„Heinrich will brüten!“ – Anette Thumser, Nikolai Renger
Ich habe es tatsächlich in meinem Umfeld mitbekommen, dass einem kleinen Jungen von den Eltern auf Entscheid des Vaters hin keine Spielküche gekauft wurde, obwohl das bei Freunden immer das liebste Spielzeug war. Das sei nichts für Jungen, die sollen sich besser mit anderen Dingen beschäftigen… Ich könnte noch unzählige weitere Beispiele für dieses gesellschaftliche (?) Problem geben, aber das würde den Rahmen sprengen. Denn hier soll es um ein Buch gehen. Und zwar um eines, das mit festgefahrenen Geschlechterklischees und Rollenverteilungen bricht und aufzeigt, dass jede*r alles machen kann. Und das völlig unabhängig vom Geschlecht! Alleine das ist schon mehr als Grund genug, um sich „Heinrich will brüten!„* von Anette Thumser und Nikolai Renger, bei dem ein kleiner Hahn entschlossen seinem Wunsch nachgeht, näher anzuschauen.
Worum geht es?
Der kleine Hahn Heinrich lebt mit seinem Papa, seiner Mama und vielen Tanten und Schwestern auf einem Hühnerhof. Er verbringt seinen Tag damit, dass er fleißig Krähen übt. Und er kann es schon ganz gut, findet sich aber noch etwas leise und auf dem hohen Zaun stehend wird ihm auch schwindelig. Er fragt seinen Vater, warum er dies überhaupt üben muss und bekommt eine klare Antwort: ein Hahn muss krähen können, damit er den Hof beschützen kann. Und auch für seine Mama ist klar, „so ist das nun mal“, denn Hähne krähen und die Hennen kümmern sich um den Nachwuchs.
Sie berichtet ihm, wie sie vor nicht allzu langer Zeit darauf aufgepasst hat, dass Heinrich nicht in den Teich fällt und dass er es immer warm hatte. Für Heinrich ist nach der Erzählung klar: das möchte er auch unbedingt machen, das muss eine schöne Arbeit sein! Die Eltern sind entsetzt, aber Heinrich bleibt dabei – er möchte ein Ei zum Brüten haben. Er sucht auf dem ganzen Hof, aber niemand möchte ihm eins abgeben. Auf der Kuhwiese findet er dann ein kleines weißes Bällchen, das er als Übungsei in sein selbstgebautes Nest legt. Er setzt sich drauf, so wie seine Mama das immer macht, und übt auch die dazugehörigen Laute.
Zwischendurch übt er trotzdem noch krähen, aber dann geht es wieder ins Nest. Und nun hat die Mutter, nach einem Gespräch mit dem Papa, ein Einsehen und überlässt ihm tatsächlich ihr Ei zum Brüten. Heinrich macht es ganz professionell – und eines Tages beginnt das Ei zu knacken. Alle kommen schnell angerannt und sehen zu, wie ein Brüderchen schlüpft.
„Jetzt bist du ein Bruder und ein Papa.“
S. 23
Heinrich ist unglaublich stolz zeigt seinem kleinen Brüderchen nun alles Wichtige und passt auf, dass ihm nichts passiert. Und falls der Bruder mal laut krähen möchte oder wissen möchte, wie man brütet, es wird ihm jemand zeigen. 🙂
So hat es uns gefallen
Das Buch müsste eigentlich in jedem Kindergarten vorhanden sein und natürlich auch gerne noch in der Anfangsphase der Grundschule. Heinrich hat sich zunächst mit seiner Rolle abgefunden und übt fleißig Krähen. Doch irgendwann zweifelt er und hinterfragt das Ganze. Warum muss der Lebensweg so vorgeschrieben sein, nur wegen des Geschlechts? Er trotzt allem Gegenwind und zieht seinen Plan durch – er möchte zeigen, dass auch Hähne brüten können. So viel Mut wünscht man allen, die einen eher ungewöhnlichen Weg einschlagen wollen. Das Buch zeigt hoffentlich allen, dass man auf Geschlechterklischees am besten pfeift und Interessen und Fähigkeiten nicht davon abhängig macht! Heinrichs Eltern sind zunächst nicht begeistert von seinem Plan, überdenken dann aber ihre Vorstellungen, als sie sehen, wie eifrig ihr Sohn den Plan verfolgt.
Anette Thumser, Nikolai Renger, Heinrich will brüten! Magellan Verlag 2020.
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