„Mein weit gereister Erdbeerjoghurt. Wie unsere Ernährung die Umwelt beeinflusst“ –
Mehrmals die Woche stehen wir im Supermarkt vor den vollen Regalen und packen oft ohne groß nachzudenken unseren Einkaufwagen voll. Mittlerweile ist es fast egal, ob es Mai oder Februar ist, rote Erdbeeren stehen selbstverständlich zur Verfügung. Tagtäglich kann Fleisch oder Fisch gegessen werden, die Tafeln Schokolade stapeln sich im Schrank und frisches Obst und Gemüse steht immer zur Verfügung. Natürlich ist all dieses grundsätzlich gut und ein wirklicher Luxus unserer Zeit. Denn wahrscheinlich die wenigsten von uns wünschen sich in eine Zeit zurück, in der man sich im Winter hauptsächlich viel von Kohl und Rüben ernährt und nur im Sommer Salat auf den Tisch bringen kann.
Trotzdem wäre es für unsere Umwelt nicht das Schlechteste, wenn die eine oder andere Angewohnheit im Bezug auf die Ernährung einmal in den Blick genommen werden würde. Und das nicht mit dem erhobenen Zeigefinger oder mit Verboten und Angstszenarien, sondern mit reinen Fakten, die mehr als interessant sind und zum Nachdenken anregen. Und genau hierfür ist „Mein weit gereister Erdbeerjoghurt. Wie unsere Ernährung die Umwelt beeinflusst“ von Annette Maas und Miro Poferl genau das richtige Buch.
Darum geht es
Dir Bandbreite der angesprochenen Themen in diesem Buch ist wirklich groß. Jeweils eine Doppelseite ist einem anderen Aspekt gewidmet, so dass man eine große Fülle von Informationen erhält. Es gibt beispielsweise einen Vergleich von biologischer und konventioneller Landwirtschaft und Daten und Fakten zum ökologischen Fußabdruck, den ein jeder auf unserer Erde hinterlässt. Mit ein paar der hier angegebenen Tipps ist es auch vielleicht gar nicht so schwierig, diesen kleiner werden zu lassen, denn Vieles kann man auch im Kleinen ändern.
Im Folgenden geht es um die Reise der Lebensmittel: wusstet ihr zum Beispiel, dass Tomaten aus China nach Italien gebracht werden, um dort in Dosen gepackt zu werden? So können sie als „italienische Tomaten“ wieder auf die Weiterreise gehen. Ist das nicht unglaublich? Das Thema Fleisch/Fisch/Milchprodukte wird auch genauer angesehen. Klar ist, dass weniger Fleischkonsum auch sehr positive Auswirkungen auf das Klima hat, denn kein anderes Nahrungsmittel verursacht so viele Treibhausgase. Tierhaltung und Probleme beim Fischfang werden ebenfalls kritisch betrachtet
Dass der massenhafte Anbau von Soja – hauptsächlich für die Fleischproduktion – gerade im Regenwaldgebiet ein großes Problem für das Weltklima darstellt, ist nicht neu, muss sich aber auch immer wieder vor Augen gehalten werden. Ein Blick fällt auch auf die sogenannten „Superfoods“, die z.B. aus Südamerika nach Europa gebracht werden, obwohl heimische Nahrungsmittel ebensolche „Superkräfte“ haben. Doch wie immer ist alles eine Sache der Werbung. Am Ende des Buches stehen noch Themen wie Verpackungswahnsinn, Fast Food, Zucker und Transfette im Mittelpunkt.
So hat es uns gefallen
Das Buch bietet so viele und auch vielfältige Informationen, dass man auf jeden Fall eine ganze Weile damit beschäftigt ist, sowohl mit der Lektüre als auch mit dem Nachdenken über das Gelesene. Für Kinder ab 8 Jahren (mit Unterstützung bei der Informationsaufnahme) bzw. ab ca. 10 Jahren ist vieles mit Sicherheit noch neu, aber auch mir ging es so, dass ich doch so einiges noch nicht wusste und alles super spannend fande. Globalisierung, Verpackungswahnsinn, Ernährungsgewohnheiten, Fleischkonsum, Tierhaltung, Werbeversprechen und -lügen, hier kann man noch viel lernen und vielleicht so manches beim eigenen Handeln überdenken.
Das Buch eignet sich wunderbar für die Arbeit in der Grundschule oder auch noch in den weiterführenden Schulen, denn es bietet einfach enorm viele Impulse auch zur weiteren eigenen Recherche zu oder Beschäftigung mit einem der Themen. Der auf dem Cover und im Titel erwähnte Erdbeerjoghurt kommt tatsächlich nur am Rande vor, ist aber sicherlich ein schöner „Aufhänger“ zu diesem Themenkomplex. Ich hätte mir vielleicht ein wenig mehr Struktur bzw. eine grobe Gliederung der verschiedenen Themenbereiche in größere Kapitel gewünscht, aber das ist sicherlich Geschmacksache. Das Buch hat auf jeden Fall zurecht den Titel „Umwelt-Buch des Monats Juli 2020“ von der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur erhalten und wir können es auch definitiv weiter empfehlen.
Annette Maas, Miro Poferl, Mein weit gereister Erdbeerjoghurt. Wie unsere Ernährung die Umwelt beeinflusst, Ars Edition Verlag 2020.
Das Buch wurde uns vom Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt.