„Dusty Diggers. Auf der Jagd nach der krassesten Pizza der Bronzezeit. Die Geheimnisse der Himmelsscheibe von Nebra“
Geschichte ist langweilig und sowieso nur staubtrockenes Zahlen- und Faktenwissen?! Und für Grundschulkinder ist alles außer vielleicht Ritter und Mumien eh ziemlich uninteressant? Stimmt auf keinen Fall! Das zeigt der Auftakt der neuen Reihe „Dusty Diggers“, einem erzählenden Sachbuch, das uns in eine spannende Zeit vor ca. 4000 Jahren mitnimmt. Aber nicht nur das, denn der Schwerpunkt bei „Auf der Jagd nach der krassesten Pizza der Bronzezeit. Die Geheimnisse der Himmelsscheibe von Nebra“ von Silke Vry liegt auf der archäologischen Arbeit, der erlaubten und der unerlaubten. Und so hat man Krimi, Detektivgeschichte und Sachbuch in einem – und das noch sehr cool illustriert von Marie Geissler. Ein Buch in der Art hatte ich noch nicht in der Hand, ein Blick lohnt sich definitiv, auch wenn man vielleicht noch nie etwas von der Himmelscheibe gehört hat.
Ein unglaublicher Fund
Einen Schatz finden und verkaufen
Die Geschichte ist in sechs Teile aufgeteilt und startet mit einem Fund in der Nebra in Sachsen – Anhalt. Hier sind zwei Männer mit Metalldetektoren mitten im Wald unterwegs und das mit einem konkreten Ziel: einen Schatz bzw. irgendetwas Wertvolles zu finden. Nicht zum Spaß, sondern um ihn zu verkaufen und schnell an Geld zu kommen. Die beiden haben tatsächlich Glück und finden eine Stelle mit metallischen Gegenständen im Boden. Es wird gegraben, bis sie alles herausgeholt haben: kleine Schwerter und Beile, Armreifen – und eine große Scheibe aus Bronze mit goldenen Verzierungen. Das sieht auf jeden Fall vielversprechend aus! Die beiden rufen ihren Bekannten mit gewissen Beziehungen an, der schwer begeistert ist und den beiden eine ganze Menge Geld dafür bezahlt.
Nun ist die Scheibe bei Armin und Else, einem Hehlerpaar, die sie zunächst in ihrer Wohnung hüten -und ordentlich mit Stahlwolle putzen (und zerkratzen). Er möchte die Funde wieder verkaufen, natürlich für mehr Geld als er selbst dafür bezahlt hat. Dafür telefoniert er mit vielen Museen und anderen Menschen, doch die meisten wollen sich an solchen illegalen Verkäufen nicht beteiligen. Doch er hat zunächst Glück, findet Käufer für die Funde, und dann wieder Pech, denn Museumsleute haben der Polizei von seinen Angeboten berichtet.
Nun wird Armin gesucht, stellt sich schließlich der Polizei und berichtet ihnen auf Anraten seines Anwaltes alles. Es ist nun, im dritten Abschnitt der Geschichte, Sache der Polizei, sich auf die Suche nach den neuen Besitzern der Scheibe zu machen. Ein Museumsdirektor, der die Scheibe gerne für seine Ausstellung haben möchte, hilft ihnen dabei in verdeckter Mission. Nach langer Vorbereitung gelingt der Coup, die Scheibe ist nun endlich in fachkundigen Händen.
Was man schon alles in der Bronzezeit wusste
Nun liegt das Hauptaugenmerk der Geschichte auf Willi, dem Museumsdirektor, der herausfinden möchte, was es mit der „Himmelscheibe“ auf sich hat. Das Material wird untersucht, datiert, die Zeichen entziffert und auch noch einmal die Grabungsstelle genauer unter die Lupe genommen. Es wird klar, dass die Funde aus der sogenannten Bronzezeit stammen, also 4000 Jahre zuvor hergestellt wurden. Eine Astronomin findet heraus, dass es sich um eine Art Kalender handelt, mit dem Schwerpunkt auf den Sonnenwenden. Eine faszinierende Entdeckung! Am Ende gibt es noch einen kurzen Einblick in das Leben der Menschen in der Bronzezeit, ihren Alltag, ihr Wissen und ihre Bestattungsriten. Falls einiges noch nicht genau verstanden wurde, findet man noch ein „Schatzsucher – Handbuch“, in dem die wichtigsten Fachbegriffe und Regeln noch einmal erklärt werden.
Geniale Mischung aus Sachwissen und Erzählung
Die wahre Geschichte rund um den Fund und die Herkunft der berühmten Himmelsscheibe von Nebra wird äußert unterhaltsam und ansprechend erzählt. Von den Raubgräbern, die im Jahre 1999 die Scheibe gefunden haben, über die Verkäufe über Hehler, die Polizeiarbeit, um die Scheibe wieder zu finden – all das wird für Kinder ansprechend und spannend im ersten Teil des Buches erzählt. Doch dabei bleibt es nicht, denn man begleitet noch die Wissenschaftler*innen dabei, wie sie dem Geheimnis der Himmelsscheibe auf die Spur kommen. Wie gehen Archäologen vor, wozu wurde sie hergestellt und wie lebte man in der Bronzezeit? Das ist alles schon ziemlich komplex, aber auch einfach spannend. Die Autorin schafft es, dieses komplexe Wissen gut verständlich und wirklich spannend aufzubereiten. Unterstützt wird das alles von witzigen Illustrationen und Comicelementen. Ein äußerst gelungener Auftakt einer Reihe über außergewöhnliche Archäologiefunde. Einzig das Cover führt ein wenig in die Irre, denn die dort abgebildeten Kinder kommen im Buch selbst gar nicht vor. Wir empfehlen das Buch für Kinder ab ca. der 3. Klasse.
Silke Vry, Marie Geissler, Dusty Diggers. Auf der Jagd nach der krassesten Pizza der Bronzezeit. Die Geheimnisse der Himmelsscheibe von Nebra, E. A. Seemanns Bilderbande 2021.
Das Buch wurde uns vom Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt.