„Das wahre Leben der Bauernhoftiere“ – Lena Zeise

„Das wahre Leben der Bauernhoftiere“ – Lena Zeise

Oktober 27, 2020 8 Von Maike

Das Thema Bauernhof in Kinderbüchern sieht meistens so aus: man sieht einen kleinen Hof mit ein paar Hühnern, vier Schweinen, zwei Kühen und einer Katze, die in der Sonne liegt. Die Realität sieht in den allermeisten Fällen anders aus -und das ist ein Thema, was zumindest bei Kinder nicht so angesprochen wird. Deswegen bin ich sehr gespannt auf eure Meinungen zu diesem Buch. Schreibt mir mal, ob ihr „Das wahre Leben der Bauernhoftiere“ von Lena Zeise mit euren Kindern lesen würdet.

Darum geht es in dem Buch

Konventionelle Tierhaltung

Zunächst geht es darum, wie Bauernhöfe grundsätzlich aussehen – früher und heute und darum, wie sich auch heute Höfe unterscheiden. Vor einigen Jahrzehnten noch gab es vor allem kleine Höfe, auf denen verschiedenen Tierarten gehalten wurden. Heute sieht das anders aus: die meisten sind riesige, spezialisierte Betrieben, bei denen schon viel computergesteuert läuft. In den Ställen leben Nutztiere, mal in konventioneller und mal in ökologischer Tierhaltung. In diesem Buch werden beide Arten nacheinander vorgestellt und verglichen.

Das Leben der Tiere

Auf vielen Höfen leben Schweine, eines der ältesten Nutztiere. In konventioneller Haltung leben die Tiere in klimatisierten Ställen ohne Zugang nach draußen. Auf dem engen Raum langweilen sie sich und beißen sich manchmal die Schwänze ab, weswegen sie meist gekürzt werden. Zuchtsauen liegen zeitweise in Kastenständen, in denen sie sich kaum bewegen können. Mastschweine haben meist schon mit acht Monaten ihr Schlachtgewicht von ca. 100 Kilo erreicht.

Rinder leben in einer Gruppe und bleiben auf den konventionellen Höfen auch oft ihr Leben lang im Stall. Sie haben meistens etwas Stroh, auf dem sie liegen können und stehen sonst auf Spaltenboden, durch den ihre Ausscheidungen fallen. Gemolken wird meistens von Melkrobotern und die Kälber werden oft schon schnell nach der Geburt getrennt. Und auch die Hühner, von denen wir Fleisch und Eier nutzen, haben oft nicht viel Platz zum Leben. Manchmal sind tausende Hühner zusammen in einer großen Halle, bei der Bodenhaltung müssen sich 9 Hühner einen Quadratmeter Platz teilen.

Für die verschiedenen Stationen der Aufzucht und für den Weg zum Schlachthof müssen die Tiere natürlich transportiert werden. Kleine Schlachthöfe werden immer weniger und riesige Schlachtfabriken dominieren den Markt. Man kann auch hofnah die Tiere schlachten, aber das ist aufgrund der verschiedenen Regelungen kompliziert.

„Die Art, wie und was wir essen, hat großen Einfluss auf den Bauernhof.“

S. 29

Dieses Zitat spielt nicht nur auf die Art und Weise der Haltung an, sondern es wird auch der wichtige Punkt der Futtererzeugung angesprochen. Je mehr Fleisch gegessen wird, umso mehr Futter (z.B. Soja) muss angebaut werden, wodurch auch wieder Regenwaldfläche abgeholzt wird.

Ökologische Tierhaltung

Ökologische Betriebe gibt es noch viel weniger als konventionelle. Diese Betriebe sind oft kleiner und versuchen, stärker im Einklang mit der Natur zu wirtschaften. Viele Tiere werden dort langsamer gemästet und können nach draußen an die frische Luft. Rinder leben in Laufställen und dürfen auch auf die Wiese. An manchen Höfen gibt es sogar muttergebundene Kälberaufzucht, bei der Tier Jungtiere nicht sofort von der Mutter getrennt werden. Ökologisch gehaltene Schweine haben viel mehr Auslauf- und Liegefläche mit Stroh.

So gefällt uns das Buch

Das Buch zeigt ehrlich und schonungslos, wie die meisten Nutztiere auf unseren Bauernhöfen leben. Natürlich ist es dabei in der Darstellung recht schwarz- weiß, aber die Wirkung ist natürlich so sehr durchschlagend. Die Idylle, die sonst so das Thema Bauernhof umgibt, ist recht schnell dahin. Massentierhaltung, ein Leben lang auf Spaltenboden stehen, ohne Zugang nach draußen – das hört sich doch eigentlich für niemanden schön an. Zunächst werden die Lebensbedingungen der verschiedenen Tierarten in konventioneller Haltung vorgestellt, dann die aus ökologischer Haltung. Da wird wahrscheinlich fast jedem Kind beim Lesen klar, dass das eine für die Tiere ein schöneres Leben bedeutet.

Da man auch immer alle Seiten betrachten muss, gefallen mir die Tipps am Ende des Buches besonders gut: man kann schon vieles erreichen, wenn man nicht jeden Tag Fleisch isst, sondern ein- bis zweimal die Woche. Man kann sich die Zutatenlisten der Lebensmittel durchlesen und schauen, wo die einzelnen Bestandteile her kommen. Denn das eine bedingt immer das andere. Wenn die Verbraucher*innen jeden Tag günstiges Fleisch auf dem Teller haben möchten, lässt sich das kaum anders „herstellen“. An dieser Stelle ließe sich noch vielweiter diskutieren. Ich finde es auf jeden Fall großartig, wenn Kinder schon Gedankenanstöße zu dem Thema bekommen. Sie sind schon sehr gut in der Lage, einiges dazu selbst zu entscheiden. Wir empfehlen das Buch für Kinder ab dem Grundschulalter.

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Lena Zeise, Das wahre Leben der Bauernhoftiere, Klett Kinderbuch Verlag 2020.

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