Schneider, Ein Zuhause für deinen Drachen, Jupitermond Verlag 2024.
Das Buch wurde uns vom Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt.