„Eine Handvoll Freundschaft“ – Marit Larsen, Jenny Lovlie

Manchmal ist es schwierig, wenn alte Gewohnheiten durcheinander gebracht werden. Wenn im Alltag plötzlich etwas anders läuft, kann das bei Kindern – und natürlich auch bei Erwachsenen – zu Unsicherheit führen und sogar Sorgen bereiten. Doch Neuerungen können auch eine Chance bieten, vor allem, wenn es darum geht, neue Freundschaften zu schließen. „Eine Handvoll Freundschaft“, das erste Bilderbuch der norwegischen Sängerin Marit Larsen, ist eine wunderschön poetische und sensibel erzählte Geschichte, die Jenny Lovlie kunstvoll illustriert hat.

Ein Neuzugang im Haus

Mitten in der großen Stadt gab es eine Menge zu entdecken, zwischen den hohen Häusern und zwischen den breiten Straßen. Agnes kennt alles und jeden dort und kann sich keinen anderen Ort vorstellen, wo sie wohnen könnte. In ihrem großen Haus kennt sie alle Geräusche und die Gewohnheiten der anderen Menschen, die dort wohnen, und fühlt sich alleine schon dadurch heimisch.

Sie ist das einzige Kind, das dort zwischen den vielen, immer beschäftigten Erwachsenen lebt – bis eines Tages eine neue Familie dort einzieht. Durch das kleine Guckloch in der Wohnungstür sieht sie, dass das Mädchen zusammen mit zwei Erwachsenen Karton um Karton die Flurtreppe hinauf trägt. Agnes hat eine gute Idee, um mit dem neuen Kind in Kontakt zu treten. Sie malt ein Bild von den Schaukeln vor dem haus und steckt ihr das Blatt durch den Briefschlitz. Doch das Mädchen kommt nicht und Agnes sitzt alleine und traurig auf der Schaukel.

Von da an wurde für sie alles anders. Die Vögel fliegen am Morgen zum Fenster des anderen Kindes, um dort Futter zu holen, und nicht zu ihr. Ihre Gedanken drehen sich viel um das Mädchen, darum, was sie gerade macht und ob diese Agnes sieht. Das Haus wirkt für sie ganz neu und ungewohnt. Sie sieht, wie das Mädchen am haus spielt und alles für sich entdeckt – nur Agnes nicht. Sie hadert damit, dass die neue Familie einfach so eingezogen ist – bis die beiden Mädchen sich im Treppenhaus treffen. Sie sehen sich an, erkennen sofort viele Gemeinsamkeiten und starten zusammen in ein ganz neues Abenteuer. Anna kann Agnes dabei einen Platz im Haus zeigen, der selbst für Agnes neu ist.

Eigentlich mag Agnes den alltäglichen Ablauf in ihrem Haus so, wie er ist. Aber sie ist auch sehr interessiert an dem neuen Kind, das dort eingezogen ist und das ihr die Chance bietet, endlich eine gleichaltrige Spielpartnerin zu haben. Doch der erste Kontaktversuch gelingt nicht und für Agnes beginnt eine Zeit des Grübelns und Wartens. Sie hadert auch mit der neuen Situation – bis sie das Kind, dessen Namen wir erst am Ende des Buches erfahren, endlich persönlich gegenübersteht. Der Beginn einer neuen Freundschaft! Die Geschichte wird mit kurzen, poetischen Texten erzählt, die von sehr feinen, detailreichen Illustrationen begleitet werden, bei denen es viel zu entdecken gibt. Wir empfehlen es für Kinder ab 4 Jahren.

Marit Larsen, Jenny Lovlie, Eine Handvoll Freundschaft, Deutsch von Nora Pröfrock, Oetinger Verlag 2023.

Das Buch wurde uns vom Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt.