„Mia und das Motzmöhrchen“
Wenn ich zählen würde, wie viele Wutanfälle ich bei den Kindern begleitet habe, als sie noch im Kindergartenalter waren – ach, die Zahl wäre hoch. Für Eltern und Kinder ist es nie eine leichte Situation, wenn ganz plötzlich starke Wut da ist und gefühlt gar nichts mehr geht. Genau das erleben ein Mädchen und ihr Vater in „Mia und das Motzmöhrchen“ von Stephanie Gessner und Olena Kvitka. Sehr nah am Alltag, absolut auf Augenhöhe der Kinder – ein wertvolles Buch ab ca. 3 Jahren.
An einem sonnigen Tag wird Mia von ihrer Mutter geweckt. Der Tag startet harmonisch mit einer große Umarmung und Papas bestem Pfannkuchenfrühstück. Dabei kleckst Mia etwas Sirup auf ihren geliebten Plüschfuchs, von dem ihr Bruder immer behauptet, es sei eine Möhre. Als es ans Anziehen für den Kindergarten geht, fängt die schlechte Stimmung an. Papa fragt Mia, ob sie einen Rock oder eine Hose tragen mag und sie weiß genau: der Rock mit den Punkten muss es sein! Leider ist der aber in der Wäsche.
Und auch die Strumpfhose, die sie tragen soll, kratzt ganz fürchterlich, egal, was Papa behauptet. Als dann auch noch von ihm und ihrem Bruder die Worte „beeilen“ und „nicht zu spät kommen“, verändert sich auf einmal Mias Plüschfuchs in eine große Mötzmöhre, die ihr verwirrende Dinge zu ruft.
Sie würde sich tatsächlich gerne pünktlich fertig machen, aber es klappt einfach nicht. Noch verstärkt durch das fiese Grinsen der Möhre fängt Mia nun an, laut zu schreien, sich auf den Boden zu werden und wild um sich zu strampeln. Papa und Henry – der ihr auch noch die Zunge raus streckt – kommen ins Zimmer und die Situation wird nicht besser. Weinend beschließt Mia, dann einfach in Unterwäsche in den Kindergarten zu gehen und läuft in Richtung Kindersitz im Auto – die anderen beiden immer hinter ihr her. Papa schnallt Mia samt Motzmöhre an, dabei wollte sie das doch alleine machen. Mia tobt auch im Auto weiter, bis Papa ihre Lieblingsmusik anmacht und sie mit geschlossenen Augen zuhört. Als Papa das Auto vor dem Kindergarten parkt, sieht die Motzmöhre wieder aus wie ihr Plüschtier und Mia beschließt, sich doch ganz schnell noch anzuziehen.
Mia möchte gerne kooperieren, kann es aber einfach nicht. Die Gefühle prasseln auf sie ein und dann ist da auch noch diese fiese Möhre. Viele Kinder können sich sicherlich in diese Situation hinein versetzen. Und viele Eltern in die des Vaters. Dieser geht von Anfang an sehr auf sein Kind ein, kann aber auch gewisse Umstände nicht ändern. Und er möchte unbedingt pünktlich sein, auch wegen des großen Bruders. Dieses Dilemma kennen wir alle! Er löst die Situation sehr schlau, bedürfnisgerecht und trotzdem bestimmend. Wunderbar! Ein wertvolles Bilderbuch für Eltern und Kinder.
Stephanie Gessner und Olena Kvitka, Mia und das Motzmöhrchen, Magellan Verlag 2033.
Das Buch wurde uns vom Verlag zur Verfügung gestellt.