„Das Nest in meinen Zweigen. Ein Baum erzählt von den Jahreszeiten“ – Carmen Saldana, Anna Taube
Ein Baum kann viel erzählen, selbst wenn er immer an der gleichen Stelle steht. Um ihn herum geschieht so viel. Falls euch noch ein Pappbilderbuch für das Osternest fehlt, oder auch einfach nur so, dann schaut euch mal das kunstvolle „Das Nest in meinen Zweigen. Ein Baum erzählt von den Jahreszeiten“ von Carmen Saldana und Anna Taube an. Ganz poetisch wird vom Lauf der Jahreszeiten erzählt und das exemplarisch anhand eines Tulpenbaumes.
Der Lauf der Jahreszeiten – faszinierend!
Gestartet wird im Winter, der Jahreszeit, in welcher der Baum schläft und von neuen Erwachen der Knospen träumt. Doch ganz langweilig geht es auf seinen Zweigen nicht zu. Vögel, die nicht in die Ferne gezogen sind, hüpfen auf den Ästen herum, ein Specht holt sich Futter aus der Rinde und am Fuße des Baumes steht ein lustiger Schneemann. Dann ist der Frühling endlich da! Die ersten Blumen strecken ihre Blüten den Sonnenstrahlen entgegen und es fliegen sogar schon Bienen und Hummeln herum. Mit zunehmender Wärme öffnen sich nun auch die Knospen des Baumes so langsam, während es auf der Wiese drum herum bunter und bunter wird und auch schon Vögel ein Nest bezogen haben.
Und als die Maiglöckchen endlich duften und Eier im Nest liegen, steht auch der Baum endlich in voller Blütenpracht. Es geht weiter in den Sommer hinein, aus den Eiern sind schon kleine Vögel geschlüpft und die Blüten fallen zu Boden. Sie machen Platz für grüne Blätter an den Ästen und auch das sieht wunderschön aus. Hier können sich die vielen gefiederten Baumbewohner verstecken und manche starten auch von hier aus ihre ersten Flugversuche. Im Sommer freut sich der Baum über die kühleren Nächte und hört den zirpenden Zikaden zu. Tagsüber haben alle Pflanzen in der heißen Sommersonne Durst. Zum Glück spenden die Blätter vielen Tieren und anderen Pflanzen Schatten. Als der Herbst herbei zieht, färben sich diese so langsam orange, gelb und braun. Zugvögel sammeln sich in seinen Zweigen und das Wetter wird immer schlechter. Herbststürme reißen die letzten Blätter zu Boden und werden zu einem Winterunterschlupf für einen Igel. Und dann ist der Baum müde. Der Winter ist da und er verabschiedet sich bis zum nächsten Frühling.
Ein Pappbilderbuch voller Poesie
Gerade für ein Pappbilderbuch finde ich dieses hier ganz besonders gestaltet und erzählt. Die zarten Illustrationen, die auch in etwas gedeckteren, blassen Tönen gehalten sind, erinnern mich ein wenig an den Stil von Britta Teckentrup. Auf jeder Doppelseite sieht man den Baum aus der immer gleichen Perspektive. Langweilig wird das aber nicht, denn es gibt immer wieder Neues zu entdecken: an den Zweigen, auf der Wiese und am Himmel. Nicht nur der Baum verändert sich, auch die Tiere und das ganze Leben um ihn herum. Sei es die Vögel, die erst ein Nest bauen und Eier legen, aus denen dann Kleine schlüpfen und dann irgendwann flügge werden. Oder auch die Katzen, irgendwann als Babys mit ihrer Mutter um den Stamm herum tollen. Die kurzen, beschreibenden Texte sind schon von kleineren Kindern ab zwei Jahren gut zu verstehen und harmonieren wunderbar mit den feinen Illustrationen. Ein wunderschönes Bilderbuch, das in der Masse der Pappbilderbücher definitiv auffällt.
Ähnlich vom Stil her, aber für etwas ältere Kinder, ist auch das wunderschöne „Jahreszeiten. Frühling, Sommer, Herbst und Winter in der Natur“ aus dem cbj Verlag.
Carmen Saldana, Anna Taube, Das Nest in meinen Zweigen. Ein Baum erzählt von den Jahreszeiten, Ars Edition Verlag 2021.
Das Buch wurde uns vom Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt.