Spiele nur für Jungs? Nur für Mädchen? Nein, alles für alle! „Hektor spielt (nicht) mit Mädchen“ – Anne Ameling, Günther Jakobs

Spiele nur für Jungs? Nur für Mädchen? Nein, alles für alle! „Hektor spielt (nicht) mit Mädchen“ – Anne Ameling, Günther Jakobs

August 22, 2019 0 Von Maike

Ich reagiere extrem allergisch auf Geschlechterklischees, seien es bestimmte Spielzeuge oder Farben, die angeblich nur für Jungs bzw. Mädchen passen, oder auch Hobbys, die hauptsächlich einem Geschlecht zugesprochen werden. Meinen Kinder geht es zum Glück genauso. Dass Mädchen auch mit Baggern und Jungs mit Puppen spielen können/dürfen, ist für sie selbstverständlich. Meine Jungs haben mindestens genauso viele Freundinnen wie Freunde und auch bei Kindergeburtstagen ist das Zahlenverhältnis zwischen den Geschlechtern sehr ausgeglichen. Doch leider scheint es noch oft der Fall zu sein, dass Kinder sich auf dem Spielplatz oder in Kindergarten und Schule anhören müssen, dass Spiel XY „nur für Jungs“ ist und Mädchen dort nicht mitspielen dürfen und umgekehrt genauso. Hier kommen dann schnell Vorurteile und Klischees auf den Tisch, wobei ich mich immer frage, woher das in dem Alter schon kommt bzw. einfach traurig darüber bin, dass sowas schön in vielen kleinen Köpfen festzusetzen scheint.

sdr

In „Hektor spielt (nicht) mit Mädchen“ von Anne Ameling und Günther Jakobs wird dieses Problem thematisiert und am Ende der Lektüre sollte – hoffentlich – klar sein, dass jeder und jede alles spielen darf und kann.

Der kleine Wolf Hektor ist schwer beschäftigt: zusammen mit seinen Freundinnen Mücke und Klara hat er ein Haus für Schmetterlinge gebaut und sammelt nun noch Blumen hierfür. Voller Stolz fragt er den Igel Rocky, der gerade vorbei kommt, ob er mit daran bauen möchte. Doch Rocky reagiert anders als erwartet: Schmetterlinge seien etwas für Mädchen, das mache er nicht! Er fragt Hektor, ob er Baumball, etwas Richtiges für Jungs, spielen möchte.

sdr

Hektor ist kurz irritiert, hört dann aber doch auf Rocky, weil er vor ihm nicht schlecht darstehen möchte, und geht mit zum Ballspiele. Seine Freundinnen sind zunächst verärgert, möchten dann aber doch mit Baumball spielen. Aber für Rocky ist klar: das ist nichts für Mädchen, die können das nicht! Mücke und Klara sind entsetzt und fordern die Jungen zu einem Baumballspiel am Nachmittag auf.

Beim Mittagessen berichtet Hektor seinem Vater, dass sein Freund Schmetterlinge nur für eine Mädchensache hält. Doch sein Vater widerspricht dem klar.

sdr

Am Nachmittag findet das große Spiel statt, es wird sehr spannend und sowohl die Jungen als auch die Mädchen geben ihr Bestes und spielen toll. Das war Hektor eigentlich schon vorher klar und er freut sich sehr über tolle Spielzüge seiner Freundinnen. Und auch Rocky muss es zugeben, dass die Mädchen gut gespielt haben. Und danach gehen alle zusammen zum Schmetterlingshaus und bauen weiter daran.

sdr

Fazit

Die Lösung des Problems – Mädchen zeigen den Jungs, dass sie es doch können – ist sicherlich nicht neu, aber es ist wirklich sehr schön, kindgerecht und unterhaltsam umgesetzt. Die Kinder können sich sicherlich gut in die einzelnen Figuren hineinversetzen, können verstehen, warum sich die Mädchen ärgern und „es den Jungs zeigen wollen“. Auch der Zwiespalt, in dem Hektor steckt, wird gut deutlich: er mag das Schmetterlingshaus und möchte gerne dort weitermachen, möchte aber auch nicht von seinem Freund ausgelacht werden. Also handelt er gegen seine eigentlichen Wünsche und verärgert erstmal seine Freundinnen. Hier war mein Großer beim Vorlesen sehr entrüstet und fragte sofort, warum Hektor sich das Gerede gefallen lässt und dann auch noch nachgibt. Doch im Alltag wird sowas häufig vorkommen. Hektors Vater hilft ihm beim Sortieren der Gedanken („Schmetterlinge sind Schmetterlinge!“ S. 20). Am Ende ist dann auch Rocky klar, dass alle alles machen können und dürfen und auch noch Spaß dabei haben.

Die farbenfrohen Illustrationen sind sehr niedlich und liebenswert, so dass das Buch von Kindern ab ca. 3 Jahren bestimmt geliebt werden wird. Ich könnte es mir auch sehr gut als Lektüre im Kindergarten vorstellen.

Anne Ameling, Günther Jakobs, Hektor spielt (nicht) mit Mädchen, Coppenrath Verlag 2019.

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