„Über den Tellerrand. Was Kinder hier und anderswo essen“ – Gregg Segal
Wenn ihr mal überlegt, was eure Kinder in den letzten sieben Tagen so gegessen haben, was käme da zusammen? Wahrscheinlich eine ganze Menge, die nicht nur durch Hauptgerichte, sondern auch durch diverse Snacks zwischendurch, gesund wie ungesund, zustande kommt. Der Amerikaner Gregg Segal hat ein Fotoprojekt durchgeführt und Kinder auf den verschiedensten Ländern und auch unterschiedlichen Gesellschaftsschichten zusammen mit ihren Mahlzeiten der vergangenen Woche fotografiert. Herausgekommen ist das beeindruckende Buch „Über den Tellerrand. Was Kinder hier und anderswo essen“, das spannende Einblicke gibt und sicherlich die eine oder andere Überraschung bereit hält.
Darum geht es
Mit jeweils einem ganzseitigen Foto und einer Beschreibung werden die Kinder und ihr Speiseplan der letzten Woche vorgestellt. Das Alter und die Herkunft der Kinder sind hier ganz verschieden, das jüngste Kind ist 5 Jahre alt, das älteste 17. Von den Ländern sind hier Italien, Brasilien, USA, Malaysia, Indien, Dubai, Deutschland, Senegal und Frankreich vertreten. Zu den Kindern gibt es noch ganz viele weitere Informationen. Wie leben sie, welchen Beruf habend die Eltern, welchen Hobbys gehen sie nach und welche Träume haben die für ihre Zukunft. Es ist natürlich leicht vorstellbar, dass hier große Unterschiede zwischen den Kindern, aber gar nicht mal so zwischen den Ländern bestehen.
Wir erfahren beispielsweise etwas über den zehnjährigen Henrico aus Brasilia, der sehr gerne zu süßen Sachen greift, aber als Lieblingsessen einen typisch brasilianischen Eintopf hat. Ein anderer Elfjähriger als Brasilien hat im Gegensatz zu diesem vor dem Fotoshooting noch nie eine Pizza gesehen, wohnt er doch sehr weit ab von der nächsten Stadt im Hinterland. Seine Familie baut so gut wie alle Lebensmittel selbst an und er ernährt sich dementsprechend sehr gesund und nachhaltig.
Rayirth aus Indien ist sehr stolz auf deine gesunde Ernährung, die viel aus Reis und Linsen besteht. Ganz selten gibt es al eine Pizza, was ihm aber auch gut gefällt. Saifullah aus Dubai möchte einmal Flugzeugingenieur werden und mag auch sehr gerne Pizza, aber isst auch viele der traditionellen arabischen Gerichte seiner Familie. Und die sechsjährige Daria aus den USA mag ganz besonders gerne Nudeln, Speck und Popcorn. Obst und Gemüse kommt bei ihr nicht auf den Tisch, was die Erwachsenen in ihrer Umgebung etwas Sorgen macht. Am besten müsste man hier etwas über jedes der dort abgebildeten Kinder berichten, aber am besten schaut ihr euch das Buch selbst einmal ganz in Ruge an. 😉
So hat es uns gefallen
Es ist unglaublich spannend, sich die Essgewohnheiten der Kindern aus den verschiedenen Ländern anzuschauen. Hierbei wird auch eines deutlich, was auch schon im Vorwort klar gesagt wird: die klassische Landesküche tritt vielerorts immer weiter zurück, Globalisierung ist auch schon lange auf dem Essenstisch angekommen. Gewertet wird dies in diesem Buch im Hinblick darauf, dass industriell gefertigte Massenprodukte mit viel Fett und Zucker Kinder aus aller Welt verführen und zum Teil das selbst gekochte, frische Essen zurück drängen. Bei manchen Fotos kann aufgrund des Speiseplanes nicht mehr darauf geschlossen werden, auf welchen Kontinent das Kind lebt. Bei anderen wieder – meist den Kindern aus weniger wohlhabenden Familien – stehen noch mehr die traditionelleren Gerichte im Vordergrund, sind dieses doch meist deutlich günstiger als Schokoriegel und Pommes.
Das Buch kann sicherlich eine ganz große Hilfe sein, um Kindern zu vermitteln, wie sich die Kinder aus aller Welt doch gleichen, bei allen Unterschieden. Ich hatte zunächst etwas gezweifelt, wie und ob das Buch bei meinen Kindern ankommt. Beide sind aber fasziniert davon und haben schon mit mir und auch ohne mich sehr viel darin geblättert, geschaut, verglichen und gestaunt. Wir legen euch das Buch ganz besonders ans Herz, denn man kann so viel daraus gewinnen, nicht nur etwas im Bezug auf den Speiseplan.
Gregg Segal, Über den Tellerrand. Was Kinder hier und anderswo essen. Mit einem Vorwort von Bee Wilson, aus dem Amerikanischen von Ebi Naumann, Gabriel Verlag 2020.