Ein neues Familienmitglied: „Jon und die vierte Zimtschnecke“ – Corinna Antelmann, Thais Mesquita
Ein Geschwisterchen zu bekommen ist nicht immer einfach für das große Kind. Jon geht es da ganz genauso. Eigentlich ist sein Leben nämlich ganz wunderbar. Er liebt Zimtschnecken und geht Sonntag zum Bäcker um sich drei davon zum kaufen. Eine für Mama, eine für Papa und eine für sich selbst. Doch als er eine kleine Schwester bekommt, ändert sich plötzlich für ihn alles. Natürlich kauft er auch eine Zimtschnecke für Jule ein, doch als er nach Hause kommt, lachen Mama und Papa. Jule hat ja schließlich noch nicht einen Zahn und kann also gar keine Zimtschnecke essen. Sie lachen nicht auf eine böse Art, aber Jon erschreckt sich trotzdem und flüchtet in den Garten. Dort setzt er sich nun mit den beiden Zimtschnecken unter den Baum und überlegt.
Und gerade als er sich fragt, wer nun die zweite Zimtschnecke essen soll, antwortet ihm plötzlich der Baum! Jon ist überrascht, aber antwortet und unterhält sich mit ihm. Der Baum bittet ihn, ihm die Zimtschnecke zu geben. Jon schiebt sie zwischen die Blätter und ist sehr verwundert, als sie tatsächlich verschwindet. Von da an wird der Baum zu Jons Freund. Wann immer er sich allein fühlt, weil Mama und Papa mit Jule beschäftigt sind, geht er zum Bäcker, kauft Zimtschnecken und eine bekommt immer sein Baum.
Doch dann passiert etwas sehr Merkwürdiges. Die Jahreszeiten vergingen eine nach der anderen und Jule wurde immer größer und größer. Jon verbrachte weiterhin viel Zeit im Garten und beobachtete seinen Freund den Baum, wie er sich veränderte. Im Frühjahr kamen dann die ersten Knospen und aus diesen wuchsen Blüten… und dann plötzlich wurden aus den Blüten Zimtschnecken!
Jon ruft seine Familie und alle kommen angerannt und staunen. Dann pflücken sie sich jeder eine vom Baum ab und Jon gibt seiner Schwester zum allerersten Mal ein kleines Stück. Jetzt ist er unglaublich stolz!
„Jon und die vierte Zimtschnecke“ ist ein leises, angenehmes Bilderbuch aus dem Verlag Mixtvision, dass den Schmerz der Veränderung aufgreift und trösten will. Es stellt die Gefühle des älteren Geschwisterkindes und den Umgang mit ihnen in den Vordergrund. Schwierig finde ich hier die Beziehung zwischen Jon und seinen Eltern, die nicht besonders empathisch reagieren, als Jon für seine Schwester zum ersten Mal eine Zimtschnecke kauft. Jon erfährt Ablehnung und wird mit seinen Gefühlen allein gelassen. Während der Zimtschneckenbaum zwar als Rückzugsort fungiert fällt auf, dass die Eltern Jon mit der Veränderung im Stich lassen. Die Situation finde ich nicht so gut gelungen und hätten mir hier eine andere Reaktion gewünscht. Ich hatte die Erwartung, dass die Eltern den tollen Gedanken wertschätzen und sich Zeit für ihr großes Kind nehmen anstatt zu lachen und zu tolerieren, dass dieses sich immer mehr im Garten zurückzieht und verletzt reagiert. Die Illustrationen von Thais Mesquita passen dennoch sehr gut zur Geschichte und vervollständigen das fantasiereiche Bilderbuch gut. Sie sind farbenfroh und spiegeln die Gefühle von Jon sehr gut wieder. Auch die Idee des Zimtschneckenbaumes als eine Art trostspendenden Ort und Vermittler finden wir sehr schön. Grundsätzlich ist das Buch für Kinder im Kindergarten – und Vorschulalter gedacht. Aufgrund der nicht einfachen emotionalen Ebene finden wir es auch für Grundschulkinder noch passend. Es sollte aber in jedem Fall nicht einfach nur vorgelesen werden, sondern mit dem Kind besprochen werden. Ich denke „Jon und die vierte Zimtschnecke“ zeigt sehr deutlich, wie ein Kind sich fühlen kann – einige werden sich darin wiedererkennen und dadurch wird wiederum Gesprächsbedarf entstehen.
Das Buch wurde uns vom Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt.
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Corinna Antelmann, Thais Mesquita, Jon und die vierte Zimtschnecke, Mixtvision Verlag 2022