„Als die gelben Blätter fielen“
Es gibt Themen der Geschichte, die nie vergessen werden dürfen. Es ist unglaublich schwierig, mit Kindern über das Thema Holocaust zu sprechen. Aber gerade, wenn man sich bestimmte gesellschaftliche Entwicklungen anschaut, ab einem gewissen Alter umso wichtiger. Mit „Als die gelben Blätter fielen“ ist ein sehr bewegendes, tief erschütterndes, aber auch Hoffnung machendes Bilderbuch erschienen, das einen Einblick in das Leben eines Kindes in einem abgeriegelten jüdischen Ghetto in Vilnius (Litauen) im Jahr 1943 gibt. Für das erzählende Kind und seine Familie geht die Geschichte nicht gut aus, wie es damals bei so vielen Familien der Fall war. Aber die Erinnerung bleibt – und damit die Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Das Leben im Ghetto
Ein Junge führt uns durch die Geschichte uns nimmt uns mit auf ein Dach, auf dem er mit seiner Freundin Riwka sitzt und einen Drachen steigen lässt. Sie sprechen über Freiheit, in die der Drachen bald fliegt, nachdem die Schnur gerissen ist – und über die, die man im Herzen trägt. Der Junge hat vor vielem im Leben Angst, fürchtet sich vor dem Alleinsein und davor, dass sein Vater nicht zurück kehrt. Aber mit Riwka an seiner Seite fühlt er sich wohl und sicher.
Vor ein paar Monaten kamen Männer in dunklen Uniformen, die ihn an Krähen erinnerten, in seine Stadt und seitdem konnte niemand mehr hinaus. Die, die zum Arbeiten geholt wurden und sie doch verließen, kamen nicht mehr zurück. Die leeren Wohnungen wurden von stummen Gestalten ausgeräumt, die scheinbar keine Gefühlsregungen mehr kannten und wahrscheinlich schon ein kaltes Herz hatten. Nun erfahren wir auch den Namen des erzählenden Jungen. Alon bedeutet so viel wie stark und fest und genauso möchte er auch eigentlich sein.
Am nächsten Tag soll er im Theater auf der Geige vorspielen und er nimmt sich vor, es genauso stark und tapfer zu machen. Doch auf einmal scheint er eine Krähe zu sehen – oder ist es ein Soldat? Er kämpft und schlägt um sich, bis er mit zerbrochenem Geigenbogen auf der Bühne steht. Alle trösten ihn und Riwkas Großvater verspricht, ihm einen neuen zu schnitzen. Doch am nächsten Tag ist Riwkas Familie nicht mehr da. Die Männer haben sie abgeholt. Nur ihr kleiner Hund ist noch da, den Alon zu sich nimmt.
Irgendwann kam der Herbst und die Blätter leuchten gelb wie der Stern auf der Kleidung der Menschen. Das Kind wird zusammen mit seiner Mutter und anderen aus dem Ghetto hinaus geführt und er hofft, Kastanien sammeln zu können. Doch dazu kam es nicht mehr und alles war nur noch still, bis in die Ewigkeit. In der Geschichte werden die Verstorbenen zu Steinen, in Anlehnung an den jüdischen Brauch, Kieselsteine auf ein Grab zu legen. Eine ältere Frau, die Riwka sehr ähnlich sieht, hebt einen Stein auf und spürt die Wärme in ihrem Herzen.
Das Buch wurde uns vom Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt.