Ein Bilderbuch mit wenigen Worten: „So ein toller Hecht“
Dieses Buch kommt mit sehr wenig Text aus, erzählt aber eine Geschichte, die zum Nachdenken anregt. Ich bin aber nicht ganz sicher, inwieweit das bei der Zielgruppe ankommt. In „So ein toller Hecht“ von Charlotte Habersack und Hort Hellmeier erleben wir eine Geschichte über ganz unterschiedliches Verhalten zwischen Kleinen und Großen und die Konsequenzen daraus. Die Botschaft, die man daraus ziehen kann, ist zumindest nicht auf den ersten Blick ganz erkenntlich. Trotzdem kann es sicher im pädagogischen Kontext einige Gesprächsanlässe für Kinder ab 5 Jahren bieten.
Wir schauen auf eine Szene in einem See. An der Wasseroberfläche tummeln sich zufrieden Frösche und Enten, unter Wasser sind einige Fische unterwegs. Ein kleiner Fisch hat eine spannende Entdeckung gemacht und nimmt ein Gefäß am Grund des Sees unter die Lupe. Das bemerkt ein großer Fisch, der ihn erst mit sauertöpfischer Miene beobachtet und dann aggressiv darauf anspricht und fragt, was er denn da mache. Der Kleineweicht zurück und wird weiter vom großen Fisch angegangen: Er solle nichts anfassen, das wisse er doch, ob er keine Ohren habe. Da kann der Kleine nichts entgegnen und schaut nur eingeschüchtert zu Boden.
In der Zeit sehen wir an der Wasseroberfläche, dass sich ein Ruderboot mit einem großen und einem kleinen Bären als Passagiere nähert, die ein Fischernetz auswerfen. Währenddessen schiebt der große Fisch den anderen zur Seite und möchte sich alleine um das Gefäß kümmern. Der andere sei viel zu klein dafür. Das Netz der Bären sinkt gleichzeitig in den See und umschließt die beiden Fische. Der große Bär ermutigt den Kleinen, dieses hinauszuziehen, obwohl er unsicher ist. Begleitet von guten Worten des Erwachsenen schafft er es und zieht das Netz ins Boot hinein. Den Großen behalten sie, den Kleinen werfen sie mit den Worten „Der muss noch wachsen“ wieder in das Wasser zurück.
Bei dem Bärenduo ist der Umgang ganz anders als bei den zwei Fischen. Der Große traut dem Kleinen etwas zu, bestärkt und unterstützt ihn. Ganz anders der große Fisch. Er ist unfreundlich und überheblich, verbietet dem Kleinen viel und kommandiert ihn herum. Der Zufall will es, dass beide gefangen werden. Nun nützt ihm seine Größe nichts und er verbleibt – anders als der Kleine auf dem Boot. Auch weil bei den Fischen nicht ganz klar ist, in welchem Verhältnis sie zueinander stehen (Elternteil – Kind?) ist das für die lesenden Kinder vielleicht etwas hart, dass dieser nun stirbt – auch wenn er etwas unsympathisch war. Aber eines kann man sicherlich aus der Geschichte mitnehmen: Man sollte Kindern immer auf Augenhöhe begegnen und respektvoll wie wertschätzend mit ihnen umgehen. Die Illustrationen, bei denen man immer auf die gleiche Szenerie schaut, sind sehr witzig und amüsant. Es macht Spaß zu schauen, welche Kleinigkeiten sich von Seite zu Seite ändern.
Charlotte Habersack, Hort Hellmeier, So ein toller Hecht, Esslinger Verlag 2024.
Das Buch wurde uns vom Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt.