So unterschiedlich sind Familien: „Mio war da!“ – Tanja Székessy

So unterschiedlich sind Familien: „Mio war da!“ – Tanja Székessy

September 16, 2019 0 Von Maike

Schaut man in eine Kindergartengruppe oder Schulklasse, sieht man um die 26 Kinder, die oftmals verschiedener nicht sein können. Die einen laut, die anderen leise, die einen wild, die anderen zurückhaltend usw. Und nicht nur die Kinder sind ganz unterschiedlich, auch die Familien, in denen sie leben. Von diesen unterschiedlichen Familien bekommen wir in „Mio war da!“* von Tanja Székessy durch einen kleinen Stoffpinguin ein kleines Bild von ihrem Alltag und ihrem Leben. Und wie bzw. ob man dieses dort gezeigte Bild wertet, bleibt jedem selbst überlassen. Denn Mio tut dies nicht.

Inhalt

Stoffpinguin Mio ist das Maskottchen der Klasse 1d und er darf jeden Tag mit nachhause zu einem anderen Kind. Alle Kinder sind seine Freunde und so berichtet er von seinen Erlebnissen. Mio erzählt von der fröhlichen Helene, die zusammen mit ihrer Schwester ganz viel für ihn singt und mit ihm spielt. Bei Hugo, der tagsüber vor einem Computerspiel sitzt, während seine Eltern streiten, darf Mio ganz viel fernsehen.

In Marlons Wohnung sieht Mio die Eltern gar nicht, dafür schaut er dem Jungen zu, wie er fleißig Sport macht und sich selbst Ravioli zubereitet. Bei Mayla ist alles turbulent und lustig, leider hat sie ihn im Tornister vergessen und Mio kann das Geschehen nur beobachten. Mit Bernd zieht er den ganzen Tag bis zum Dunkelwerden durch die Gegend und bei Ella und ihren Vätern isst er mit Spaghetti. Alina hat, zum Glück, so findet Mio, festgestellt, dass er krank ist und er wird operiert und wieder zugenäht. Der letzte Besuch, bei dem er mit Otto und seiner Oma Karten spielt, ist dann für Mio einer der schönsten.

Fazit

Ich finde das Buch ganz großartig, gerade weil es die Leser, Erwachsene wie Kinder, wirklich zum Nachdenken bringt. Das Kuscheltier Mio ist der Freund aller Kinder der Klasse und sieht bei jedem Besuch und in jeder Familie etwas Positives – auch wenn in manchen ein wenig mehr als in anderen. Die lesenden Kinder bekommen einen Einblick in verschiedene Familienmodelle (Großfamilie, Familie mit Einzelkind, Alleinerziehende, Familie bestehend aus zwei Vätern plus Kind, Oma mit Enkel) und auch einen Blick auf verschiedenen Kulturen.

Unterschiedliche Wahrnehmung

In manchen Familien scheint alles harmonisch zu sein, in anderen Familien wirkt es (so wie man es in dem Ausschnitt sieht, also erstmal auf den ersten Blick) weniger idyllisch, aus welchen Gründen auch immer. Das sieht aber nur der Betrachter bzw. ich, die euch das Buch vorstelle. Andere Lesende werden dort vielleicht (oder sogar wahrscheinlich?) anderes sehen, fühlen oder als wichtiges Detail ansehen. Mio berichtet stets nahezu neutral.

Der eine Erstklässler geht abends ins Bett, ohne die Eltern gesehen zu haben und macht sich selbst Ravioli aus der Dose zu essen. Der andere kommt erst nachhause, als „der Alex“ (der Freund der Mutter? Man kann es sich nur denken) weg ist. In der Wohnung steht alles voller leerer Bierflaschen. Wieder ein anderes Kind muss scheinbar für die streng schauend Mutter Hausaufgaben erledigen, obwohl nichts aufgegeben wurde und ist nicht sehr glücklich damit. Alles kann ein Zufallsbild sein oder das Alltägliche der Familie, man weiß es nicht. Mich habe einige Seiten etwas nachdenklich gemacht, weil ich leider glaube, dass es in manchen Familien tatsächlich oft so oder so ähnlich aussieht bzw. einiges davon zum Alltag von Kindern gehört, was man sich nicht unbedingt wünscht. Um so wichtiger, dass man weiß, wie unterschiedlich die Lebensverhältnisse doch sind.

Jeder Familie ist eine Doppelseite gewidmet, auf der eine Seite der nicht zu lange und gut zu lesende Text, auf der anderen das dazu passende ganzseitige Bild. Beim Vorlesen würde ich meine eigenen Eindrücke der jeweiligen Familie natürlich dem Kind nicht mitteilen, nach der Lektüre ist es sicherlich sehr spannend, darüber zu sprechen. Ich empfehle das Buch ab dem Vorschulalter. Zum (Vor) Lesen in der Grundschule ist es natürlich sehr gut geeignet.

Tanja Székessy, Mio war da! Klett Kinderbuch Verlag 2019.

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