Jungs und Pferde? Aber klar doch! Zwei Erstlesebücher
Reiten? Das ist doch nur ein Hobby für Mädchen, oder? Jungs spielen Fußball oder Handball, was sollen die denn mit Pferden? So zumindest hat es in letzter Zeit oft den Anschein, wenn man sich so umhört und umschaut. In Fernsehserien und Büchern ist in vielen Fällen etwas mit Pferden gleichzeitig auch rosafarben und glitzert. Bei einem bekannten Kaffeeröster werden gerade Kinderreithosen, Pferdestriegel und Co. verkauft, im Katalog ist jedoch kein einziger Junge zu sehen.
So kommen auch viele Eltern vielleicht nicht auf die Idee, dass Reiten doch auch ein schöner Sport für ihre Jungen sein kann. Und so mancher Junge traut sich vielleicht nicht zuzugeben, dass er das Hobby mal ausprobieren möchte, weil er denkt, dass das „typisch Mädchen“ sei. Meine Jungs reiten beide gerne und regelmäßig und sind der festen Überzeugung, dass es etwas für alle (!) ist, egal ob Junge oder Mädchen. Passend zu dem Thema stellen wir euch heute zwei Erstlesebücher, die genau das als Fazit haben: Reiten kann auch Jungs sehr viel Freude machen, auch wenn sie in beiden Büchern zunächst etwas skeptisch sind.
„Allein unter Mädchen“ – Beate Dölling, Marie Geissler
Theo möchte in der Schule auch mal in der Pause mit den Mädchen spielen, traut sich aber nicht so recht an diese heran. Er hat aber eine Idee: er möchte die Ferien auf einem Ponyhof verbringen, weil es dort nur so von Mädchen wimmelt. Dort angekommen ist er tatsächlich der einzige Junge und wird gleich mit den Mädchen bekannt gemacht, die ihm erstmal einen kleinen Streich spielen. Als sie die Ponys von der Weide holen sollen, ist Theo etwas überfordert, aber Naíma hilft ihm gerne. Theo merkt, dass es doch recht anstrengend ist, so viele Hufe auszukratzen, aber er hält tapfer durch.
Als er dann endlich auf dem Pferderücken ist, merkt er, dass es doch nicht so ganz einfach ist. Die Mädchen können schon reiten und er hält sich gerade mal so oben. Der Abend wird dann wider Erwarten dank gruseliger Geistergeschichten noch sehr lustig. Am nächsten Tag erwartet ihn eine von den Mädchen gestellte Mutprobe: ganz oben auf die Strohballen klettern! Das geht erst einmal gründlich schief, aber letztendlich sind die Mädchen doch zur Rettung da. In den nächsten Tagen lernt Theo noch ganz viel, bis er sogar freihändig galoppieren kann. Und als die Mädchen ihn fragen, ob er in den nächsten Ferien wieder kommt, sagt er voller Freude ja!
„Ein Tag auf dem Pferdehof“ – Martin Klein, Catharina Westphal
Arthur mag Sarah sehr gerne und würde sie am liebsten einmal ins Kino einladen. In der Schule ist sie immer umgeben von etwas, das mit Pferden zu tun hat – sie malt ständig welche und überall auf ihren Sachen prangen Pferdemotive. Deswegen spricht er sie auch darauf an, verhaspelt sich und sagt ihr, ohne es eigentlich zu wollen, dass er Pferde doof findet. Sarah ist natürlich nicht begeistert und Arthur sauer auf alles.
Am nächsten Tag findet das Schulfest statt und Arthur hat mit seinen Freunden viel Spaß. Zum Abschluss des Festes findet eine Verlosung statt und die beiden Hauptgewinne sind ein Tag auf dem Ponyhof mit Reitstunde und Kutschfahrt. Und genau Arthur und Sarah sind die Gewinner. Auch wenn Arthur noch sehr zweifelt, ob er das wirklich machen soll, steigt er zusammen mit seiner Mutter am Pferdehof aus.
Dort angekommen, begrüßt ihn schon die Reitlehrerin und holt zwei Sättel für Sarah und ihn. Sie geben den Ponys Äpfel und ihnen wird gezeigt, wie man diese sattelt. Sarah steigt auf, aber bei Arthur geht es erstmal alles schief und er landet auf dem Boden. Als er dann dich oben sitzt und die Lehrerin sie eine Runde führt, macht es ihm doch auf einmal Spaß. Auch die Kutschfahrt am Nachmittag gefällt ihm richtig gut! Und am Ende des Tages traut er sich sogar endlich, Sarah ins Kino einzuladen.
So hat es uns gefallen
Das Fazit von beiden Büchern ist deutlich: Reiten ist nicht nur etwas für Mädchen, es kann auch Jungen wirklich Spaß machen. In „Allein unter Mädchen“ kommt das noch etwas deutlicher heraus als in „Ein Tag auf dem Pferdehof“. Im ersten ist Theo am Ende seiner Ferien so weit, dass er freihändig über die Wiese galoppiert und sowohl daran als auch am Zusammensein mit den Mädchen so viel Spaß hat, dass er unbedingt wieder kommen möchte. Und auch Arthur, der im Voraus so viele Bedenken hatte, kann seinen Tag auf dem Pferdehof und seine ersten Schritte auf dem Pferderücken genießen – und nicht nur, weil er sich endlich traut, Sarah einzuladen. Und so nehmen Jungen wie Mädchen hoffentlich aus Büchern wie diesen Folgendes mit: egal welches Geschlecht, alle Hobbys sind für alle da. Das kommt dann auch hoffentlich noch irgendwann in den Köpfen der Erwachsenen an.
Beate Dölling, Marie Geissler, Allein unter Mädchen, Tulipan ABC, 2020.
Martin Klein, Catharina Westphal, Ein Tag auf dem Pferdehof, Duden Leseprofi (2. Klasse), 2020.