
„Entschuldigung“
„Entschuldigung“ ist ein großes Wort, das mal schnell gesagt ist, mal aber auch schwierig über die Lippen kommt. Warum es aber wichtig ist, sich zu entschuldigen und für das Einzustehen was man gerade – absichtlich oder nicht absichtlich – gemacht hat, lesen wir im neusten Bilderbuch von Madlen Ottenschläger und Mareike Ammersken. Mit kurzen Texten, wunderschönen Illustrationen und einem guten Blick für die Vielfalt unserer Gesellschaft passt das Buch für Kinder ab 3 Jahren.

Auf der ersten Doppelseite betreten wir ein großes Haus, in dem es sechs verschiedene Wohnungen gibt. Dort leben auch die besten Freunde Sibil und Theo mit ihren Familien. Beide spielen gerne zusammen Fußball, wie auch an diesem Tag. Leider beginnt es zu regnen und die beiden spielen einfach im Hausflur weiter. Der Ball wird die Treppen hoch geschossen und poltert zwischen Stufen und Geländer hin und her. Wenn der Ball mal gegen eine Haustür oder gegen die Einkaufstasche des Nachbarn knallt, rufen beide laut „Entschuldigung“ und geben sich lachend gegenseitig die Schuld.

Aus einer Wohnungstür kommt aber auf einmal eine Gestalt, die wie ein Drache zischt und faucht, so dass die Kinder lieber schnell weiter laufen. Als der Ball gegen Herrn Akmans Gummistiefel poltert und sie sich gerade wieder einschuldigen wollen, staunen sie nicht schlecht, als dieser sich freut. Im Stiefel lag sein Handy, das er schon lange gesucht hatte. Und der Drache aus der anderen Wohnung? Das war nur ihre Nachbarin Antje, die etwas sauer war, weil die Kinder sie geweckt hatten. Sie entschuldigt sich für ihren nicht ganz so netten Ton, die Kinder entschuldigen sich dafür, dass sie Lärm gemacht haben. Ein Stockwerk weiter steht Nachbar Jakub, dessen Einkäufe auf dem Boden liegen. Auch hier ist eine Entschuldigung fällig – und Hilfe beim Aufräumen und Saubermachen. Gerade als sie alles geputzt haben, kommt noch ein Nachbar mit seinem Hund vorbei, der alles wieder schmutzig macht. Natürlich entschuldigt sich der Erwachsene nun auch bei den Kindern.

So wie der Ball durch das Treppenhaus hüpft, so hüpfen wir auch durch die Geschichte. Von einem Nachbarn zum nächsten und dann wieder zurück. Um das zu verstehen, muss man genau auf das Zusammenspiel von Bild und Text achten- dann erkennt man aber den roten Faden der Geschichte gut. Am Anfang rufen die Kinder noch automatisch ein „Entschuldigung“, am Ende meinen sie dies auch wirklich ernst. Schön ist hier, dass die Kinder nicht nur das Wort sagen, sondern auch für ihre Taten einstehen und z.B. aufräumen und saubermachen. Und auch Erwachsene entschuldigen sich bei Kindern – sehr gut! Bei den Illustrationen gibt es viel zu entdecken, auch zum Beispiel, dass Theo ein Hörgerät trägt.
Madlen Ottenschläger, Mareike Ammersken, Entschuldigung, Carlsen Verlag 2025.
Das Buch wurde uns vom Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt.