Ein Kinderbuch zum Thema Mobbing: „Pass bloss auf deinen Daumen auf!“ – Elena Prochnow
Dass das eigene Kind im Kindergarten oder in der Schule Opfer von Mobbing wird, ist wahrscheinlich eine der größten Ängste von Eltern. Die Vorstellung, dass es selbst zum Täter wird, ist natürlich auch nicht schön. Oft stehen Eltern wie Pädagog*innen recht hilflos da, wenn Mobbing zum Thema in der Gruppe wird. Es wird weg geschaut, klein geredet und lapidare Tipps wie „dann geh doch einfach aus dem Weg“ gegeben. Und die Opfer leiden -zum Teil jahrelang. Mit „Pass bloss auf deinen Daumen auf!„* von Elena Prochnow ist nun ein Buch erschienen, das dazu aufruft, die Opfer zu stärken.
Mimi wehrt sich
Mimi ist schon eine Zweitklässlerin und geht geht jeden Morgen zusammen mit anderen Kindern aus ihrer Straßen zur Schule. Mit dabei ist Florian, der sich für den Bestimmer hält und sie schon auf dem Schulweg anschreit. In der Schule läuft es für Mimi auch nicht rund. Ihr Matheheft und zwei Stifte sind auf einmal verschwunden, ebenso wie ihre Lieblingshandschuhe. Alles findet sie im Müllcontainer wieder, zum Teil zerrissen. Florian und seine Freunde schubsen Mimi in der Pause und ihre Mutter rät ihr, sich einfach zu wehren. Aber wenn man zurück schlägt, das weiß Mimi, muss man auf einer roten Bank vor dem Lehrerzimmer sitzen und das möchte sie nicht. Die Lehrerin schlägt ihr einfach vor, Florian aus dem Weg zu gehen.
Doch das geht auch nicht mehr. Die Jungen lauern ihr sogar vor der Toilette auf und sie hat kein Versteck mehr. Am Wochenende berichtet Mimi ihrem Opa davon. Der schlägt ihr eines vor: Mimi soll ihrem Angreifer mit der Faust auf die Nase hauen, damit er einen Schreck bekommt und sie in Ruhe lässt. Er zeigt ihr dazu, wie man seine Hände beim Boxen hält. Wenn Mimi dann nach einer solchen Aktion auf der roten Bank sitzen müsse, würde er sich dazu setzen und sie darf sich ein Geschenk im Spielzeuggeschäft aussuchen. Am nächsten Tag geht Mimi mit geballter Faust ohne Ausweichen an Florian vorbei und schaut ihm direkt in die Augen. Und die Jungen lassen die in Ruhe und gehen weiter. Für Mimi gibt es von Opa trotzdem ein Geschenk.
Selbstbewusstsein stärken, Kinder unterstützen
Die Geschichte, die aus der Perspektive des Mädchens erzählt wird, kommt mit wenig Text aus. Die Illustrationen sind auf das Wesentliche reduziert, aber die Botschaft wird mehr als deutlich. Mimi wird gemobbt und sowohl ihre Mutter als auch die Lehrerin können ihr nicht wirklich helfen. Letztere scheint sich nicht gerne mit dem Thema beschäftigen zu wollen, kümmert sich nicht um den Täter, sondern rät ihr nur, diesem aus dem Weg zu gehen. Aus Angst vor öffentlicher Demütigung (die rote Bank) möchte Mimi sich auch nicht körperlich wehren. Im ersten Moment erscheint der Ratschlag des Opas absurd. Wieso soll Mimi selbst gewalttätig werden? Durch das Training und die Aussicht, nicht alleine auf die rote Bank zu müssen, bekommt sie mehr Selbstbewusstsein. Sie fühlt, dass sie nun die Situation selbst aktiv in der Hand hat und mehr tun kann, als sich zu verstecken. Alleine diese neue Ausstrahlung führt dazu, dass Florian sie nicht mehr angreift. Ob das im Alltag auch so „leicht“ läuft, ist die Frage. Aber es zeigt, wie man Kinder unterstützen kann. Man kann ihr Selbstbewusstsein stärken, klar machen, dass man an ihrer Seite steht und das Problem ernst nimmt. Das sollte für Eltern wie Lehrer*innen gelten.
Elena Prochnow, Pass bloss auf deinen Daumen auf!, Edition Pastorplatz 2021.
Das Buch wurde uns vom Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt.
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