
„Ahoi! Alle an Bord und Leinen los!“
Kennt ihr aus dem Kindergarten spielzeugfreie Tage oder Wochen? In dieser Zeit werden alle vorgefertigten Spielzeuge (Lego/Duplo, Puppen, Autos usw.) für einen begrenzten Zeitraum aus den Gruppenräumen entfernt. Die Möbel bleiben natürlich da, genauso wie nutzungsoffene Materialien wie Tücher, Decken/Kissen, Gegenstände aus der Natur oder solche aus dem Alltag. Es ist spannend zu sehen, wie die Kinder dieses nutzen, wie sie ihre Kreativität einsetzen und neue Spielideen entwickeln. Im Bilderbuch „Ahoi! Alle an Bord und Leinen los!“ von Sophie Blackall dreht sich alles genau um so ein freies Spiel, das ein Kind zuhause initiiert. Ausgestattet mit Alltagsdingen startet es eine ebenso kreative wie aufregende Segeltour – und reißt die Erwachsenen mit seiner Begeisterung gleich mit. Ein liebenswertes Bilderbuch für Kinder ab 3 Jahren, das mit wenigen Worten auskommt, aber eine besondere Geschichte erzählt.

Ein Vater (? Das wird nicht ganz klar. Ich gehen jetzt mal davon aus) wollte gerade mit dem Staubsaugen starten, als er darauf aufmerksam wird, was sein Kind gerade macht. es holt alle möglichen Alltagsmaterialien zusammen, Kissen, Decken, einen Stuhl und einen Wischmob, und erklärt, was es nun machen möchte. Diese Dinge sind alle Bestandteil eines Schiffes auf hoher See, der Teppich ist das Meer und das Schiff legt jeden Moment ab. Vehement besteht das Kind darauf, dass der Erwachsene mitspielt. Jemand muss doch die Seekarte malen! Also legen beide los, malen und bauen, hissen das Segel, ziehen den Anker hoch und stechen in See. Gerade als sie mitten im Spiel sind, klingelt Papas Handy und er muss das Telefonat annehmen. So eine Flaute für das Segelschiff!

Dann kann es aber endlich weiter gehen. Papa wird von einem Riesenkalmar (= Staubsauger) angegriffen und das Kind kann ihn so gerade noch retten und an Bord ziehen. Als dann Wale das Schiff auf einem Eisberg festsetzen, müssen sie ein Notsignal hissen. Mit knapper Not kommen sie frei, bevor die Haie sie erreichen. Irgendwann kommt ein weiterer Erwachsener (der zweite Papa?) in das Zimmer und fragt, was sie denn spielen. Sie machen ihm klar, dass sie nicht spielen, sondern sich auf hoher See befinden – und er kommt natürlich gerne mit.

Man ist ja immer wieder erstaunt, was die kindliche Kreativität so hervorbringen kann. Man braucht nur einen Stuhl, ein Tuch und einen blauen Teppich und schon versinkt das Kind in einer aufregenden Fantasiewelt. Der Erwachsene hat eigentlich viel zu tun und steht dem Ganzen erst etwas skeptisch gegenüber – lässt sich dann aber doch glücklicherweise mitreißen! Mit großflächigen, die ganze Doppelseite ausfüllenden Illustrationen und wenigen Worten tauchen wir mit ein in diese besondere Spielwelt und lassen uns von der kindlichen Fantasie und einem Spiel ohne feste Vorgaben tragen. Das sollte man öfter mal machen.
Sophie Blackall, Ahoi! Alle an Bord und Leinen los!, aus dem Englischen von Bettina Obrecht, Penguin Verlag 2025.
Das Buch wurde uns vom Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt.