„Das wahre Leben der Bauernhoftiere“ – Lena Zeise
Das Thema Bauernhof in Kinderbüchern sieht meistens so aus: man sieht einen kleinen Hof mit ein paar Hühnern, vier Schweinen, zwei Kühen und einer Katze, die in der Sonne liegt. Die Realität sieht in den allermeisten Fällen anders aus -und das ist ein Thema, was zumindest bei Kinder nicht so angesprochen wird. Deswegen bin ich sehr gespannt auf eure Meinungen zu diesem Buch. Schreibt mir mal, ob ihr „Das wahre Leben der Bauernhoftiere“ von Lena Zeise mit euren Kindern lesen würdet.
Darum geht es in dem Buch
Konventionelle Tierhaltung
Zunächst geht es darum, wie Bauernhöfe grundsätzlich aussehen – früher und heute und darum, wie sich auch heute Höfe unterscheiden. Vor einigen Jahrzehnten noch gab es vor allem kleine Höfe, auf denen verschiedenen Tierarten gehalten wurden. Heute sieht das anders aus: die meisten sind riesige, spezialisierte Betrieben, bei denen schon viel computergesteuert läuft. In den Ställen leben Nutztiere, mal in konventioneller und mal in ökologischer Tierhaltung. In diesem Buch werden beide Arten nacheinander vorgestellt und verglichen.
Das Leben der Tiere
Auf vielen Höfen leben Schweine, eines der ältesten Nutztiere. In konventioneller Haltung leben die Tiere in klimatisierten Ställen ohne Zugang nach draußen. Auf dem engen Raum langweilen sie sich und beißen sich manchmal die Schwänze ab, weswegen sie meist gekürzt werden. Zuchtsauen liegen zeitweise in Kastenständen, in denen sie sich kaum bewegen können. Mastschweine haben meist schon mit acht Monaten ihr Schlachtgewicht von ca. 100 Kilo erreicht.
Rinder leben in einer Gruppe und bleiben auf den konventionellen Höfen auch oft ihr Leben lang im Stall. Sie haben meistens etwas Stroh, auf dem sie liegen können und stehen sonst auf Spaltenboden, durch den ihre Ausscheidungen fallen. Gemolken wird meistens von Melkrobotern und die Kälber werden oft schon schnell nach der Geburt getrennt. Und auch die Hühner, von denen wir Fleisch und Eier nutzen, haben oft nicht viel Platz zum Leben. Manchmal sind tausende Hühner zusammen in einer großen Halle, bei der Bodenhaltung müssen sich 9 Hühner einen Quadratmeter Platz teilen.
Für die verschiedenen Stationen der Aufzucht und für den Weg zum Schlachthof müssen die Tiere natürlich transportiert werden. Kleine Schlachthöfe werden immer weniger und riesige Schlachtfabriken dominieren den Markt. Man kann auch hofnah die Tiere schlachten, aber das ist aufgrund der verschiedenen Regelungen kompliziert.
„Die Art, wie und was wir essen, hat großen Einfluss auf den Bauernhof.“
S. 29
Dieses Zitat spielt nicht nur auf die Art und Weise der Haltung an, sondern es wird auch der wichtige Punkt der Futtererzeugung angesprochen. Je mehr Fleisch gegessen wird, umso mehr Futter (z.B. Soja) muss angebaut werden, wodurch auch wieder Regenwaldfläche abgeholzt wird.
Ökologische Tierhaltung
Ökologische Betriebe gibt es noch viel weniger als konventionelle. Diese Betriebe sind oft kleiner und versuchen, stärker im Einklang mit der Natur zu wirtschaften. Viele Tiere werden dort langsamer gemästet und können nach draußen an die frische Luft. Rinder leben in Laufställen und dürfen auch auf die Wiese. An manchen Höfen gibt es sogar muttergebundene Kälberaufzucht, bei der Tier Jungtiere nicht sofort von der Mutter getrennt werden. Ökologisch gehaltene Schweine haben viel mehr Auslauf- und Liegefläche mit Stroh.
So gefällt uns das Buch
Das Buch zeigt ehrlich und schonungslos, wie die meisten Nutztiere auf unseren Bauernhöfen leben. Natürlich ist es dabei in der Darstellung recht schwarz- weiß, aber die Wirkung ist natürlich so sehr durchschlagend. Die Idylle, die sonst so das Thema Bauernhof umgibt, ist recht schnell dahin. Massentierhaltung, ein Leben lang auf Spaltenboden stehen, ohne Zugang nach draußen – das hört sich doch eigentlich für niemanden schön an. Zunächst werden die Lebensbedingungen der verschiedenen Tierarten in konventioneller Haltung vorgestellt, dann die aus ökologischer Haltung. Da wird wahrscheinlich fast jedem Kind beim Lesen klar, dass das eine für die Tiere ein schöneres Leben bedeutet.
Da man auch immer alle Seiten betrachten muss, gefallen mir die Tipps am Ende des Buches besonders gut: man kann schon vieles erreichen, wenn man nicht jeden Tag Fleisch isst, sondern ein- bis zweimal die Woche. Man kann sich die Zutatenlisten der Lebensmittel durchlesen und schauen, wo die einzelnen Bestandteile her kommen. Denn das eine bedingt immer das andere. Wenn die Verbraucher*innen jeden Tag günstiges Fleisch auf dem Teller haben möchten, lässt sich das kaum anders „herstellen“. An dieser Stelle ließe sich noch vielweiter diskutieren. Ich finde es auf jeden Fall großartig, wenn Kinder schon Gedankenanstöße zu dem Thema bekommen. Sie sind schon sehr gut in der Lage, einiges dazu selbst zu entscheiden. Wir empfehlen das Buch für Kinder ab dem Grundschulalter.
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Lena Zeise, Das wahre Leben der Bauernhoftiere, Klett Kinderbuch Verlag 2020.
Danke für dein feinfühliges Schreiben. Uns muss stets bewusst sein, dass wir die wichtigsten und ersten Vorbilder für unsere Kinder sind. Alles was wir bewusst und unbewusst tun, prägt unsere Kinder. Wir haben eine politische Kaufkraft und dürfen uns täglich reflektieren und hinterfragen. Wir werden niemals alles „richtig“ machen können, dennoch ist es Zeit hinzusehen, feinfühliger zu werden und den Kindern entwicklungsgerecht die Wahrheit zu vermitteln und die Konsequenzen auszutragen. Es gibt schon eine handvoll Kinderbücher zu ähnlichen Themen z. B warum man vegan essen sollte. Es ist unwahrscheinlich wichtig, Kinder zu behüten und zu schützen. Das heisst jedoch nicht, sie in einer rosa Zuckerwatte aufwachsen zu lassen. Es heißt entwicklungsgerecht die Kinder zur Verantwortungsübernahme zu erziehen und mit ihnen zusammen die Hüter der Erde zu sein. Es bedarf mehr solcher Bücher, ein tieferes und respektvolleres Denken und Handeln unserer Mitgeschöpfe gegenüber. Danke für deinen Kommentar!
Vielen Dank für deinen netten Kommentar. Ich sehe das auch so. Niemand kann „alles richtig machen“ und das muss ja auch gar nicht sein. Wenn jede*r ein wenig mehr Verantwortung übernimmt, reflektiert und bereit ist, vielleicht eine wenig zu verändern, kann schon eine Menge verändert werden.
Echt stark! Danke für die Buchvorstellung! Ich habe immer mal wieder nach so einem Buch gesucht und nichts so richtig gefunden. Ich denke jetzt werde ich mir dieses kaufen für meine Kinder und für die Kita
Freut mich sehr, wenn es gefällt. Ist auch ein wirklich wichtiges Thema, das man ruhig schon mit jüngeren Kindern besprechen kann.
Danke erstmal für die tolle und interessante Buchvorstellung. Habe mir selbst das Buch auch gekauft und beschäftige mich sehr intensiv mit der Tierhaltung ( Ethik). Ich finde es gruselig, dass vielen Kindern immer noch vorgegaukelt wird, dass die meisten Nutztiere glücklich sind. Keine Kuh ist glücklich, den ganzen Tag gemolken zu werden. Das Buch bietet auf mehreren Perspektiven Diskussionsstoff und auch die Bilder sind sehr ästhetisch. Es fordert auf, seine eigene Haltung zu hinterfragen, Lösungen zu finden und diese im Alltag umzusetzen. Meinen Weg habe ich gefunden und es ist nur sehr zu hoffen, dass es vielen anderen Leser:innen auch so ergeht. Letztendlich ist der Verzieht auf tierische Produkte, nach meiner Meinung die beste Konsequenz. Aber alleine das Betrachten des Buches, das Auseinandersetzten oder Nachdenken über das Thema , ist ein erster Schritt.
Danke erstmal für die tolle und interessante Buchvorstellung. Habe mir selbst das Buch auch gekauft und beschäftige mich sehr intensiv mit der Tierhaltung ( Ethik). Ich finde es gruselig, dass vielen Kindern immer noch vorgegaukelt wird, dass die meisten Nutztiere glücklich sind. Keine Kuh ist glücklich, den ganzen Tag gemolken zu werden. Das Buch bietet auf mehreren Perspektiven Diskussionsstoff und auch die Bilder sind sehr ästhetisch. Es fordert auf, seine eigene Haltung zu hinterfragen, Lösungen zu finden und diese im Alltag umzusetzen. Meinen Weg habe ich gefunden und es ist nur sehr zu hoffen, dass es vielen anderen Leser:innen auch so ergeht. Letztendlich ist der Verzieht auf tierische Produkte, nach meiner Meinung die beste Konsequenz. Aber alleine das Betrachten des Buches, das Auseinandersetzten oder Nachdenken über das Thema , ist ein erster Schritt.
Hallo
Ab wie viel Jahren wäre das Buch zu empfehlen?
Grüße
Hallo! Es ist schon nicht ganz ohne, wie ich finde. Die Bilder sind nicht grausam, aber auch nicht „heile Welt“. Man muss ein bisschen auf das jeweilige Kind schauen. Aber ich würde es ab dem Grundschulalter empfehlen.