Ein Bilderbuch zum Thema Achtsamkeit: „Ein Inne halten“
„Ja, gleich!!“, „Warte noch kurz, ich muss das noch eben erledigen!“ – Solche Sätze hören Kinder oft. Gerade die Erwachsenen haben immer etwas zu tun und die to-do- Liste ist lang. Dabei ist es so wichtig, mal einen Gang „runter zu schalten“ und sich ganz bewusst im stressigen Alltag eine Pause zu gönnen. Das wirklich ganz zauberhaft illustrierte „Ein Inne halten“ von Jutta Degenhardt und Carola Sieverding ist eine warmherzige Geschichte darüber, wie wichtig diese ruhigen Momente sind und ein Apell vor allem an die Großen, achtsamer durch den Alltag zu gehen. Das Ganze passt ab 4 Jahren.
Joni war gerade noch mit der Familie beim Einkaufen. Die Eltern und Großeltern sind so schwer bepackt mit Kartons und Tüten, dass sie das kleine Päckchen vor der Tür gar nicht bemerken. Das Kind nimmt es mit hinein und öffnet es gleich staunend. Darin befindet sich ein kleines flauschiges Wesen, das sie mit großen Augen anschaut und die Namensaufschrift „Inne“. Natürlich möchte sich Joni von nun an gut um das Inne kümmern und baut diesem mit viel Mühe ein schönes Gehege aus Kartons. Doch das Inne scheint sich dort nicht wohl zu fühlen und schaut Joni traurig an. Ob es wohl Hunger hat?
Gemeinsam gehen sie in die Küche, wo Mama gerade steht und sehr vertieft in ihre Erledigungsliste ist. Gleich würde sei bei der Zubereitung des Essens helfen, aber Joni weiß, dass es wohl noch dauern kann Also bereitet sie selbst ein Essen für das Inne zu. Doch auch das stellt das kleine Tier nicht zufrieden. Vielleicht mag es spielen? Joni fragt Papa, ob er ein Spiel erfinden kann und auch er antwortet „Ja, gleich.“ Da macht das Kind es doch lieber selbst und baut ein herrliches Tunnellabyrinth für das Inne. Doch es scheint immer noch etwas anderes zu wollen. Irgendwann merkt Joni, dass das kleine Tier am liebsten auf den Arm zum Kuscheln möchte. Nach und nach kommen die Erwachsenen dazu, staunen und nehmen das Inne auch mal auf den Arm. Sie loben Joni dafür, dass sie so aufmerksam war und setzen sich jetzt auch mal in aller Ruhe zusammen und halten inne/Inne.
Die Idee, den Vorgang des Innehaltens als eine Art kuscheliges Tier darzustellen, ist genial. Das Kind, das die Geschichte aus seiner Perspektive erzählt und von dem man nicht weiß, ob es Junge oder Mädchen ist, versucht alles, um das Tier zufrieden zu stellen. Spielen, Essen – nein, es möchte einfach nur eine Pause machen und in den Arm genommen werden. Alle Erwachsenen sind so beschäftigt, dass sie die Ankunft des Innes gar nicht bemerken und das Kind immer mit einem „gleich“ vertrösten. Das wird vielen bekannt vorkommen. Eine wundervolle Geschichte mit sehr atmosphärischen und hübschen Illustrationen, die zum Nachdenken anregt und uns daran erinnert, achtsamer zu sein.
Jutta Degenhardt, Carola Sieverding, Ein Inne halten, Ars Edition 2024.
Das Buch wurde uns vom Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt.