„Die Traumspinnerin“
Ich mag Bilderbücher, bei denen Traum und Realität verschwimmt und bei denen die lesenden Kinder sich überlegen müssen, wo der eine Erzählstrang aufhört und der andere beginnt. Im wirklich wunderschön illustrierten „Die Traumspinnerin“ von Simone Veenstra und Almud Kunert ist ein Kind neugierig auf das, was nachts geschieht. Und das ist wirklich interessant! Unaufgeregt und fantasievoll erzählt, mit sehr atmosphärischen Bildern – die perfekte Lektüre vor dem Einschlafen für Kinder ab ca. 4 Jahren.
Luca hatte heute einen richtig schönen Tag und hat eine ganze Menge erlebt. Als es dann endlich Zeit zum Schlafengehen ist, möchte sein Vater wie immer eine Gutenachtgeschichte erzählen. Doch Luca möchte gerne wissen, was nachts geschieht, wenn er schläft. Was machen dann die ganze Tiere und Menschen, und vor allem seine Mutter, die immer zur Arbeit geht, wenn er schläft. Papa findet die Frage auch spannend und sie beschließen, einmal nachzusehen. Schnell ziehen sie sich an und gehen raus, in Richtung See und Wald. Dort treffen sie zunächst auf ein paar Hochlandrinder, die ihnen erzählen, dass sie nachts entweder träumen oder dem Wind lauschen. Die Blumen am Wegesrand teilen ihnen mit, dass sie nachts Sternschnuppen sammeln und der kleine Fuchs geht am liebsten bei Mondschein auf Entdeckungsreise.
Sie treffen sogar auf einige Handwerker, die noch etwas an der Straße reparieren und beobachten eine Igelfamilie beim Fressen und Fangen Spielen. Nach jeder neuen Station fragt Luca seinen Vater, ob Mama genau das auch in der Nacht macht und er bejaht dies. Weiter geht ihr Weg, vorbei an einer Bäckerei, bei der schon gearbeitet wird und hin zu einer kleinen Fabrik, aus deren Schornstein Rauch in Form von Tieren und Blumen steigt. Sie gehen hinein, sehen noch viel mehr Formen und Farben – und seine Mutter, die gerade diese wundervollen Wolken formt. Luca versteht sofort, dass Mama dort Träume macht und in die Welt hinaus schickt. Und die besten davon kommen zu denjenigen, die tief schlafen.
Was macht die Mutter nun wirklich, wenn Luca schläft? So richtig löst sich dies nicht – aber das muss es auch nicht! Die Vorstellung, dass sie für die Träume zuständig ist, ist einfach wunderbar. Und der nächtliche Ausflug mit dem Vater? Ob der Traum oder Realität ist, darf jedes Kind für sich entscheiden.
Simone Veenstra, Almud Kunert, Die Traumspinnerin, Ravensburger Verlag 2024.
Das Buch wurde uns vom Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt.