Gelebte Inklusion im Bilderbuch: „Lilly gehört dazu“ – Irmgard Partmann, Laura Bednarski
Das Stickwort „Inklusion“ ist sowohl in der ganzen Gesellschaft sowie besonders im pädagogischen Bereich sehr präsent – zum Glück! Inklusion geht noch einen Schritt weiter als die Integration, in der es hauptsächlich darum geht, die verschiedenen Individuen an das bestehende System anzupassen. Eine unsichtbare Trennlinie z.B. zwischen Menschen mit und ohne Einschränkung war hierbei immer da und Ziel war es, jeden möglichst „fit für die Gesellschaft“ zu machen. Inklusion geht da weiter, sieht alle Menschen als gleichberechtigt und gleichwertig an und es soll versucht werden, die Rahmenbedingungen so zu verändern, dass jede*r teilhaben kann. Das neue Bilderbuch „Lilly gehört dazu“ von Irmgard Partmann und Laura Bednarski ist ein liebenswertes Plädoyer für gelebte Inklusion im Alltag.
Worum geht es?
Die Geschichte wird aus der Perspektive eines Mädchens erzählt, die von ihrer Schwester Lilly berichtet. Lilly ist der Sonnenschein der Familie und unternimmt viel mit ihrer Schwester. Nur in machen Bereichen kann sie nicht alles so wie die anderen machen. Sie ist nicht kran, aber kann nicht so schnell klettern und laufen wie ihre Schwester, nicht ihren Namen schreiben und spricht auch nicht so besonders gut.
Aber es gibt viele Dinge, die Lilly gut kann! Sie kann toll schaukeln, mit den Fingern malen und lacht ganz viel. Sie ist eine liebevolle Schwester, die tröstet und kuschelt. Mit ihr zusammen braucht man keine Angst mehr vor Monstern oder Gewitter zu haben. Lillys Schwester spielt sehr gerne zusammen mit ihr. Sie tanzen, spielen Pferdchen, baden mit ganz viel Schaum und spritzen sich gegenseitig nass. Manchmal ist eine der beiden etwas langsam, mal Lilly, mal die Schwester, je nach Situation. Und auch so haben beide ganz viel gemeinsam. Sie essen beide gerne Pommes, laufen um die Wette machen Quatsch und sind mal bockig, wie alle Kinder. Lilly ist einfach eine tolle Schwester!
So hat es uns gefallen
Vielleicht fragt sich jetzt jemand, warum es extra ein Buch zum Thema Inklusion, hier von Kindern mit Down- Syndrom, gibt, wenn dabei doch der Wert darauf gelegt werden soll, dass alle gleichberechtigte und gleich teilhabende Mitglieder der Gesellschaft sind. Viel zu oft ist es aber doch noch Thema, wie es denn funktionieren soll, dass Menschen mit Behinderung dies möglich ist. In diesem Buch wird schön aufgezeigt, dass Lilly einige Schwächen hat, aber ebenfalls viele Stärken, wie es bei allen der Fall ist. Auch wenn sie nicht so gut klettern kann, kann sie trotzdem wunderbar auf dem Spielplatz mitspielen. Und wenn sie mal etwas langsam ist, macht das nichts, denn es geht ihrer Schwester auch oft so. Lilly steht voll im Leben, gemeinsam mit Familie und Freunden, und wird geliebt.
Meinen Kindern war tatsächlich nach dem ersten Lesen nicht ganz klar, was das „Besondere“ an Lilly ist, was ich tatsächlich gut fande. Es brauchte dann einiger Erklärungen meinerseits. Für sie was Lilly einfach ein Kind wie jedes andere, das ein paar Dinge nicht so gut kann. Natürlich kommen hier viele Hürden, die ein Leben mit Down- Syndrom oder anderen vergleichbaren Behinderungen vor allem im späteren Leben mit sich bringen kann, hier nicht zur Sprache. Das wäre aber auch definitiv zu weitgehend für ein Bilderbuch für Kinder ab 5 Jahren.
Ich kann mir das Buch auch gut für die Arbeit im Kindergarten oder in der 1./2. Klasse vorstellen. Es gibt nach der Lektüre sicherlich einige Gesprächsanlässe und Denkimpulse. Das Buch hat nicht allzu viel Text und ist dadurch sehr gut verständlich. Die wunderbaren, liebevollen Illustrationen von Laura Bednarski haben uns besonders gut gefallen.
Irmgard Partmann, Laura Bednarski, Lilly gehört dazu, Coppenrath Verlag 2020.
Das Buch wurde uns freundlicherweise vom Coppenrath Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt.