„Pfui Spucke, Lama!“ – Katalina Brause, Carola Sieverding
Grüppchenbildung und Ausgrenzung sind leider schon ab und an bei kleineren Kindern ein Thema, was ich wirklich schlimm finde. Für die Betroffenen ist es sehr traurig, wenn sie nicht mitspielen dürfen oder gar nicht beachtet werden. Deswegen ist es schon im Kindergartenalter wichtig, dies zu thematisieren bzw. den Kindern deutlich zu machen, dass jede*r genau so (!) gut ist, wie er bzw. sie nunmal ist. Das kleine Lama im wunderschön illustrierten „Pfui Spucke, Lama!“ von Katalina Brause und Carola Sieverding wird leider auch von anderen ausgeschlossen, aber behält trotzdem seinen Mut.
Worum geht es?
Das kleine Lama entdeckt in seiner Stadt ein Plakat, auf dem groß angekündigt wird, dass es in Kürze eine Kirmes geben wird. Ist das aber aufregend! Das Lama freut sich sehr und möchte den Tieren, die diese organisieren, bei den Vorbereitungen helfen. Das Schwein, der Hund und das Huhn pusten gerade Ballons auf, als das Lama seine Hilfe anbietet. Leider fliegen ihm dabei viele Spucketropfen aus dem Mund in Richtung der anderen Tiere. Diese sind entsetzt und rufen laut „Pfui Spucke!“. Und die drei sind sich einig, dass Lama nicht mitmachen darf.
Das kleine Lama ist aber nicht verschreckt, am nächsten Tag läuft es wieder zu den anderen, dieses Mal mit einem selbst gebackenen Kirschkuchen im Gepäck. Wieder passiert es, dass das Lama viele Tropfen in Richtung der Tiere spuckt und diese bleiben unfreundlich bei ihrer Meinung. Am nächsten Tag kommt noch ein Versuch und es bietet an, beim Aufbau zu helfen. Die Tiere warten schon missmutig mit gespannten Regenschirmen auf ihn. Und da wird das bis jetzt so gut gelaunte Lama traurig und geht davon.
„Das Lama ist traurig, so tieftraurig wie ein schwarzes Baustellen- Baggerloch (für eine Tiefgarage).“
S. 15
In der Nacht kann das Lama nicht schlafen und bemerkt zufällig, wie ein Dieb eine Maschine vom Kirmesplatz stehlen möchte. Es springt los, um den Dieb zu stellen und weckt dabei auch die anderen Tiere. Alle rennen hinter dem Dieb her, der schon weit voraus ist. Da hat das Lama eine Idee: es spuckt auf den Dieb, der dabei fällt und gestellt werden kann. Und das Schwein, das Huhn und der Hund sind sich einig: das hat das Lama toll gemacht. Am nächsten Tag gehen alle zusammen zur Kirmes, das Lama darf alles ausprobieren und hilft auch danach mit seiner Spuckfähigkeit vielen in der ganzen Stadt.
So hat es uns gefallen
Mein Vierjähriger findet das Buch „super süß“ und schaut es sich gerne immer wieder an. Mich haben vor allem die zauberhaften Illustrationen überzeugt. Das kleine Lama schließt man von Anfang an ins Herz. Es ist freundlich, aufgeschlossen und freut sich so sehr auf die Kirmes, dass es unbedingt mithelfen möchte. Die drei Tiere, die für die Kirmes verantwortlich sind, reagieren sehr gemein, als sie die Spucketropfen des Lamas sehen. Es tut einem beim Lesen richtig weh, als das Lama es wieder und wieder versucht, und immer wieder deswegen angelehnt wird und dann ganz traurig davon schleicht.
Als es dann – gerade mithilfe der Spucke – den Dieb der Seifenblasenmaschine stoppt, wird es auf einmal von den anderen akzeptiert und in die Gruppe aufgenommen. Das kann man natürlich ganz positiv sehen: endlich haben die anderen erkannt, dass die „Macke“ des Lamas nichts Schlechtes ist, sondern sehr hilfreich sein kann. Andererseits bin ich mir nicht ganz sicher, ob das wirklich für mich ein Happy End ist. Das Lama wird nämlich nicht „einfach so“ mit seiner Eigenart akzeptiert, sondern erst, als diese für den eigenen Zweck dienlich sein kann. Kinder sehen dies aber höchstwahrscheinlich nicht so, da wird der ausschlaggebende Punkt sein, dass es am Ende glücklich, zufrieden und bei allen akzeptiert ist. Und das ist die Hauptsache. Wir empfehlen das Buch für Kinder ab 3 Jahren.
Katalina Brause, Carola Sieverding (Illustration), Pfui Spucke, Lama!, Esslinger Verlag 2020.
Das Buch wurde uns dankenswerterweise vom Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt. 😉