„Mister Maulwurf sucht einen Schatz“ – Katerina Gorelik
Ich liebe Bilderbücher, bei denen die jungen Leser*innen sich sicher sind, mehr als die Hauptfiguren zu wissen, sich richtig darüber freuen und mitfiebern, ob dieses das auch noch erfahren werden. So läuft es in „Mister Maulwurf sucht einen Schatz“ von Katerina Gorelik, das definitiv zu meinen Bilderbuchhighlights in diesem Herbst gehört.
Wo findet man bloß einen Schatz?
Wie jeden Abend versammelt sich die kleine Gruppe der Waldtiere im Bau des Dachses, der ihnen immer so schöne Geschichten vorliest. Dieses Mal hat er sich ein Buch namens „Die Schatzsuche“ ausgesucht, das gehörig Eindruck hinterlässt. Der Maulwurf kann in dieser Nacht nicht schlafen und denkt immer daran, wie es wäre, wenn man wirklich einen Schatz finden würde. Da der Dachs die Geschichte noch nicht beendet hatte, weiß er zwar nicht genau, wie so ein Schatz aussieht, aber durch die Erde buddeln kann er zumindest schonmal sehr gut. Also macht er sich auf den Weg und gräbt sich zufällig zuerst in den Keller eines alten Schlosses. Ein nettes Gespenst zeigt ihm dort eine alte Krone, ein Zepter und einen Ring aus Gold und der Maulwurf bedankt sich artig. Aber so sieht doch kein Schatz aus? Er steckt den Ring trotzdem für den Dachs ein und gräbt weiter. Der Maulwurf stößt auf eine alte Grotte voller Goldmünzen und Perlen und kann sich den Fund nicht erklären. Wofür diese glänzenden Teile gut sein sollen? Trotzdem nimmt einer eines als Geschenk für das Eichhörnchen mit.
Seine Suche ist weiter nicht erfolgreich. In der nächsten Höhle trifft er auf eine Fuchsbande, die gerade den Einbruch in einen Hühnerstall plant und kann diese zum Glück deswegen noch rechtzeitig warnen. Die grün funkelnden Steine, das große Drachenskelett oder den Topf voller Perlen in den nächsten Höhlen schaut er nur kurz an. Auch das große, tiefgefrorene Mammut im eisigen Berg nimmt er auch nur für einen Augenblick wahr. So langsam ist er einfach nur traurig und enttäuscht, dass er keinen Schatz gefunden hat. In dem Moment hört ein Schluchzen: eine kleine Maus ist mit dem Schwanz in eine Falle geraten, genau an einer gut gefüllten Vorratskammer. So viel Essen für den kommenden Winter! Endlich hat er den Schatz gefunden. Alis der Dachs ihm später das Bild vom Goldschatz in seinem Buch zeigt, ist er dennoch etwas verblüfft.
Traumhaft schönes Bilderbuch
Mit wundervollen Illustrationen, die sich auf einige Farben beschränken, aber ohne dabei trist zu wirken, begleiten wir den Maulwurf bei seiner Suche. Er startet, ohne dass er so wirklich weiß, was er suchen muss. Schon auf den ersten Seiten werden die Kinder rufen „Da ist er doch, der Schatz!!“, aber das sieht der Maulwurf nicht. Eine goldene Krone? Was soll er denn damit?
Für jede*n, so ist die Botschaft des Buches, ist ein Schatz etwas anderes, denn jede*r erachtet etwas anderes als wertvoll. Für das Tier ist es definitiv das Essen in der Kammer, das ihnen einen sorgenfreien Winter verspricht. So lehrt das Buch uns auch, einmal die Prioritätennäher zu betrachten. Äußerst unterhaltsam, manchmal ein wenig gruselig (Skelette, ein Geist), mit Überraschungseffekt – ein äußerst gelungenes Bilderbuch ab 4 Jahren.
Katerina Gorelik, Mister Maulwurf sucht einen Schatz, aus dem Französischen von Ebi Naumann, Thienemann Verlag 2022.
Das Buch wurde uns vom Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt.