„Heute hab ich Wut im Bauch!“ – Anna Böhm, Tim Warnes
Wutanfälle bei (Klein-) Kindern sind ein großes Thema! Bei manchen mehr, bei anderen weniger heftig, aber wütend sind alle mal. Für Erwachsene ist der Grund vielleicht manchmal nicht sofort nachvollziehbar: das anders durchgeschnittene Brot, die falsche Mützenfarbe oder ein „nein, das geht gerade leider nicht!“. Aber auch Streit mit Freunden, Enttäuschungen oder Missgeschicke können dazu führen, dass klar ist: „Heute hab ich Wut im Bauch!“* Ein neues Bilderbuch zu einem wichtigen Alltagsthema von Anna Böhm, liebeswert illustriert von Tim Warnes.
Ganz schön viel Wut
Das kleine Kätzchen Nora wohnt zusammen mit ihrem Freund Pauli in einem Haus. Heute möchte sie gerne zusammen mit ihm draußen spielen, Pauli möchte aber lieber malen. Auf ihren Vorschlag, dass sie dann mit ihm zusammen malt, reagiert er auch ablehnend. Sie könne ja noch nicht so gut malen, deswegen möchte er es alleine weiter machen. In Nora steigt Wut auf und sie fängt an, auf Paulis Bild zu schimpfen. Er reagiert gar nicht, sondern pfeift nun sogar vor sich hin, was sie dazu bringt, einen dicken Strich auf sein Bild zu malen.
Noras Wut wird immer stärker
Nora lässt ihn allein und versucht, ob Esel Eddi nicht mit ihr spielen möchte. Da er gerade einen Tisch repariert, hat er leider keine Zeit. Wieder kommt Wut in ihr hoch und sie fängt an, laut zu schreien. Eddi wünscht sich, dass sie wieder lieb ist und bietet ihr Schokolade an, aber Nora wütet weiter und weiß auch, dass sie ja eh wieder lieb ist. Auch Backen mit Schäfli macht nicht wirklich Freude, denn die verbietet ihr, auf den Schrank zu klettern, weil sie zu klein sei und trägt sie mitten in ihrer Wut auch noch aus dem Haus hinaus. Dort sieht Hund Lollo sie und ihre Wut und nimmt sich ihrer Wut an. Er lässt sie stampfen und brüllen und bringt ihr sogar Stöcken, damit sie diese durchbrechen kann und die Wut aus den Händen heraus kommt.
Als alle Wut heraus gekommen ist, erzählt sie ihm alles, was geschehen ist und warum sie sich geärgert hat. Lollo versichert ihr, dass jeder mal wütend ist und es einfach dazu gehört. Als schließlich alle Freunde zusammen im Garten sind, versichert Schäfli ihr, dass man nicht gleich ausflippen, sondern erst nachdenken muss. Im gleichen Moment stolpert diese, zerstört ihre schöne Torte und wütet und schreit lautstark herum. Ganz klar: jede*r ist einfach mal wütend und das darf auch sein!
Nah am Alltag mit wichtiger Botschaft
Die Herangehensweise bei dieser Geschichte ist total spannend. Für Nora geht alles schief und die Begegnung mit drei anderen Tieren nacheinander lässt die Wut jedes Mal wieder höher und höher kochen. Sie reagiert so, wie viele es aus dem Alltag kennen: sie wirft sich auf den Boden, schreit und tritt um sich. Und die anderen? Die reagieren auch auf bekannte Art und Weise. Einmal wird ihre Wut nicht beachtet und sogar ins Lächerliche gezogen. Dann hören wir das „sei doch wieder lieb“ und die Versuche, das Kind mit Schokolade zu bestechen.
Und auch den Vorwurf, dass die Wut Noras die Laune einer anderen kaputt macht und dass sie deshalb raus gehen muss. Nur ein Erwachsener macht es „richtig“: er hilft ihr, die Wut komplett auszuwüten, gibt ihr alle Zeit, die sie braucht und hört anschließend genau zu, wenn sie über ihre Gefühle spricht. Bravo! Ein humorvolles Element, das gleichzeitig auch wie ein Spiegel für manche Erwachsene wirken kann: das große Schaf, das nachdenken und „nicht ausflippen“ predigt, aber dann selbst sofort los wütet und sich zunächst kaum beruhigen kann. Dieses Buch wird am besten nicht einfach vorgelesen, sondern nachbesprochen, sowohl bei der Verhaltensweise der Kinder als auch der Erwachsenen.
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Anna Böhm, Tim Warnes, Heute hab ich Wut im Bauch, Oetinger Verlag 2022.
Das Buch wurde uns vom Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt.
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