„Der war`s“ – Juli Zeh, Elisa Hoven
Ein Diebstahl in der Schule, Mobbing und Mitläufertum, aber auch sich zur Wehr setzen und für Gerechtigkeit einstehen und diese durchsetzen – in „Der war’s“ von Juli Zeh und Elisa Hoven steckt eine ganze Menge Gesprächsstoff. Wir lesen eine Geschichte aus dem Schulalttag einer 6. Klasse und erfahren zudem noch eine ganze Menge darüber, wie ein echtes Strafverfahren funktioniert. Mit vielen wundervollen, durchgehend farbigen Illustrationen von Lena Hesse, für Kinder ab ca. 8 Jahren.
War war der Dieb?
Schon wieder ist Maries Supersandwich verschwunden! Die Mutter des beliebtesten Mädchens der ganzen Klasse macht ihr jeden Morgen ganz besondere Brote, die anscheinend noch jemand super findet. Nicht nur ihre Freundinnen, die sie verehren und ihr auf Schritt und Triff folgen, sind entsetzt. Auch die anderen Kinder möchten zu gerne wissen, wer den Diebstahl begangen hat. Vor allem Torben, dessen Vater Polizist ist, wittert einen echten Fall. In den nächsten Tagen legen sie das Supersandwich immer an andere Orte und sogar in andere Schultaschen .- aber es ist immer Maries Brot, das gestohlen wird. Schnell fällt bei einigen Kindern der Verdacht auf Konrad, der eh gerne isst, ein paar Kilo mehr wiegt als andere und in den Pause immer gerne im Klassenraum bleibt. Torben beginnt, ihn zu beschatten und kann ein Foto machen, wie Konrad heimlich in Maries Schultasche wühlt. Das Bild verbreitet sich schnell, ebenso die Nachricht, dass der Dieb auf frischer Tat ertappt wurde und der Fall nun gelöst ist. Konrad wird zum Gespött der ganzen Schule, aber das Sandwich verschwindet wieder Tag für Tag. Vor allem Torben ist klar, dass ihm eine Falle gestellt werden muss und er verprügelt den Jungen, der seine Unschuld beteuert, zusammen mit anderen aus der Klasse. Zunächst ist es nur Mika, der entsetzt darauf hinweist, dass sie absolut unfair handeln. Aber auch Marie bekommt ein schlechtes Gewissen und ruft die ganze Klasse zusammen, um darüber zu entscheiden, wie weiter vorgegangen wird. Bald steht der Entschluss fest: sie brauchen eine Gerichtsverhandlung, mit Richterin, Protokollant, Staatsanwalt und Nebenklägerin – wie man es aus dem Fernsehen kennt. Werden sie den Fall lösen und eine gerechte Entscheidung treffen?
Die Geschichte stammt mitten aus dem Schulalttag, so dass sich viele Kinder direkt wieder finden werden. Über viele Details muss man schmunzeln: Die defekte Technik, an der die Lehrer (die natürlich einen unaussprechbaren Doppelnamen haben) verzweifeln und das Bekannte „wir gucken heute einen Film“ statt regulärem Unterricht. Wir finden hier zudem noch die „typischen“ Rollenverteilungen, die es in vielen Klassen oft gibt und auch altbekannte Muster von Mobbing und Ausgrenzung.
Viele Figuren machen auch eine positive Entwicklung durch und die Klassendynamik ändert sich nach und nach. Die Mitläuferin, deren einzige Rolle es war, die „Klassenkönigin“ zu verehren, wird selbstbewusst und aktiv und zeigt, dass viel mehr in ihr steckt. Stille Kinder setzen sich klug – und auch laut – für andere ein und die Selbstgerechten merken, dass sie über das Ziel hinaus geschossen sind. Zeitgleich lernen die Kinder wichtige Lektionen über Vorverurteilungen und objektive Rechtsprechung und die Notwenigkeit eines funktionierenden Justizsystems. Zum einen durch die Geschichte an sich, zum anderen durch den zweiten Teil des Buches, indem ganz wundervoll kindgerecht Wichtiges rund um juristische Strafverfahren erklärt wird. Sehr schön nicht nur zum Vor- und Selberlesen zuhause, sondern auch sicherlich eine gute Wahl als Klassenlektüre.
Juli Zeh, Elisa Hoven, Lena Hesse, Der war’s, Carlsen Verlag 2023.
Das Buch wurde uns vom Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt.