„Versuchen“ – Kobi Yamada, Elise Hurst
Den Namen Kobi Yamada kennen einige von euch bestimmt von seinem Beststeller „Vielleicht“, das so viel begeistern konnte. Nun ist mit „Versuchen“ ein neuer Titel erschienen, der ähnlich in der Machart ist und vor allem eines zum Ziel hat: die Leser*innen darin zu bestärken, in das eigene Können zu vertrauen. Wenn man es schafft, den ersten Schritt zu wagen und sich nicht von Rückschlägen den Mut nehmen lässt, dann kann man alles erreichen.
Man muss den ersten Schritt wagen
Ein Kind steht in der Werkstatt eines alten Bildhauers, staunt und fragt sich, wie man solche Skulpturen wohl erschaffen kann. Der Mann hat eine scheinbar ganz simple Antwort darauf: einfach machen! Das Kind zweifelt an dieser Antwort, die aber immer wieder in dessen Kopf auftaucht. Trotzdem möchte es erstmal lieber zuschauen, als selbst tätig zu werden. Denn beim Zuschauen, so ist der Gedanken, kann man nichts falsch machen. Da kann der Bildhauer aber definitiv nicht zustimmen, denn für ihn ist klar, dass nur durch Ausprobieren etwas besser und schöner werden kann. Angst vor dem Scheitern sollte einen nicht darin hindern, los zu legen und den ersten Schritt zu wagen.
Das Kind denkt nur noch daran, wie schön es sein muss, so hübsche Dinge zu erschaffen. Also fängt es mit einer Skulptur an und verliert schnell seine Motivation. Es ist nicht so wie erhofft, das Kind ist enttäuscht und hört wieder auf mit der Arbeit. Der Bildhauer gibt wieder Tipps: Scheitern kann schmerzen, aber einen auch voran bringen. Man fällt hin uns steht wieder auf. Also versucht das Kind es wieder und arbeitet hart und sein Mentor ist zufrieden über den Mut, die Hingabe und das Talent, das sichtbar wird. Er zeigt dem Kind auch seine eigenen Skulpturen, die ihm nicht gelungen sind – gleichzeitig Fehler und Freunde. Das Buch endet mit einem Sprung in die Zukunft. Das Kind ist erwachsen geworden, der Bildhauer nicht mehr da. Aber seine Ratschläge begleiten immer noch – und werden wohl an noch eine weitere Generation weiter gegeben.
Bestärkend, ermutigend und mit viel Herz
Die Geschichte wird aus der Perspektive des Kindes erzählt. Wir alle kennen das Gefühl, wie es ist zu scheitern. Hat man sich endlich durchgerungen und eine neue Sache ausprobiert, etwas gewagt, was man vorher noch nie getan hat und dann klappt etwas nicht – kein schönes Gefühl. Dann steht man vor der Entscheidung, ob man es weiter probiert, sich vom Fehlversuch nicht unterkriegen lässt und „wieder aufsteht“ oder ob man es sein lässt- Letzteres ist vielleicht sogar im ersten Moment die scheinbar einfachere Alternative und es braucht einiges an Kraft und Mut, diese nicht zu wählen. Genau hierbei soll die Geschichte des Kindes und des Bildhauers ermutigen. Mit Illustrationen, die größtenteils in schwarz- weiß gehalten sind und die manchmal nur schemenhaft das Geschehen andeuten, wir die poetisch erzählte Geschichte begleitet.
Das Buch wird für Kinder ab 6 Jahren empfohlen, wobei man hier genau schauen muss, wie es für das eigene Kind am besten passt. Rein vom Cover und von den Illustrationen her, die natürlich einen hohen künstlerischen Wert haben, werden vielleicht einige (viele?) Kinder nicht von sich aus zu diesem Buch greifen. Die Geschichte an sich, die ganz viele Denkanstöße für gemeinsame Gespräche und eigene Reflexionen bietet, ist in dem Alter schon sicherlich gut verständlich. Ob das nun aber dennoch etwas zu abstrakt ist, um von Vorschul- oder Grundschulkindern auf ihr eigenes Leben abgewendet zu werden, muss man selbst entscheiden. „Versuchen“ ist definitiv auch ein Buch für Menschen jeden Alters, die Motivation und einen kleinen Anstoß benötigen, es doch selbst einmal zu versuchen.
Kobi Yamada, Elise Hurst, Versuchen, Adrian Verlag 2021.
Das Buch wurde uns vom Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt.