„Der Ruf des weißen Pfaus“
Ein altes Herrenhaus mit einem geheimnisvollen Garten, ein Familiengeheimnis und Tiere, die sich irgendwie seltsam verhalten – hört sich spannend an, oder? „Der Ruf des weißen Pfaus“ von Usch Luhn ist eine mysteriöse Gesichte, die mit einer sympathischen und vielschichtigen Protagonistin, einen besonderen Setting und einer wirklich überraschenden Wendung überzeugen kann. Da es zum Teil schon ein wenig gruselig, dramatisch und magisch wird, empfehlen wir das Buch für Kinder ab 10 Jahren.
Einem Familiengeheimnis auf der Spur
Feline hatte sich ihre Sommerferien ganz anders vorgestellt. Eigentlich wollte sie mit ihren Eltern reisen, aber da diese doch arbeiten mussten, hörte sich ein Tauchurlaub mit ihrer Tante Nadia auch nicht schlecht an. Doch ihre Pläne werden alle über den Haufen geworfen, weil ihre Oma, die sie gar nicht kennt, sich das Bein gebrochen hat und nun Hilfe braucht. Also fährt sie mit Nadia zu deren Herrenhaus, in dem sie nun die Ferien verbringen soll. Bei ihrer Ankunft staunt sie nicht schlecht über das große Anwesen mit dem parkähnlichen Gelände. Wenn da nur nicht diese Pfauen leben würden, die sie nach einem Beiß- Vorfall in der Kindheit gar nicht leiden kann. Ihr Unmut ändert sich auch dann nicht, als ihr der gleichaltrige Pavo, der mit seinem Vater auch in dem großen Haus lebt, erklärt, wie nett die Tiere eigentlich sind.
Bei der ersten Begegnung mit ihrer Großmutter Felicitas, die sie beharrlich Fee nennt, wird ihre Stimmung auch nicht viel besser. Die alte Dame ist ihr etwas unsympathisch, auch wenn sie ihr scheinbar großes Zeichentalent sehr bewundert. Feline fühlt sich bei ihr einfach nicht wohl und versucht, möglichst viel mit Pavo unterwegs zu sein. Bei ihren Streifzügen durch den Garten und das Dorf erleben sie einige Vorfälle, die ihnen merkwürdig vorkommen. Warum reagieren die alten Leute im Dorf so seltsam, als sie hören, das Feline die Enkelin von Felicitas ist? Und was hat es mit dem See im Garten auf sich, in den sie schon zweimal fast hinein gefallen wäre und in dem es anscheinend seltsame Spiegelbilder gibt? Das Mädchen kommt einem alten Familiengeheimnis auf die Spur.
Die Geschichte startet sehr ruhig und entspannt. Auf den ersten hundert Seiten lesen wir von Felines zerschlagenen Sommerplänen, ihren Telefonaten mit ihrer Freundin, den ersten Erkundungen im Herrenhaus und der sich anbahnenden Freundschaft mit Pavo. Wenn man auf spannende Elemente wartet, muss man ein wenig warten und sich durch diesen längeren Einstieg hindurch lesen. Da die Protagonistin mit ihrer vielfältigen Gefühlswelt aber eine gute Identifikationsfigur für viele Kinder sein wird und der Schreibstil mit den atmosphärischen Beschreibungen sehr angenehm ist, ist das kein Problem. Die Kapitel sind nicht allzu lang, die Schrift noch etwas größer.
Usch Luhn, Der Ruf des weißen Pfaus, Karibu Bücher 2023.
Das Buch wurde uns vom Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt.