„Wilma Wolkenkopf“ – Saskia Niechzial, Lara Hacker
Neurodivergente Kinder sind in fast jeder Klasse zu finden. In Kinderbüchern sucht man sie eher vergeblich, vor allem, wenn man nach verständnisvollen und wertschätzenden Geschichten sucht, die Mutmacher für alle Beteiligten seien können. Genau das finden wir nun im ersten Bilderbuch von Saskia Niechzial, die viele sicherlich schon von ihrem Account x kennen. Nicht nur zum Schulstart ein ganz wertvolles Buch für alle Kinder – und ganz besonders für die, die sich ganz oder teilweise in Wilma wiederfinden können.
Wilma ist ein Kind wie du und ich. Manchmal aber steht ihre Welt ein wenig Kopf, weil ihre Gedanken so hin und her rasen und ihre Hände ganz zappelig sind. Dann fällt ihr das Zuhören gar nicht leicht und sie muss sich bewegen, damit die Gedanken einmal Ruhe geben. Schon vor der Schule hat sie immer viel zu tun! Zunächst muss sie ihrem Papa all die Fragen stellen, die ihr gerade in den Kopf kommen. Danach die Katze begrüßen, etwas zeichnen und schnell noch klettern. Von Papa kommen noch einige Erinnerungen an anderes, das er für wichtig hält: Sie soll das Zähneputzen nicht vergessen, an jeden Fuß eine Socke anziehen und auch nicht mit Hausschuhen zur Schule losgehen. Für Wilma ist schon der Weg zur Schule einfach nur interessant, denn es gibt so viel zu entdecken. Manchmal dauert das alles dann auch länger als gedacht. Im Unterricht sollen sie Buchstaben schreiben, was dem Mädchen gar nicht so leicht fällt. Sie konzentriert sich sehr und sieht, dass die anderen viel weiter sind – puh! Zum Glück hat Wilma die beste Lehrerin der Welt, wie sie findet, die sie ermutigt und eine individuelle Lösung findet.
So geht ihr Tag weiter. Während der Pause wird getobt, gespielt und auch anderen geholfen. Im Matheunterricht sind ihre Gedanken mehr bei der Amsel vor dem Fenster als bei den Erklärungen der Lehrerin und im Musikunterricht findet sie die Trommeln des Orchesters ganz schön laut. Zum Glück hat ihre Lehrerin Verständnis dafür, dass sie einmal die Stille auf dem Flur sucht. An diesem Nachmittag hat Wilma auch Therapie und berichtet ihrer Therapeutin, dass sie manchmal gerne ruhiger wäre und sich wünscht, besser zu können. Frau König hat aber die besten Worte für Wilma: Sie ist genau richtig, so wie sie ist und auch wenn ihr Blick auf die Dinge mal anders ist, kann das doch auch ein besonderer Schatz sein. In ihrem Kopf ist es manchmal anstrengend, aber dort sind auch viele tolle Ideen. Am Ende des Buches gibt es noch eine Zusammenfassung zu Wilmas Stärken und zu den Dingen, die sie manchmal anstrengen. Dafür hat sie aber auch Erwachsene um sich, die ihr wunderbar helfen können. So kann Wilma alles schaffen.
Warum Wilma nun diese Zappelhände und die vielen Gedanken im Kopf hat, wird völlig offen gehalten. Die Erwachsenen werden sicherlich an vielen Stellen herauslesen, dass wir ein Kind mit ADHS durch den Tag begleiten. Das Mädchen hat großes Glück mit einer Umgebung, in der alle ihr wertschätzend und unterstützend begegnen. Sei es die Lehrerin, die individuell auf sie und ihre Besonderheiten eingeht, die sehr hilfreiche Therapeutin oder auch die anderen Kinder, die sie unterstützen.
Viele Kinder, denen es ähnlich geht wie Wilma, werden sich und ihren Alltag sicherlich in einzelnen Situationen wieder finden und hoffentlich aus diesem Mut- Mach- Buch etwas Positives und Bestärkendes für sich mitnehmen. Am Ende des Buches gibt es noch einige hilfreiche Tipps für Eltern. Die Illustrationen von Lara Hacker sind in eher gedeckten Tönen gehalten, mit hohem braun – beige Anteil. Ob man das bei Kinderbüchern bevorzugt, ist sicherlich Geschmacksache, es trifft aber sicherlich einen Trend.
Saskia Niechzial, Lara Hacker, Wilma Wolkenkopf, Jupitermond Verlag 2023.
Das Buch wurde uns vom Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt.
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