„Opa und der Eisvogel. Eine Geschichte vom Abschiednehmen“
Es gibt einige gute Kinderbücher zum Thema „Tod und Sterben“, „Trauer und Abschied nehmen“, in denen sehr behutsam mit der schwierigen Thematik umgegangen wird. Nun ist mit „Opa und der Eisvogel“ von Anna Wilson und Sarah Massini ein wirklich wunderschönes Bilderbuch für Kinder ab 4 Jahren hinzu gekommen, das beim Lesen zu Tränen rührt und gleichzeitig tröstet und Hoffnung macht. Die Illustrationen dazu sind auch ein Highlight für Kleine und Große.
Ein Kind ist gerade mit seinem Großvater zu einem Angelausflug aufgebrochen, als die beiden einen kleinen Eisvogel entdecken, der über das Wasser flog. Wie wunderschön das Tier ist! Sie beobachten, wie dieser wie ein Pfeil in das Wasser taucht und sich flink einen kleinen Fisch erbeutet. Ein paar Wochen später machen die beiden erneut einen Ausflug ans Wasser und sehen, dass der Eisvogel eine Partnerin gefunden hat, mit der er eine Nisthöhle baut. Das Kind fragt, ob die beiden für immer zusammen bleiben, so wie es mit seinem Opa. Dieser kann darauf nur antworten, dass niemand für immer bleibt, auch er nicht. Die Natur entwickelt sich immer weiter.
Im Sommer sind die Eisvogelküken geschlüpft und das Männchen fliegt fleißig umher, um Futter zu sammeln. Im Herbst sind diese schon selbst flügge geworden und sie können sie am Ufer beobachten. Nun sind sie erwachsen und werden wahrscheinlich später selbst Kinder bekommen. Als es Dezember wird, erzählt Opa, dass die Eisvogeleltern gestorben sind. Er kann das weinende Kind ein wenig damit beruhigen, dass es die groß gewordenen Vogelkinder aber wieder sehen wird. Niemand aber könne für immer leben. Im nächsten Frühjahr sieht das Kind eines davon tatsächlich wieder. Wie schön wäre es, wenn Opa noch da wäre und das sehen könnte.
Die ganze Machart der Geschichte ist ganz wunderbar durchdacht. Es wird zum einen mit den Jahreszeiten und dem Gedanken, dass Herbst und Winter die Zeit des Vergehens sind, gespielt. Im Laufe des Jahres scheint auch der Opa älter und gebrechlicher zu werden, was aber nur aufmerksamen Betrachtern auffällt. In seinen Erzählungen und Erklärungen bringt er dem Kind die Vergänglichkeit der Natur näher – in Bezug auf die Eisvögel, aber auch immer im Hinterkopf in Bezug auf sich.
Ob das dem Kind dabei immer klar ist, bleibt offen. Der Tod des Opas wird hier nicht konkret thematisiert. Man erfährt nur, dass er im Frühling nicht mehr da ist. Das Kind hält ihn aber in seiner Erinnerung lebendig. Eine traurig – schöne Geschichte von Abschied, die gleichzeitig Hoffnung gibt, mit kurzen Sätzen und traumhaft schönen Illustrationen erzählt.
Anna Wilson und Sarah Massini, Opa und der Eisvogel. Eine Geschichte vom Abschied nehmen, aus dem Englischen von Sophie Zeitz, Loewe Verlag 2024.
Das Buch wurde uns für eine Rezension vom Verlag zur Verfügung gestellt.