„Blaukäppchen und der gute Wolf“ – Nico Sternbaum
Bücher, die mit Märchenklischees spielen und neuen Schwung in die alten Geschichten bringen, finde ich immer ganz wunderbar. Vor allem der arme Wolf musste in den letzten Jahrhunderten sehr unter den Geschichten leiden, die über ihn erzählt werden. Große Zähne, große Augen, lauert kleinen Kindern im Wald auf und frisst Großmütter. Doch der Wolf ist ganz anders! Das weiß auch das Mädchen in „Blaukäppchen und der gute Wolf“, dem neuen Bilderbuch von Nico Sternbaum. Kann sie die anderen Tiere überzeugen, dass er eigentlich sehr nett ist?
Vom Wolf, der gar nicht böse ist
Blaukäppchen ist im Wald unterwegs, um Blumen zu pflücken, als sie auf den Wolf trifft. Dieser sitzt traurig auf einem Baumstamm und berichtet ihr, dass niemand mit ihm spielen möchte. Alle anderen Tiere hätten Angst vor ihm und er habe keine Ahnung, warum. Das Mädchen ist erstaunt und ihr tut der Wolf sehr leid. Sie nimmt ihn mit auf ihren Weg durch den Wald. unterwegs treffen sie auf viele verschiedene Tiere, die alle sofort aufschreien und alle warnen, sobald sie den Wolf sehen. Blaukäppchen fragt jedes Tier, warum sie den Wolf denn gruselig finden und jedes Tier hat eine andere Antwort. Der Frosch fürchtet sich vor den großen Ohren des Wolfes. Schnell können sie aufklären, dass er die braucht, um gut Musik hören zu können. Der Hase findet die großen Augen ganz schrecklich. Aber auch hier liegt die Antwort auf der Hand: der Wolf trägt eine Brille, ohne die er nicht richtig gucken kann. Das versteht der Hase sofort!
So geht es weiter und Blaukäppchen erklärt den Tieren, warum der Wolf so große Pfoten, riesige Zähne und einen breiten Mund hat. Alle Tiere sind mit den Erklärungen zufrieden. Zuletzt treffen sie ein Wildschwein, das sich stets sehr vor dem Heulen des Wolfes fürchtet. Dass dieser den anderen Tieren damit nur jeden Tag eine gute Nacht wünschen wollte, wusste es nicht. Weil es das so schön findet, organisiert es ein großes Fest für den Wolf, auf dem auch alle anderen Tiere eingeladen sind. Als die Nacht hereinbricht heulen alle zusammen den Mond an. Jetzt hat keiner mehr Angst vor dem Wolf.
Weg mit Schubladendenken, hin zu Toleranz
Viele Erzählelemente, die man in Märchen findet, trifft man auch hier. Wiederkehrende gleiche Fragen, gleiche Struktur der Erzählung bei der Begegnung mit den verschiedenen Tieren – das Muster erkennen die Kinder schnell. Die Vorurteile, die dem Wolf entgegengebracht werden, sind bestimmt auch aus dem Original bekannt. Blaukäppchen schafft es mit ihrer wunderbaren Art, diese zu entkräften. Sie spricht die Tiere direkt auf ihre Vorurteile an, erklärt ruhig, warum diese nicht stimmen und kann so die Angst nehmen. Daraus kann auch so einiges für das alltägliche Leben gezogen werden. Schubladendenken führt nicht weiter, besser ist es, genau hinzuschauen und Toleranz zu zeigen. Ein tolles Bilderbuch mit absolut witzigen und auch niedlichen Illustrationen für Kinder ab 3 Jahren.
Nico Sternbaum, Blaukäppchen und der gute Wolf, Schneiderbuch Verlag 2022.
Das Buch wurde uns vom Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt.