„Lichtputzer und Pulveraffen: 89 ausgestorbene Berufe und ihre unglaubliche Geschichte
Ich möchte euch heute mit „Lichtputzer und Pulveraffen: 89 ausgestorbene Berufe und ihre unglaubliche Geschichte“ ein ganz besonderes Kindersachbuch ans Herz legen. Trotz des eher unscheinbaren Covers wurde kaum ein anderes Sachbuch in den letzte Wochen von meinen Kindern mehr in die Hand genommen. Das Äußere versteckt ein wenig das wirklich spannende Thema, das auch noch sehr gut aufbereitet wurde. Auf jeder Seite lernen wir einen Beruf kennen, den es gar nicht mehr gibt oder der nur noch äußerst selten anzutreffen ist. Doch dabei schauen wir auf noch so viel mehr als nur auf die Ausübung einer bestimmten Tätigkeit. Wir lernen etwas über die Umstände und Gepflogenheiten vergangener Zeiten, schauen auf andere Gesellschaften und erkennen, welche Veränderungen technische und politische Fortschritte mit sich gebracht haben.
Berufe und deren Veränderung im Laufe der Zeit
Gestartet wird in der Antike mit Berufen, von denen man vielleicht noch nie gehört hat. Das Sprichwort „Geld stinkt nicht“ kennt man, aber dass es mit der Berufsgruppe der Urinwäscher zu tun hat, war hier zumindest neu. Die Arbeiter holten den Urin aus den öffentlichen Toiletten der Stadt und machten daraus ein Waschmittel für edle Gewänder. Dieser Beruf ging mit dem Untergang des römischen Reiches genauso verloren wie beispielsweise der der Achselhaarzupfer. Eine Berufsgruppe, die es über 2000 Jahre lang gab, war die der Mandarine im chinesischen Reich, die oft gleichzeitig gefürchtet und geehrt wurden. Wir lesen über die Frauen, die Geld dafür bekamen, die Babys andere Mütter zu stillen, und über andere, die sich ganz dem Bierbrauen gewidmet haben.
Manche Berufe wie der des Vorkosters galten als nicht allzu anstrengend, aber doch schon gefährlich. Andere wie der des Prügelknaben oder des Scharfrichters waren nicht besonders beliebt. Habt ihr schon einmal von Klageweibern oder den „Stummen“ gehört, die beruflich zu trauern hatten? Oder von Abtrittanbietern, die dafür sorgten, dass alle auch in der Stadt einigermaßen geschützt ihre Notdurft verrichten konnten? Wir erfahren, was ein Schmuckeremit zu tun hatte, warum Kunstfurzer so beliebt waren und warum Hutmacher tatsächlich oft für „verrückt“ gehalten wurden.
Faszinierender Überblick
Wir reisen im Laufe des Buches auch in der Zeit voran und lernen Berufe kennen, die es nur wenige Jahre oder Jahrzehnte lang gab. Nur ein Jahr lang gab es beispielsweise die Reiter des Pony – Express. Vierzig Jahre lang lauschten Menschen professionell danach, ob Flugzeuge kamen und hundert Jahre lang gab es Damen, die Briefe per Rohrpost quer durch die Stadt schickten. Auch Themen wie Kinderarbeit oder schlechte und krankmachende Arbeitsbedingungen werden in diesem faszinierenden Sachbuch angesprochen, das für Kinder ab ca. 8 Jahren zu empfehlen ist.
Markus Rottmann, Michael Meister, Lichtputzer und Pulveraffen: 88 ausgestorbene Berufe und ihre unglaubliche Geschichte, Helvetiq Verlag 2023.
Das Buch wurde uns vom Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt.