„Unsere kleine Insel“ – Rüdiger Bertram, Karin Lindermann
Für viele Familien fällt der Osterurlaub dieses Jahr aus, was in der jetzigen Situation natürlich absolut verständlich ist. Verständlich ist aber auch, dass Kinder wie Eltern traurig darüber sind, denn natürlich hatte man sich sehr darauf gefreut. Wir können euch hier aber Bücher anbieten, mit denen man sich an einen anderen Ort träumen kann und zumindest in Gedanken einen kleinen Urlaub macht. „Unsere kleine Insel“ von Rüdiger Bertram und Karin Lindermann entführt die Leser*innen zu einem wunderschönen Urlaubsort und nach der Lektüre glaubt man fast, dort gewesen zu sein. Zu gerne begleitet man Nele und ihre Freunde mit auf eine Hallig in der Nordsee. Und obwohl diese nicht sehr groß ist, kann man doch eine ganze Menge erleben.
Darum geht es
So lebt es sich auf einer Hallig
Nele lebt zusammen mit ihrer Familie auf einer Hallig mitten in der Nordsee. Und diese ist so klein, dass nur knapp 50 Menschen dort wohnen. Tagsüber sind es allerdings oft einige mehr, denn bei gutem Wetter legt einmal täglich eine Fähre dort an und bringt Touristen. Das findet Nele manchmal etwas nervig, aber dann auch wieder nicht schlecht, sonst könnten ihre Oma keine Gästebetten anbietet und es käme auch niemand in ihr Café. Und es ist auch immer irgendwie spannend, wenn die Fähre kommt. Und so läuft auch Lisa heute mit ihrer besten Freundin Lisa und mit Sven und Samir zum Anleger, um sich dies anzuschauen. Die Touristen kommen von Bord und fahren mit dem Pferdebus von Svens Vater eine Runde um die Hallig. Für die Kinder immer wieder ein Spaß!
Im Gegensatz zu Lisa wohnt Nele noch nicht so lange auf der Hallig. Bis vor einem Jahr hat sie mit ihren Eltern, der großen Schwester und dem kleinen Bruder in Köln gewohnt. Doch ihre Mutter hatte so starkes Heimweh, dass die Familie umgezogen ist und jetzt neben den Großeltern auf dieser kleinen Insel lebt. Hier hat Nele schnell erfahren, dass einen Hallig gar keine Insel, sondern eben eine Hallig ist und dass manchmal „Land unter“ ist und man nicht von seiner Warft herunter kommt. Sie hat sich relativ schnell dort eingelebt, eine beste Freundin gefunden und auch die Schule ist nicht so schlecht, obwohl ihr Vater der Lehrer für alle Kinder der Insel ist.
Was die Kinder alles erleben
Langweilig wird es den Kindern fast nie. Zum einen steht bald das große Frühlingsfest an, für das eine große Fahne gemalt werden und Holz für das Lagerfeuer gesammelt werden muss. Zudem erwartet das Lieblingsschaf von Nele bald Nachwuchs und es ist ganz klar, dass das auf keinen fall verpasst werden darf.
Bei Wind und Wetter fahren die Kinder jeden morgen mit dem Rad zur Inselschule. Eines morgens bei einem Sturm passiert aber etwas Besonderes: Lisa und Nele finden eine verletzte Brandseeschwalbe am Straßenrand und nehmen sie erst einmal mit in die Schule. Dort wird schnell klar, dass sich der Vogel den Flügel gebrochen hat. Also fahren die Kinder zusammen mit Neles Vater zur Vogelstation, wo nicht nur die Schwalbe versorgt wird, sondern die Kinder auch noch Vieles von der Wissenschaftlerin dort erklärt bekommen.
Ansonsten sind die Tage ausgefüllt mit Spaziergängen mit Lütte, Lisas riesengroßem Hund, mit Anschwimmen in der noch kalten Nordsee und mit einem aufregenden Ritt auf den großen Kutschpferden. Und als dann noch an einem Wochenende endlich der Schafnachwuchs da ist und auch die Fahne für das Frühlingsfest fertig gemalt wurde, können alle Bewohner zusammen ein großes Fest auf ihrer schönen Hallig feiern.
So hat es uns gefallen
Beim Vorlesen, Zuhören und natürlich auch beim selber Lesen kann man ganz wunderbar in die Geschichte rund um Nele, ihre Freunde und Familie und überhaupt das ganze Inselleben eintauchen. Die Geschichte wird aus Neles Perspektive erzählt, die einem, genau wie die anderen Charaktere, schnell sympathisch ist. Mein Siebenjähriger fande das hier beschriebene Leben und den Alltag auf der Hallig sehr interessant und konnte sich dies alles, auch mithilfe der vielen farbigen Illustrationen, sehr gut vorstellen. Die Kinder erleben keine ganz großen, außergewöhnlichen Abenteuer, sondern viele kleine Dinge des Alltags, die aber für diese ebenso spannend sind. Die Geburt eines Lämmchens, der Fund eines verletzten Vogels oder die Vorbereitungen für ein Frühlingsfest, das mit allen zusammen gefeiert wird. Was will ein Kind mehr?
Der Autor hat bei seiner Recherche für dieses Buch selbst eine Woche lang die Hallig Hooge besucht. Er schreibt in einem Nachwort, dass einiges so ist, wie er es dort gesehen hat und die Kinder der Hallig es ihm erzählt haben. So lebt z.B. wirklich, wie auch in dem Buch, eine Flüchtlingsfamilie mit Kindern auf der Hallig. Wir empfehlen das Buch für Kinder ab 5 Jahren zum Vorlesen. Etwas geübte Leser*innen finden auch dank der kurzen Kapitel und der vielen Illustrationen sicherlich auch viel Motivation zum selbst lesen.
Rüdiger Bertram, Karin Lindermann, Unsere kleine Insel, dtv junior 2020.
Wir haben das Buch vom Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt bekommen.