„Morgen bin ich Sternenlicht“ – Sandra Dieckmann
Wenn man einen Trauerfall in der Familie oder im Bekanntenkreis hat, steht man gerade mit Kindern oft vor der großen Hürde, vieles aufzufangen und zu erklären. Wie kann man es schaffen, mit der Trauer umzugehen? Für diese Situation gibt es mittlerweile eine große Anzahl von Kinderbüchern, die wirklich gut gemacht sind. Diesen Sommer/Herbst kommen einige neue hinzu, die wir euch auch in den nächsten Wochen nach und nach vorstellen müssen. Den Anfang macht „Morgen bin ich Sternenlicht“ von Sandra Dieckmann, das wunderschön illustriert ist und mit einer berührenden und poetischen Geschichte deutlich macht, dass die Erinnerung immer bleibt. Und das ist sehr tröstlich, für Kinder ab 4 Jahren.
Vom Sterben, Trauern und Erinnern
Fuchs und Wolf sind die besten Freunde und lieben es, den Tag gemeinsam zu verbringen. Sie jagen am Fluss entlang, führen lange Gespräche, baden und wandern dem Sonnenuntergang entgegen. Als so ein schöner Tag dem Ende zugeht, möchte Wolf, dass Fuchs ihm verspricht, sich immer an diese schönen Tage zu erinnern. Denn morgen, so weiß der Wolf schon, ist er Sternenlicht. Am nächsten Tag geht Fuchs wieder los, um den Freund zu suchen. Doch er ist nirgendwo zu finden, nicht in seiner Höhle, nicht am am Lieblingsplatz am See.
Fuchs erinnert sich an die Aussage vom Vortag und steigt auf den Berg, um den Sternen näher zu sein und ihn vielleicht dort zu finden. Ihr Ruf hallt laut in die Nacht hinein und in ihrer Trauer zieht sie die Sternendecke vom Himmel und hüllt sich damit ein. Um sie herum wird es dunkel und Wolf bleibt weiterhin verschwunden. Sie fängt an zu Weinen und erinnert sich gleichzeitig in den wunderschönsten Farben an die gemeinsamen Erlebnisse mit Wolf. Fuchs wird klar, dass es keinen Sinn macht, länger im Dunkeln zu bleiben. Sie möchte weiter ihr Leben führen, spielen und schwimmen. Bei all der Trauer bleiben die gemeinsamen Erlebnisse mit Wolf für immer.
Aber die Erinnerung bleibt
Die Botschaft des Buches ist ebenso emotional traurig wie auch schön. Es wird klar, dass die vielen schönen Erinnerungen, die man an eine Person hat, sehr wertvoll und tröstend sein können. Fuchs versinkt hier stellenweise in der Dunkelheit und Trauer, hier metaphorisch dargestellt. Durch diese Erkenntnis kommt sie dort aber wieder heraus, immer noch traurig, aber auch mit dem Gedanken, dass sie trotz allem weiter etwas Schönes erleben möchte. Hier wird der Trauer Raum gegeben, alle Gefühle ernst genommen, aber auch Hoffnung für das weitere Leben ohne diese Person gegeben. Das silbrig glänzende Cover und die wunderschönen Illustrationen runden das wertvolle Trauerbuch perfekt ab.
Sandra Dieckmann, Morgen bin ich Sternenlicht, Loewe Verlag 2021.
Das Buch wurde uns vom Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt.