Aufklärung für Kinder: „Schokostreuselgross. Ein Baby in Mamas Bauch“ – Bette Westera, Julia Dürr
In der letzten Zeit häuften sich die Schwangerschaften und Geburten bei uns im Freundeskreis, bei manchen wurde das zweite Kind geboren, die anderen erwarten das dritte. Gerade wenn Geschwisterkinder vorhanden sind, die schon etwas älter sind, fangen spätestens hier manchmal die Fragen an. Wie kommt das Baby aus dem Bauch heraus – und wie ist es überhaupt erst da hinein gekommen? Wo man bei Ersterem vielleicht noch recht leicht eine Antwort zu finden weiß, tun sich viele – mich eingeschlossen – mit der Frage des Hineins vielleicht etwas schwer. Wenn man keine richtigen Worte oder kindgerechte Erklärungen zu finden mag, kann ein Buch sehr gut helfen, eins wie „Schokostreuselgross. Ein Baby in Mamas Bauch“* von Bette Westera und Julia Dürr.
Worum geht es?
Schokostreuselgroß im Bauch
Beim Frühstück müssen Mama und Papa Maxi etwas erzählen: schon seit drei Monaten hat sie ein Baby im Bauch und sie möchten jetzt auch, dass ihre Tochter dies erfährt. Sie berichten, wie groß das Baby schon ist und holen die ersten Ultraschallfotos heraus, um ihr damit alles genau zu zeigen. Und dann darf sie ein paar Tage später noch mit zur Frauenärztin, bei der die Mutter einen Ultraschalltermin hat. Sie hören den Herzschlag, messen die Größe und alles ist sehr aufregend.
Wie kommt es da rein?
Die werdende Schwester möchte nun unbedingt wissen, wie das Baby in den Bauch hineingekommen ist, also fängt ihre Mutter an zu erzählen. Sie berichtet von Eiern, die im Bauch der Mutter und Samen, die im Hoden des Vaters sind. Aus beiden zusammen entsteht dann das Kind und damit das passiert, muss man Sex haben. Das Wort hat sie schonmal gehört, aber was das genau ist, weiß sie nicht. Also erklärt die Mutter weiter, bis hin zum Wettrennen der Samen im Bauch der Mutter, welcher als erster im Ziel ist.
Geschlechtsorgane und noch mehr Erklärungen
Bei einem Bad mit dem Vater kommt die Sprache auf die Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen und auf die richtigen Bezeichnungen dafür. Und es gibt eine Überraschung beim nächsten Frauenarzttermin, denn beim Baby ist ein Penis zu sehen. Es wird viel erklärt: wie wird das Baby im Bauch mit Essen versorgt? Warum darf es erst nach gut neun Monaten den Bauch verlassen und wieso kommt es mal vor, dass manche Babys eher auf die Welt kommen?
Veränderungen und Fragen
Mamas Buch wird immer größer und auch die Hosen passen ihr bald nicht mehr. Und noch eine Sache ändert sich: Maxis Zimmer wird (ohne ihr Wissen und Einverständnis) zum Bruderzimmer umgestaltet und sie bekomme ein neues. Immer wieder erklären Mama und Papa viel: was es mit der Verwandtschaft mit Oma und Opa auf sich hat, wo kleine Kinder und alte Menschen sind, nachdem sie gestorben sind und wie Babys versorgt werden, die zu früh aus dem Bauch der Mutter gekommen sind.
Ein Kapitel ist Kindern gewidmet, die bei Adoptiveltern oder bei gleichgeschlechtlichen Eltern leben. Ein Freund aus ihrer Klasse, der zwei Mütter hat, erklärt auf Maxis Nachfrage hin, dass er schon einen Papa habe, der aber nur seinen Samen in ein Glas getan habe. Denn seine Mütter lieben einander und keinen Mann.
Das Baby kommt raus
Gegen Ende der Schwangerschaft ist es dann doch sehr spannend zu wissen, wie das Kind wieder raus kommt. Mama erklärt, dass es aus der Scheide hinaus gepresst wird und dass dies ziemlich weh tut. Die Bauchweh dauern und dauern und die Hebamme kommt zur Hilfe. Und dann kommt das Baby zur Welt und die große Schwester darf schnell ins Schlafzimmer und den Bruder bestaunen. Und zusammen mit Papa darf die sogar die Nabenschnur durchschneiden.
So hat es uns gefallen
Als erstes hat mir ganz besonders gut gefallen, dass man hier ein Buch in der Hand hat, bei dem es eine zusammenhängende Geschichte gibt, die voller Sachinformationen ist. Viele Vorschul- oder Grundschulkinder, bei denen in der Familie bald Nachwuchs kommt, können sich sicherlich schnell mit Maxi und ihrer Situation identifizieren. Die vielen Informationen zu diesem Thema werden so vielleicht noch besser vermittelt als in reinen Sachbüchern.
Das zweite, das uns gefallen hat, sind die Vielzahl sowie die Vielfalt der Informationen. Hier wird kein Thema ‚unter den Tisch gekehrt‘ und alles Wichtige kommt kindgerecht zur Sprache. Seien es Themen wie Sex, körperliche Merkmale von Mann und Frau, Früh- und Totgeburt, Homosexualität, Adoption oder Geburt, alles wird erklärt. Oft gibt es noch die passenden Illustrationen dazu, mal ’nur‘ als Bild, mal mit Pfeilen etc. mit zusätzlichen Informationen. Das Buch wird nach der Lektüre viel Stoff für Kinderfragen aufwerfen, da muss man natürlich bereit sein, offen über das Thema zu sprechen
Das Buch wurde aus dem Niederländischen übersetzt, deswegen wohl auch die Hausgeburt, die dort weitaus üblicher ist. Dass manche Babys im Krankenhaus auf die Welt kommen, wird aber auch thematisiert.
Zwei sehr kleine Punkte haben mir nicht so gut gefallen, aber mindern den durchaus positiven Eindruck des Buches nicht. Am Anfang sagen die Eltern, dass sie es Maxi erst nach drei Monaten mitgeteilt haben, weil sie noch nicht sicher waren, dass das Baby wachsen würde. Ich weiß, dass viele da ‚vorsichtig‘ sind, es klang aber irgendwie etwas negativ und furchtsam für mich. Dass das Kinderzimmer von Maxi ohne ihr Wissen umgestaltet wurde, war für mich auch sehr unüblich. Aber trotzdem, ein tolles Buch!
Bette Westera, Julia Dürr (Illustration), Rolf Erdorf (Übersetzung), Schokostreuselgross. Ein Baby in Mamas Bauch, Gerstenberg Verlag 2019.
[…] Ein anderes schönes Buch zum Thema sexuelle Aufklärung, das aber anders gestaltet ist und alles in einer Geschichte eingebettet erzählt, ist „Schokostreuselgroß. Ein Baby in Mamas Bauch„. […]
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