
Große Gefühle im Bilderbuch „Das Krawallkehlchen“
Wenn man Kinder hat, hat man meist schon morgens um 9 Uhr die ganze Palette der großen Gefühle durchlebt und begleitet. Von Freude bis Wut, von Sorge zu Stolz ist es oft nicht weit. Manche Gefühle werden heftiger erlebt und ausgelebt als andere, auch abhängig von den Umständen und der Umgebung. Der kleine Vogel in „Das Krawallkehlchen“ von Madlen Ottenschläger und Ramona Wultschner kennt sich mit starken Gefühlen auch gut aus, die ihn immer wieder überkommen und dann rausgelassen werden müssen. Mit zauberhaften Illustrationen und viel Sprachwitz können Kinder ab 4 Jahren hier in die Gefühlswelt des kleinen Vogels eintauchen und sicherlich die eine oder andere Parallele finden.

Im Stadtpark ist schon an diesem Morgen so einiges los! Der Gärtner, ein Wildschwein namens Krawumm, ist schon mit seinen lauten Maschinen unterwegs und auch das kleine Rotkehlchen Mika ist aufgewacht. Es ist auch unter dem Namen Krawallkehlchen bekannt, weil es öfter mal genau das tut. Als Papa dann zum Frühstück ruft, immer und immer wieder, hört er es nicht und kommt erst später, als der Hunger groß ist. Dass Papa dann motzt, findet Mika echt ungerecht und es piekst so ordentlich im Bauch, dass er wieder krawallt. Papa kann ihn beruhigen und auf das eine Gefühl folgt schon das nächste: Vorfreude auf einen schönen Kindergartenausflug. Die kann ganz schön hibbelig machen, als lässt Papa ihn eine große Runde fliegen.

Das macht wieder ruhiger und sie können den Kita- Rucksack packen und frühstücken. Mama versteht gar nicht, warum Mika alles Mögliche (Taucherbrille, Seil…) einpackt, aber das kann man bestimmt mal gebrauchen. Und siehe da, auf dem Weg zum Kindergarten brauchen zwei Tiere Hilfe und Mika ist mit den Gegenständen zur Stelle. Als sie dann endlich ankommen, ist niemand mehr da. Sie müssen ohne ihn zum Ausflug losgeflogen sein. Das findet er so gemein, dass er wieder krawallen muss Doch dann sieht er, wie sich alle anderen Vögel im Busch vor einem Hund verstecken. Mit einem Trick kann er diesen weglocken und die anderen retten. Jetzt ist die Freude groß!

Auf eine ungerechte Behandlung folgt Wut, auf eine besondere Ankündigung Vorfreude, die dann aber doch ganz schön nervös macht. So viele Gefühle auf einmal – das kann ganz schön anstrengend sein. Kinder können all die Situationen, die Mika erlebt, gut nachvollziehen und mit ihrem eigenen Alltag anwenden. Auch lesen wir immer über Möglichkeiten, wie man dem Gefühl begegnen kann und was den Krawall und den Hibbel wieder etwas ruhiger macht. Besonders schön ist auch das Gefühlsrad am Ende des Buches, auf dem wir nochmal alle Gefühle, die Mika in der Geschichte durchlebt hat, nachvollziehen können. Von glücklich über traurig, ängstlich und wütend war alles dabei. Es werden in der Geschichte viele verschiedene Situationen betrachtet, die manchmal ganz schön schnell aufeinander folgen. Gerade bei der Rettung der Kindergartengruppe braucht man etwas, um die Situation zu verstehen, weil Mikas Plan nicht durch Text oder Bild erklärt wird. Die fröhlichen Illustrationen, bei denen es einiges zu entdecken gibt, sind auch ein Highlight.
Madlen Ottenschläger, Ramona Wultschner, Das Krawallkehlchen, Fischer Sauerländer Verlag 2025.
Das Buch wurde uns vom Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt.