„Das kleine Unsichtbar“ – Lena Hesse
Haben eure Kinder einen unsichtbaren Freund? Oder hattet ihr als Kinder eine Freundin an der Seite, die nur ihr sehen konntet? So geht es dem Kind in „Das kleine Unsichtbar“ von Lena Hesse. Ein zauberhaftes Bilderbuch, das zum Philosophieren mit Kindern ab ca. 4 Jahren einlädt.
Lena und das Unsichtbar
Eines Tages trifft Lena an der Bushaltestelle ein Kind, das unsichtbar ist. Zuerst hört sie dieses nur durch einige Geräusche, aber dann fangen sie an, sich sehr nett zu unterhalten, über Federball und vieles mehr. Lena fragt sich beim Abschied, ob sie es wieder sehen wird. Und tatsächlich steht es im nächsten Monat auf einem Spielplatz neben ihr, mit Federballschlägern in der Hand. Die beiden fangen an zu spielen und überlegen zusammen, wie es aussieht, wenn jemand Unsichtbares etwas in der Hand hält. Von da an treffen sich die beiden immer wieder zum Spielen und Lena hat die eine oder andere Frage. Das Kind beantwortet alles geduldig. Ja, es ist schon immer unsichtbar, weiß aber trotzdem, dass es schön ist. Und es hat sich daran gewöhnt, von vielen Leuten nicht gesehen zu werden.
Die Monate vergehen und im Sommer vertreiben sich die beiden die Zeit am See, Eis und Lagerfeuer. Nur Verstecken, findet Lena, kann man mit dem Unsichtbar nicht so gut spielen. Ansonsten fällt ihr gar nicht mehr wirklich auf, dass sie es gar nicht sehen konnte. Sie hatte sich schon so daran gewöhnt. Im Herbst nimmt sie es zum ersten Mal mit nachhause, ist aber von der Reaktion des Vaters überrascht. Ihr Vater stellt das extra Geschirr einfach weg und sie traut sich nicht, etwas zu sagen. Danach sieht Lena das Unsichtbar nicht wieder, obwohl sie an den alt bekannten Stellen sucht, an denen sie sich immer getroffen hatten. Sie fragt sich zunächst, ob es zurück kommen wird und einige Wochen später, ob sie sich das alles nur eingebildet hat. Zum Glück entdeckt man im Hintergrund einen Hinweis darauf, dass jemand wieder da ist.
Philosophisches Bilderbuch über Freundschaft
Ganz behutsam wird hier die Geschichte einer sehr besonderen Freundschaft erzählt. Mal im Comic- Stil, mal mit Illustrationen auf der einen und Fließtext auf der anderen Seite verfolgen wir, wie Lena und das Unsichtbar sich kennen lernen und viele schöne Monate miteinander verbringen. Und wir sehen, wie die Freundschaft plötzlich endet (oder pausiert?) und Lena ins Zweifeln kommt. Das Ende ist offen gehalten, aber mit einem kleinen Hinweis auf den möglichen weiteren Verlauf. Was das Unsichtbar wirklich ist, ob es nur in der Fantasie existiert oder rein wirkliches Kind ist, wird alles nicht geklärt. Vielleicht ist es auch nur unsichtbar, weil die Leute einfach nicht genau schauen? Hier kann man eigene Überlegungen anstellen.
Am Ende des Buches finden wir aber einige fast philosophische Fragen, mit deren Hilfe man mit den Kindern über das Buch ins Gespräch kommen kann. Das alles geschieht mit wundervollen Illustrationen, die nicht überladen sind, aber viel aussagen. Diese Geschichte lässt die Leser*innen darüber nachdenken, was Freundschaft ausmacht und was manche Menschen sehen können und sehen wollen. Für Kinder ab 4 Jahren, aber auch zum Philosophieren für Ältere.
Lena Hesse, Das kleine Unsichtbar, Edition Nilpferd Verlag 2022.
Das Buch wurde uns vom Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt.