BIG LOVE: „Adam und Eva“ – ganz neu erzählt von Martin Baltscheit
Die Geschichte um „Adam und Eva“ kennen wir doch alle, oder? Gottes Schöpfung, Mann zuerst, Rippe weg, Frau ist da, falsches Obst gegessen, Rausschmiss, fertig. Hört sich nach einem netten Märchen an, aber ob man das heute noch lesen muss? Martin Baltscheit hat eine Neuinterpretation der wahrscheinlich schon über 3000 Jahre alten Geschichte gewagt und Josephine Wolff hat das Ganze fantastisch illustriert. Was dabei heraus gekommen ist? Auf jeden Fall eine sehr lesenswerte Liebesgeschichte, die den Auftakt der neuen Reihe „BIG LOVE“ bildet, die sich den großen Romanzen der Welt-, Kunst- und Literaturgeschichte widmet.
Die neue, alte Geschichte von Adam und Eva
Auf einem Stein in der Mitte eines Flusses wacht ein Kind auf und weiß nicht recht, was es tun soll. Plötzlich spricht ein herrlicher Garten zu dem Jungen, nennt ihn Adam und bittet ihn, hinein zu kommen. Adam ist neugierig und schaut sich dort einmal um. Es gibt Essen im Überfluss und es soll alles ihm gehören. Nur einen bestimmten Baum in der Mitte soll er nicht anrühren, denn sonst „gibt es Ärger“. Dem Jungen wird irgendwann langweilig und der Garten beauftragt ihn damit, allen Tieren dort einen Namen zu geben. Als auch das langweilig geworden ist, erfindet der Garten ein neues Wesen, das fast so aussieht wie Adam und auf den Namen Eva hört. Er ist verzückt von ihr und spricht sofort von Liebe.
Zusammen erfinden sie Spiel, Gerichte und viele neue Namen und verlieben sich jeden Tag mehr. Auf der Suche nach Zutaten für einen Obstsalat nimmt Eva eines Tages von einer Schlange einen verbotenen Apfel an – der tatsächlich „hammerlecker“ (S.23) schmeckt. Nachts bemerken sie, dass der Baum der Wahrheit seine Früchte abgeworfen hat, was Adam Sorgen bereitet. Eva ist aber der Ansicht, das nun mal nichts so bleibt, wie es ist, abgesehen von ihrer Liebe. Es kommt, wie es kommen muss. Weil beide nun den Unterschied zwischen Gut und Bösen kennen und damit keine Kinder mehr sind, wirft der Garten sie raus. Zusammen mit einem Esel schlagen sie sich durch und suchen erst Unterschlupf in einer Höhle. Schnell finden sie aber einen wunderschönen Ort an dem sie, so sind sie sicher, ihren eigenen, wunderschönen Garten bauen können.
Neuinterpretation der alten Geschichte
Ob das mit dem Apfel eine Strafe war oder doch eher ein Geschenk? Das kann man selbst deuten, aber man tendiert wahrscheinlich klar zum Letzteren. Auf der letzten Seite sieht man eine moderne Familie in einem schönen Garten, die dort glücklich ist. Die Geschichte kommt ganz ohne die Erwähnung Gottes aus und hat viele humorvolle Passagen. Von Sündenfall, Strafe oder Buße liest man auch nicht und die Erschaffung Evas aus Teilen von Adam gibt es hier auch nicht. Im Mittelpunkt steht die große Liebe der beiden zueinander, die alles aushält und alles überdauert. Eine schöne Vorstellung. Die Illustrationen sind ein wirkliches Highlight. Kindgerecht, mit Liebe zum Detail und sehr gelungener Farbgestaltung. Dank des leichten und modernen Erzählstils lässt es sich schon gut mit Kindern ab 4 Jahren lesen. Eine zeitgemäße Neuinterpretation der uralten Geschichte, die man auch ohne jeglichen religiösen Hintergrund gut lesen kann.
Martin Baltscheit, Josephine Wolff, Adam und Eva (BIG LOVE), Kindermann Verlag 2021.
Das Buch wurde uns vom Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt.